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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe
Autoren: P Mennen
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großen Schritten auf Fritz zuging.
    Fritz verschlug es den Atem. Jella war für ihn schon immer die schönste Frau gewesen, die er jemals kennengelernt hatte, aber heute sah sie einfach hinreißend aus. Am liebsten wäre er auf sie zugestürzt und hätte sie vor allen geküsst. Es kostete ihn Überwindung, es nicht zu tun. Mit einem leichten Nicken übernahm er von Johannes Jellas Arm, der bis zu den Ellenbogen in cremefarbenen Spitzenhandschuhen steckte. Jella sah Fritz an und strahlte. Gemeinsam traten sie vor den Pastor.
     
    Nach der Trauung gab es einen kleinen Umtrunk, während die Gäste nacheinander dem Brautpaar gratulierten. Die meisten waren überrascht, wie natürlich Jella war. Sie war erstaunlich gut über die Familienverhältnisse der Nachbarn informiert und erkundigte sich sogar nach denen, die verhindert gewesen waren zu kommen.
    »Sag mal, Vater, warum ist eigentlich niemand von den Nachtmahrs erschienen?«, fragte Jella, als sie einen Augenblick von niemandem in Anspruch genommen wurde.
    Johannes verzog sein Gesicht.
    »Mit Rüdiger von Nachtmahr ist nicht unbedingt gut Kirschen essen. Er ist sehr eigenwillig. Es würde mich nicht wundern,
wenn er dem Fest mit Absicht fernbliebe. Dabei hat er eine wirklich reizende Frau.«
    »Auch egal. Ich werde ihn schon noch kennenlernen. Vielleicht sollten wir für ihn ja einmal einen Extraempfang geben.«
    Bevor ihr Vater antworten konnte, wurde sie von Lisbeth unterbrochen.
    »Du stehst schon viel zu lange hier herum. Denk an deinen Zustand. Du solltest dich endlich einmal hinsetzen!«
    Sie schaute vorwurfsvoll Fritz an, der sofort reagierte.
    »Ja, Liebes, lass uns endlich Platz nehmen. Ich glaube, die Leute haben alle Hunger!«
    Jella verdrehte die Augen. »Warum behandeln mich alle wie ein kleines Kind? Ich bin schwanger und nicht krank.«
    Dennoch ließ sie sich von Fritz an den Tisch führen, wo sie sich in der Mitte der langen Tafel hinsetzten. Für die anderen Gäste war das auch das Zeichen, Platz zu nehmen. Man plauderte, tauschte Freundlichkeiten aus und freute sich auf das bevorstehende Essen. Nancy kommandierte ihre Küchenmannschaft herum und bewachte mit argwöhnischen Augen die Arbeit von Samuel und Josua, die mit dem Grillen des Fleisches begonnen hatten. Rechts neben Fritz saßen Imelda und Jakob, links neben Jella Johannes, Sarah und deren gemeinsamer Sohn Raffael. Für die anderen Gäste gab es keine feste Sitzordnung. So mancher Farmer murrte, weil Schwarze mit am Tisch saßen, aber weder Jella noch ihre Familie scherten sich darum und taten einfach so, als hätten sie es nicht gehört. Schon bald beruhigten sich die erregten Gemüter und ließen sich von der freundlichen Atmosphäre auf Owitambe gefangennehmen. Nach dem ausgiebigen Mahl, das von Unmengen Wein und Bier begleitet wurde, kam das Orchester zu seinem zweiten Einsatz. Imelda hatte nicht zu viel versprochen. Die schrägen und falschen Töne machten die Musiker durch ihren Einsatz und ein erstaunliches Rhythmusgefühl wett. Mit einem ungewöhnlichen
Kaiserwalzer eröffneten Fritz und Jella schließlich den gemütlichen Teil des Festes. Die Sonne stand mittlerweile tief am Horizont, was die Hitze des Tages etwas milderte. Die Stimmung war gelockert und fröhlich. Die älteren Männer rauchten gemeinsam Zigarren, während die jüngeren die seltene Gelegenheit eines Tanzes nutzten und ihre Frauen auf die Tanzfläche führten. Auch die schwarzen Arbeiter waren zu dem Hochzeitsfest geladen. Allerdings feierten sie etwas abseits und weigerten sich, mit den Weißen mitzufeiern, obwohl Jella sie mehrmals dazu aufforderte.
    »Lass sie«, meinte Fritz. »Sie haben eben eine andere Kultur. Außerdem merken sie sehr wohl, dass es hier viele gibt, die ihnen mit Ablehnung gegenüberstehen.«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, seufzte Jella. »obwohl ich es eigentlich nicht verstehe. Wir leben schließlich alle in demselben Land. Warum können wir uns dann nicht einfach gegenseitig als Menschen respektieren?«
    Fritz gab Jella einen Kuss und spielte mit einer Strähne, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte. Seine dunklen Augen glänzten leidenschaftlich. »Ich denke gerade an ganz andere Dinge!«, flüsterte er heiser in ihr Ohr, während er leicht an ihrem Ohrläppchen knabberte. »Meinst du, wir könnten schon gehen?«
    Jella bekam eine Gänsehaut und errötete. Gleichzeitig drückte sie ihn leicht von sich weg. Fritz’ offenes Begehren war ihr peinlich, obwohl sie es selbst kaum erwarten
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