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Ueber Depressionen spricht man nicht

Titel: Ueber Depressionen spricht man nicht
Autoren: Evelin Fortte
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mögen keine Schwächlinge. Und Depressionen sind ein großes Zeichen von Schwäche, in die man durch fremdes Zutun hineingeraten kann, aber eben auch ohne Hilfe nur sehr schwer wieder herauskommt.
    Und deshalb gehen die Betroffenen nicht von selbst zu einem Arzt, um sich Hilfe zu holen bzw. vertrauen sich nicht der Familie oder Freunden an. Nur aus Angst, sie könnten enttäuscht werden und alle könnten sich abwenden.
    So erging es mir. Und deshalb ertrug ich über 10 Jahre stillschweigend diese Demütigungen und Erniedrigungen, aus Angst, den Arbeitsplatz oder Kollegen und Freunde zu verlieren. Stattdessen ließ ich mich beschimpfen und anbrüllen, bis hin zur Ohnmacht.
    Ich wäre aber auch nicht auf die Idee gekommen, mich mit Psychopharmaka und Antidepressiva vollzupumpen, um bei der Arbeit vor allen Kollegen und Chefs die „Toughe“ zu mimen. Zu viel Angst steckte in mir, dass die Medikamente schweren Schaden an mir nehmen könnten, nur um bei der Arbeit zu „funktionieren“. Die Seele war sowieso kaputt. Warum sollte ich mich dann, um den Schein zu wahren, mit Tabletten vollpumpen.
    Letztendlich wäre ich auch so nur wieder die Dumme gewesen, wenn mir im Auto etwas zugestoßen wäre.
    Einen Dank hat man in diesem System von Keinem zu erwarten. Ich bin nicht die Einzige und werde es auch nie bleiben, der es so schlecht ergeht.
    Nur heute kann ich darüber reden bzw. schreiben, um anderen Betroffenen Mut zu machen. Man muss versuchen, sich zu wehren, wenn einem Unrecht widerfährt bzw. zugefügt wird. Wenn man auf der Abschussliste steht, kann man sich noch so viel Mühe geben. Es wird immer etwas gefunden werden. Und der Anschiss lauert überall.
    Oder man zieht noch zu gegebener Zeit die Notbremse und sucht sich etwas Neues. Denn schlimmer kann es nicht mehr werden, höchstens besser. Ich kann allen nur sagen: Es soll auch noch gute, liebe und soziale Chefs geben! Aber keinem steht es auf der Stirn geschrieben, ob gut oder böse.
    Und zurzeit ist das bei mir immer noch ein Trauma. Ich kann mir momentan einfach nicht vorstellen, wieder mit einem Chef oder einer Chefin arbeiten zu müssen. Da ist mir einfach zu wehgetan worden. So etwas möchte ich für den Rest meines Arbeitslebens nicht mehr erleben. Viele Betroffene werden mir zustimmen. Lieber versuchen, das Beste aus einer neuen Herausforderung zu machen, als immer wieder gedemütigt zu werden.
    Aus ganz sicherer Quelle weiß ich mittlerweile, dass es einige ehemalige Kollegen gibt, die zwischenzeitlich auch an Depressionen erkrankt sind und über längere Zeiträume ausfallen. Andere (auch das weiß ich aus sicherer Quelle) nehmen morgens vor der Arbeit Tabletten ein, um einen ausgeglichenen und ruhigen Eindruck zu machen.
    Da kann ich nur sagen: Muss das sein? Müsst ihr so weit gehen und euch so manipulieren?
    Kein Chef würde das tolerieren, wenn er es wüsste. Und den Dank könnt ihr euch auch abschminken. Nur müsst ihr wissen: Indem ihr Schwäche zeigt, seid ihr verwundbar und bietet Angriffsfläche. Und das nächste Opfer ist schon ausgesucht. Entsorgt wird man schnell. Es stehen ja noch genügend vor der Tür. Nur, viele halten die Probezeit nicht mal durch, sondern durchschauen von Anfang an die Machenschaften und ziehen beizeiten die Notbremse. Vor diesen Menschen kann man nur den Hut ziehen.
     
    Depressionen sind keine Schwäche, sondern eine ernstzunehmende Krankheit, bei der leider nicht alle Betroffenen glimpflich davon kommen.
     
    Wir haben ein Recht darauf, von der Gesellschaft akzeptiert zu werden wie ein Gesunder. Die Krankheit ist nicht ansteckend, verlangt aber viel Geduld und Verständnis. Und wenn es immer noch und immer wieder solche Ignoranten gibt, werden wir immer wie Aussätzige behandelt werden. Das haben wir nicht verdient.
    Wir sind Menschen wie alle anderen auch. Es könnte so schön auf dieser Welt sein, wenn nicht die Eiseskälte unserer Gesellschaft wäre. Es kann und darf niemand aus seinem Leben scheiden, nur weil die Ignoranz der Gesellschaft es verbietet, ein würdevolles Leben führen zu dürfen. Stress, Hektik und ungesunde Arbeitsplätze führen dazu, dass immer mehr Menschen an Depressionen leiden. Diese Krankheit ist mittlerweile Volkskrankheit Nr. 1. Nur, früher wurde sie totgeschwiegen. Depressive Menschen haben -keine -Lobby. Ein neues Wort, das wie Phönix aus der Asche -kreiert wurde, nennt sich Burnout-Syndrom.
    Das klingt nicht so hart wie „Depression“, hat aber die gleichen Symptome. Das Kind
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