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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe
Autoren: P Mennen
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Fritz’ Beine und zeigte ihm seine Zuneigung. Fritz hatte die Raubkatze als Baby im Busch gefunden. Der kleine Leopard war seither sehr anhänglich und folgte Fritz auf Schritt und Tritt. Allerdings begann mit zunehmendem Alter sein Jagdinstinkt durchzuschlagen, und Fritz befürchtete, dass Pascha eines Tages eines der anderen Tiere oder gar einen Menschen anfallen könnte. Allmählich war es an der Zeit, das Tier wieder zurück in die Freiheit zu entlassen. Leoparden waren ausgesprochene Einzelgänger und durchstreiften ein großes Revier. Hier in Gefangenschaft würde Pascha nie glücklich werden, das wusste er.
    »Bald beginnt für dich ein neues Leben«, murmelte er melancholisch. »Dann kannst du auf eigene Faust entdecken, wie schön Afrika ist.«
    Pascha sah ihn mit seinen braunen Augen treuherzig an, so, als verstehe er jedes Wort.
    »Aber erst musst du noch das Jagen lernen«, sagte Fritz mit
erhobenem Zeigefinger. Pascha verstand das als Aufforderung zum Spielen und sprang erneut an ihm hoch. Fritz lachte. »Du musst nicht immer alles gleich wörtlich nehmen! Außerdem meinte ich mit ›jagen‹ nicht, dass du deinen Ziehvater erlegst!«
    Mit einem kräftigen Schubs stieß er die Raubkatze von sich und verließ das Gehege.
    Jella saß unterdessen unter dem Anabaum und fütterte einen ziemlich großen Pavian mit den Hülsenfrüchten des Baums. Der General saß auf seinem rosa Hinterteil und machte durch freundliches Blecken seiner riesigen Eckzähne deutlich, wann er eine neue Frucht haben wollte. Seine eng stehenden braunen Augen verfolgten dabei jede von Jellas Bewegungen. Nachdem sie ihm die letzte Frucht gegeben hatte, legte der Pavian seinen Kopf schief.
    »Ich habe nichts mehr«, behauptete Jella und zeigte ihm ihre leere rechte Hand. Die Linke hielt sie mit einer letzten Frucht versteckt auf dem Rücken. Argwöhnisch kam der Affe näher, umkreiste sie und zog schließlich an ihrer linken Hand. Mit seinen langen Affenfingern öffnete er sie blitzschnell, packte die Frucht und brachte sich damit mit einem höhnischen Gelächter in Sicherheit.
    »Wie schlau er ist«, staunte Jella und sah zu Fritz hoch. Dieser zog sie zu sich hoch und sog tief den Duft ihres kupferroten Haares ein.
    »Du riechst wie Afrika«, meinte er schnuppernd.
    »Ach ja?« Jella zog die linke Augenbraue kritisch nach oben. »Und wie riecht Afrika?«
    Fritz schien zu überlegen. »Erdig und aufregend«, meinte er mit gespieltem Ernst. »Wild und – warte mal, ja, jetzt habe ich es: mit einem Hauch der Würzmischung eines dominanten Pavians.«
    »Du frecher Schuft«, protestierte Jella scheinbar empört. »Willst du es dir etwa mit mir verderben?«

    Fritz ergab sich mit einer übertriebenen Geste.
    »Um Gottes willen! Ich bitte meine mir angetraute Ehefrau gnädigst um Verzeihung. Wer sich mit ihr anlegt, wird ja seines Lebens nicht mehr froh!«
    Jella schlug mit der flachen Hand neckisch auf seinen Brustkorb.
    »Dann schreib dir das mal hinter die Ohren!«, schimpfte sie gut gelaunt.
     
    Noch vor dem Morgengrauen brachen sie zu ihrer kleinen Hochzeitsreise auf. Sie hatten die Pferde vor einen überdachten Planwagen gespannt, den sie mit Proviant und Matratzen gemütlich eingerichtet hatten. Jella wäre lieber mit kleinem Gepäck unterwegs gewesen und geritten, aber Fritz erinnerte sie an ihr Baby, dem das anstrengende Reiten bestimmt nicht gutgetan hätte.
    »Warum tun nur immer alle so, als wäre ich krank«, schimpfte sie empört. »Mir geht es ausgezeichnet! Außerdem ist es bis zur Geburt noch lange hin. Ich möchte lieber reiten!«
    »Beruhige dich, Liebes«, besänftigte sie Fritz. »Wir werden auf unserem Ausflug genug reiten. Aber nachts, da möchte ich, dass wir es ganz gemütlich haben. Der Planwagen ist unser kleines Zuhause. Wir nehmen ihn als fahrbares Haus. Von ihm aus können wir kleine Ausritte unternehmen.«
    Jella schmollte noch ein wenig, aber im Grunde genommen war ihr die Aussicht auf ein wenig Bequemlichkeit gar nicht so unrecht.
    Gegen Mittag näherten sie sich dem kleinen Gebirge, das sich wie eine rote Insel aus Granit aus dem hellen Sand der Omahekewüste erhob. Fritz lenkte ihr Gefährt zu dem schmalen Felsdurchgang, der in »Buschmanns Paradies« führte. Den Proviant hatten sie vorsorglich in abschließbaren Metallkisten untergebracht für den Fall, dass sich in ihrer Abwesenheit irgendwelche
Raubtiere ihrem Wagen nähern sollten. Die Pferde schirrte Fritz ab und führte sie durch den Felsdurchgang.
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