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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe
Autoren: P Mennen
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Laborarbeit bei Professor Robert Koch beachtliche medizinische Kenntnisse angeeignet. Warum sollte sie ihr Wissen nicht anwenden? Sie sehnte sich danach, etwas Sinnvolles zu tun. Fritz gefiel das nicht besonders. Stirnrunzelnd hatte er darauf hingewiesen, dass sich eine Frau um ihre Familie zu kümmern hatte und nicht um fremde Menschen. Doch Jella hatte seine Bedenken einfach beiseitegewischt und gemeint, dass sie genügend Kraft hätte, um sich auch noch um andere zu kümmern. Fritz’ Hoffnung war, dass seine junge Frau durch die Geburt zur Vernunft kommen würde. Wenn das Baby erst einmal auf der Welt war, würde Jella schon merken, wie viel Arbeit so ein Säugling machte.
    Das einzig wirkliche Problem bestand in der Frage, was in Zukunft mit Fritz’ Mutter und dem Kolonialwarenladen geschehen sollte. Johannes hatte Imelda großzügig angeboten, ebenfalls nach Owitambe zu ziehen. Jella, Fritz und das Baby würden ohnehin ein neues Haus brauchen, in das man gleich Platz für sie einplanen könne. Doch Imelda hatte abgewinkt. Sie wollte auf keinen Fall ihre Selbstständigkeit verlieren.
    »Die Menschen in Okakarara brauchen mich«, behauptete sie steif und fest. »Wo sollen sie ihre Stoffe, ihr Werkzeug und ihre Lebensmittel herbekommen? Außerdem brauche ich die Abwechslung. Hier auf Owitambe wäre mir bald langweilig! Nein, nein, nein! Jakob und ich schaffen das schon allein!«
    Fritz wusste aus Erfahrung, dass sie sich dadurch viel zu viel zumutete. Jakob, ihre einzige Hilfe, war auch nicht mehr der Jüngste, und die Waren wogen schwer und mussten dauernd
umgeschichtet werden. Fritz hatte darauf bestanden, seiner Mutter so lange zu helfen, bis Imelda jemanden gefunden hatte, der ihr tatkräftig unter die Arme greifen konnte, oder sie sich eines Besseren besann. Jella mochte diese Lösung genauso wenig wie Fritz. Schließlich bedeutete das, dass sie einander zumindest unter der Woche nicht sehen konnten, weil die Entfernung zwischen Owitambe und Okakarara einfach zu groß war. Doch daran ließ sich im Moment nichts ändern.
    Jella freute sich auf den kleinen Zwischenstopp in Okakarara. Sie fühlte sich wohl im Haus ihrer Schwiegermutter, das die gleiche heitere Gelassenheit verströmte wie Imelda selber. »Imeldas Store« war nicht sehr groß. Es war ein einfaches, weiß getünchtes Steinhaus mit vielen Fenstern und hübschen, bunten Vorhängen. Der Laden und die Lagerräume befanden sich im Erdgeschoss, während die Wohnung darüber lag. Sie bestand aus einer gemütlichen Wohnküche und drei kleinen Kammern. Hinter dem Haus gab es ein paar Stallungen auf einem eingezäunten Platz. Hier befand sich Fritz’ provisorische »Wildtierfarm«. Sie war nicht viel mehr als vier Morgen groß. Immerhin hatte Fritz in der Mitte des Grundstückes ein kleines künstliches Wasserloch anlegen lassen, das durch eine Windradpumpe befüllt werden konnte. Rundum wuchsen Mopanebüsche und hohes Buschgras. Während Imelda für sie alle Tee kochte, gingen Jella und Fritz mit ein paar Leckereien zu den Tieren. Das blinde Zebra Leopold kam sofort auf sie zugetrabt und begrüßte sie mit einem ungestümen Schnauben. Seine Nase war feiner als die eines Hundes, zumindest, was das Aufspüren von Leckereien anging. Gierig schnappte er nach der Möhre, die Fritz ihm hinhielt, und kaute sie genüsslich. Danach verlangte er nach mehr. Doch Fritz versetzte ihm einen Klaps und scheuchte ihn davon. Aus dem mit dickem Draht versehenen Gehege drang freudiges Miauen. Pascha bettelte ungeduldig um Aufmerksamkeit. Fritz brachte ihm den Oberschenkelknochen eines Kudus.

    »Geh du nur zu dem kleinen Racker«, lachte Jella. »Ich versuche mal, mich beim General beliebt zu machen. Hast du Duikduik schon gesehen?«
    »Der ist längst bei Imelda im Haus. Du weißt doch, die beiden sind unzertrennlich!«
    Fritz öffnete die Tür zu dem Gehege und warf den Knochen in eine Ecke. Pascha stürzte sich sofort darauf. Aber nachdem er ein paar Bissen heruntergeschlungen hatte, besann er sich eines Besseren und sprang auf Fritz zu. Der hatte Mühe, den Sprung des fast ausgewachsenen Tieres abzufedern, umso mehr, als Pascha sich daranmachte, ihm quer über das Gesicht zu schlecken.
    »Was hast du nur für einen schrecklichen Mundgeruch!«, stöhnte Fritz und beförderte den Leoparden lachend wieder zurück auf dessen eigene Pfoten und kraulte ihn sodann kräftig am Hals. Schon bald begann Pascha zu schnurren wie eine kleine Hauskatze. Zärtlich schmiegte er sich an
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