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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe
Autoren: P Mennen
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In der Zwischenzeit hatten Jella und Nancy die Bowle herangeschafft und begannen mit dem Austeilen des Getränks.
    Fritz hatte unterdessen das Grammofon aufgestellt und eine moderne Tanzplatte aufgelegt. Die Musiker hatte er zu ihrer großen Erleichterung entlassen. Als die ersten beschwingten Takte erklangen, begab er sich zu Jella, nahm ihr den Schöpflöffel aus der Hand und trug sie auf die Tanzfläche. Die Gäste klatschten begeistert in die Hände, als er sie absetzte und mit ihr in einer wilden Polka über die Tanzfläche zu preschen begann. Es dauerte nicht lange, bis die nächsten Tanzpaare ihnen folgten und sich lachend zu den noch nie gehörten Rhythmen schwangen.

Alles fügt sich
    »Es war ein Unsinn, von unserer Gruppe wegzugehen«, klagte Chuka. »Welcher dumme Geist hat sich da meiner bemächtigt?«
    Nakeshi strich ihrer Mutter beruhigend über den Unterarm. »Spar deine Kräfte für den Marsch«, riet sie ihr. »Es kann nicht mehr weit sein. Twi hat mir die Wasserstelle genau beschrieben.«
    Mürrisch folgte Chuka ihrer Tochter. Seit dem Tod von Debe war sie noch zänkischer geworden. Ihr Lebensgefährte fehlte ihr so sehr, dass sie innerlich zu verdorren schien. Doch ihr Wesen ließ es nicht zu, dass sie ihre Gefühle offen zeigte. Stattdessen vergrub sie ihren Schmerz und verwandelte ihn in Missmut, den sie nur allzu gern an ihrer Tochter ausließ. Chuka verstand Nakeshi einfach nicht. Sie war eigenwillig und tat immer nur das, was sie wollte. Jetzt hatte sie sogar ihren Mann, einen erfahrenen Jäger, verlassen, nur weil er ihr verbieten wollte, als Heilerin tätig zu sein. Nakeshi wollte immer hinter die Dinge blicken, anstatt sich mit den althergebrachten Regeln der Gruppe zu begnügen. Ihre Sturheit gefiel Chuka ebenso wenig wie die Freundschaft mit dieser weißen Frau mit den Feuerhaaren. Wie konnte es sein, dass eine Juoansi und eine Weiße Sternenschwestern waren? Die alte Frau schüttelte verständnislos den Kopf. So etwas hatte es noch nie gegeben.
    »Hier ist es!«
    Nakeshi riss Chuka aus ihren unfreundlichen Gedanken und zeigte auf das schmale Vlei, ein ausgetrocknetes Flussbett, in dem eine abgestorbene Kameldornakazie stand. Eilig kniete sie
sich nieder und begann unweit des Baums mit ihrem Grabstock ein Loch zu graben. Chuka setzte sich neben sie und half. Doch so tief die beiden Frauen auch gruben, es zeigte sich nicht das kleinste bisschen Flüssigkeit. Als Nakeshis Oberkörper schon fast verschwunden war, gab sie auf. Die junge Frau schüttelte kurz den Kopf mit den kurzen, wie Inseln wachsenden Zöpfchen und sah ihre Mutter sorgenvoll an.
    »Schon wieder nichts«, murmelte sie enttäuscht.
    »Zum Umkehren ist es nun zu spät«, stellte Chuka verbittert fest. In ihrer Stimme schwangen Vorwürfe mit. »Wir hätten unsere Gruppe nie verlassen dürfen.«
    »Es war deine Idee, zu Twi zu gehen«, hielt Nakeshi ihrer Mutter vor. »Du wolltest deinen Sohn noch einmal sehen.«
    Chuka musterte ihre Tochter mit zusammengekniffenen Augen.
    »Du hättest deiner alten Mutter eben davon abraten müssen!«
    »Klagen hilft uns nicht«, sagte Nakeshi streng. »Wir sind Juoansi.«
    Chuka wollte ihr gerade etwas Unfreundliches entgegnen, als Nakeshi die Hand an ihr Ohr hob und lauschte.
    »Hörst du es?«, flüsterte sie aufgeregt. Aus der Ferne war ein schrilles, wenn auch nicht sehr lautes Geräusch zu hören.
    Chuka fuhr erschrocken zusammen.
    »Die Geister kommen, um uns zu holen!«
    Trotz der Hitze überkam die alte Frau ein Frösteln.
    »Das sind keine Geister«, wehrte Nakeshi ab. Die Geräusche wurden lauter, vielstimmiger, und waren nun besser zu erkennen. Die junge Buschmannfrau ergriff aufgeregt den Arm ihrer Mutter und zog sie hoch.
    »Wir müssen dorthin! Das sind Elefanten!«
    »Elefanten!« Chuka hielt sich vor Schreck die Hände vor den Mund. »Niemals werde ich zu diesen riesigen Tieren gehen. Wir sind Frauen; wir können sie doch nicht jagen.«

    »Mutter!« Nakeshi sah ihre Mutter halb verärgert, halb belustigt an. »Niemand will die Tiere jagen! Hörst du nicht, wie froh ihre Rufe klingen?«
    Chuka schüttelte entschieden den Kopf.
    »Das ist nicht froh, das ist bösartig! Gwi steckt in ihnen, ich spüre es! Ich bin deine Mutter, und ich sage dir, wir gehen nicht dorthin!«
    Um die Ernsthaftigkeit ihrer Absicht zu unterstreichen, drehte sie sich um und machte sich auf den Weg zurück. Nakeshi hielt sie auf.
    »Verstehst du denn nicht?«, fragte sie ungeduldig. »Den Elefanten geht
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