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Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Titel: Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)
Autoren: Swantje Berndt
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Seine Lippen trennten sich von ihren , sein Griff um ihre Hüfte wurde schlaff . Wie ein Kartoffelsack fiel er zurück in die Kissen.
    Süß, die schwarzen Locken. Lucy strich vorsichtig darüber. „Danke für wundervolle fünf Minuten, Kolja Grigorjew.“ Sie küsste seinen vollkommenen Mund. Er würde sich erst in den frühen Morgenstunden wieder bewegen können. Das Fläschchen mit den K .-o. -Tropfen stand auf der Louis-qui n ze Kommode neben dem üppig drapierten Bett, verborgen hinter dem Leuchter. Hatte sie zu viel davon in den Wodka getan ? Sollte Kolja nicht mehr erwachen, würde sie es nie erfahren. Morgen schon war sie bei Ethan in London. Zusammen mit allen Kostbarkeiten, die sie aus diesem Zimmer entfernen würde.
    Moskau war eine aufregende Stadt.
    Koljas Hand lag entspannt auf seiner Brust, die sich eben noch unter schnellen Atemzügen gehoben und gesenkt hatte. Fünf Minuten Ekstase. Dann hatten seine Lider geflattert. Lucy zog ein es seiner Augenlid er hoch. Keine Pupille war zu sehen, alles war weiß. Von Koljas Brust strömte noch der herbe Geruch. Beinahe zu kräftig, aber im entscheidenden Moment hatte d er Duft sie mitgerissen. Dieser Mann war extrem. Seine Ausstrahlung, seine Dynamik, seine Vorlieben im Bett.
    Der Smaragd war in Gold gefasst und zierte Koljas Hand beinahe zu protzig. Behutsam zog sie den Ring vom Finger. Er würde Ethan reicher machen und damit ihr Gewissen beruhigen. Wie wunderschön er war und wie schwer er in ihrer Hand lag. Selbst wenn sie ihn über den Daumen zöge, wäre er zu weit. Haarfeine Zeichen zogen sich über das Gold. Symbole, die Lucy weder kannte noch kennen wollte , aber eines wusste sie mit hundertprozentiger Sicherheit. Der Ring war ein Vermögen wert. Mit oder ohne Striche, Zacken und Dreiecken.
    Kolja war ein reicher Mann. Das Apartment quoll über vor Kostbarkeiten. Vor allem die bibliophilen Raritäten in den Regalen aus geschwärztem Eichenholz lockten ein freudiges Kribbeln in Lucys Finger.
    Dantes G öttliche Komödie . Eine Ausgabe von 1472? Das konnte nicht sein. Ob ein Mann wie Kolja Grigorjew Verwendung für Dante Alighieris Werk hatte? Der zweite bis vierte Kreis der Hölle war für die Maßlosen reserviert. Maßlos war Kolja in jedem Fall. Er hatte sie an seine Lippen heben und austrinken wollen wie einen kostbaren Wein. Lucy hatte es für eine charmante Metapher gehalten. Das Gefühl von Gefahr saß ihr jetzt noch im Nacken und die Striemen, die seine Fingernägel auf ihrem Rücken und Hintern hinterlassen hatten, musste sie irgendwie vor Peter verbergen. Obwohl, vielleicht auch nicht. Peter sah ohne Brille kaum etwas, und wenn er sie i n der Löffelstellung nahm, waren sämtliche Lichter aus .
    Kolja hatte ein Faible für sakrale Kunst. Eine antike Marienfigur mit dem obligatorischen blauen Mantel und rote n Kleid stand auf dem Kaminsims. Dahinter hing die kleinste Ikone, die ihr je untergekommen war. Wundervolle Blau- und Goldtöne, ein Hauch Rot und das Gesicht der Madonna wirkte dunkel, als hätte sie einen dreiwöchigen Urlaub in der Karibik hinter sich. Ethan würde begeistert sein. Ikonen, alte Seekarten, Aktienzertifikate der East Indien Companie. Es war leicht, ihn glücklich zu machen, wenn man eine talentierte Diebin war, die sich mit altem Plunder auskannte.
    An einigen Stellen blätterte die Farbe bereits ab. Als ob es ein rohes Ei wäre, nahm Lucy das Heiligenbild von der Wand und legte es auf die Kommode. Was gab es noch? Igor hatte ihr diesen Grigorjew nicht umsonst vorgeschlagen.
    Lucy schlenderte durch den Raum. Im Bücherregal neben der Anrichte standen in Leder gebundene Bibeln, bei denen der Rücken bereits klaffte. Wasserschaden oder Alter oder beides. Ethan besaß genug dieser Dinger. A uf dem zweituntersten Brett, kaum noch als Buch erkennbar , stand ein Epistolarium. Beim Umblättern brach ein Stück der ersten Seite ab. Verdammt! Das Werk kam aus Ivan Fedorovs Buchdruckerei. Sechzehntes Jahrhundert. Es hatte alle Rechte der Welt, in ihrer Hand zu zerbröseln. War Kolja irre, diese Kostbarkeit offen der ätzenden Luft Moskaus auszusetzen? Es gehörte unter Glas und nicht in Smog.
    Kolja sog zischend Luft ein. Lucy erstarrte zur Salzsäule. Wenn jetzt die Schnappatmung einsetzte, wäre es um ihn geschehen. Sie wartete, doch nichts geschah. Kolja blieb ruhig. Wäre es Mord, Totschlag oder einfach nur ein Versehen, wenn er jetzt sterben würde? Ein Versehen. Sie würde das jedem Richter der Welt erklären können aber so
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