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Ueber Depressionen spricht man nicht

Titel: Ueber Depressionen spricht man nicht
Autoren: Evelin Fortte
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Depressionen bestimmen mein Leben
     
     
    Es fällt einem leicht, Tabus zu brechen,
    wenn sie anderen Betroffenen helfen können.
     
    Dies ist ein Buch, welches auf wahren Begebenheiten beruht. Da ist nichts beschönigt oder verherrlicht worden. Solche Situationen kennen Menschen Tag für Tag. Nur erkennen sie sie nicht oder verdrängen sie. Nicht nur Politiker, Profis oder andere Leute, die im öffentlichen Leben stehen, leiden an Depressionen. Auch Leute aus der Mittelschicht, die jeden Tag „funktionieren“ und trotz ihrer Prob-leme über sich hinaus wachsen müssen. Nur weil es die Gesellschaft und die Arbeitswelt so vorgeben. Es darf einfach keine Schwäche gezeigt werden, sonst bist du ein Loser. Und Loser haben in unserer Gesellschaft keine -Chance. Da wird so lange gemobbt, bis man krank wird oder von -allein geht. Nur, kranke Menschen haben keinen Stellenwert mehr. Man wird nur so lange geachtet, wie man Leistung bringt. Krankheiten – und schon gar nicht Depressionen – werden nicht geduldet. Da ist man nichts mehr wert oder gar schon verrückt.
     
    In meinem Fall begannen die Qualen vor ca. 10 Jahren, vielleicht auch schon früher.
    Möglicherweise war der ausschlaggebende Punkt der Verlust meines zweiten Kindes im 6. Schwangerschaftsmonat. Es war ein Wunschkind. Aber es durfte nicht leben. Es hatte einfach keine Chance. Nur weil Ärzte in der damaligen Zeit nicht in der Lage waren, die schlimme Situation zu erkennen. Das war Anfang der 1980iger-Jahre.
    Trotzdem dachte ich, dass das Leben weitergehen müsse. Schon für meine kleine Tochter, die zu dem Zeitpunkt drei Jahre alt war.
    Glücklicherweise bekamen wir dann knapp zwei Jahre später noch unseren Sohn. Und somit war das Familienglück für uns wieder perfekt. Aber der Schein trog. Immer öfter dachte ich noch an meinen Nils (so hatte ich mein verstorbenes Baby genannt). Auch heute noch denke ich viel an ihn. Aber all das Denken bringt ihn leider nicht zu mir zurück.
    Und doch ging das Leben weiter. Ich hatte eine schöne Arbeit, eine glückliche Familie und zwei gesunde Kinder.
    Ein halbes Jahr vor dem Mauerfall ging ich mit meiner Familie mit Ausreiseantrag in den „Westen“. Dort schien sich auch soweit alles für uns zum Positiven zu entwickeln. Wir bekamen recht schnell eine Wohnung und Arbeit. Die Kinder wurden in der Schule gut angenommen, was ja bei vielen nicht selbstverständlich war. Ich bekam wieder eine -Stelle, in meinem alten Beruf. Also konnte ich gleich wieder da berufsmäßig anknüpfen, wo ich aufgehört hatte.
    Trotz kleiner Kinder machte ich Überstunden, machte Früh- und Spätdienste, ging auch am Wochenende (wenn es denn mal sein musste) zur Arbeit. Der Chef zeigte sich am Anfang noch sehr freundlich und großzügig. Damals waren wir noch ein kleines Unternehmen, in dem es sehr familiär zuging. Somit konnte sich auch jeder auf jeden verlassen. Es machte einfach Spaß. Es kamen viele Leute, die ich anlernte, aber es gingen auch viele wieder, die dem Druck nicht gewachsen waren.
    Mit der Zeit vergrößerte sich das Unternehmen und somit veränderte der Chef auch sein „Chefverhalten“. Die Freundlichkeit und Kulanz vom Anfang gingen immer mehr in cholerische Ausbrüche über. Fehler wurden überhaupt nicht mehr zugelassen. Ich rede nicht von groben Fehlern, sondern von kleinen Schreibfehlern, wie sie überall vorkommen können. Dass wir Menschen sind und keine Maschinen, hatte der Chef vollkommen vergessen. Nur, Maschinen gehen kaputt, wenn sie überlastet sind. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre eine Maschine und könnte auch kaputtgehen. Stattdessen „funktionierte“ ich immer weiter. Tag für Tag, Monat für Monat und Jahr für Jahr.
     
    Dass aber auch ein Chef nicht frei von Fehlern ist, ließ er vollkommen außer Acht. „Er macht ja keine Fehler. Er ist der Chef.“ Ja sind denn Chefs andere Menschen?
    Mittlerweile merkte ich, dass ich nicht mehr mit Freude und Lust an die Arbeit ging. Die Motivation ging verloren, ich hatte Angst. Die Angst, etwas falsch oder einen kleinen Fehler zu machen, wurde unerträglich.
    Irgendwann begann dann das Martyrium. Meine Haut streikte. Ich bekam Schuppenflechte an den Händen. Am Anfang dachte ich, es läge am Wasser. Dann ließ ich mich vom Dermatologen untersuchen. Das war 1999, als die Psoriasis bei mir ausbrach. Ich wurde mit Cortison behandelt. Zudem kamen viele verschiedene Salben, Tinkturen und Pillen zur Anwendung. Mal wurde es besser. Aber so schnell, wie
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