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Moerderische Familienbande

Moerderische Familienbande

Titel: Moerderische Familienbande
Autoren: Anne George
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anzunehmen, dass winzige Pistolen so tödlich waren wie große. Das Loch im Kopf von Richter Haskins war ein Beweis dafür.
    „Lass uns gehen“, sagte sie. „Cassie, bist du fertig?“
    „Wohin willst du sie bringen?“
    „Hat dein Haus keinen Keller?“
    „O nein, das machst du nicht. Ich will nicht auf einer Leiche sitzen bleiben.“
    Das Wort „Leiche“ rüttelte mich wach. Ich griff nach der Lampe auf dem Tisch neben dem kleinen Sofa und fegte damit schwungvoll die Pistole aus Megs Hand. Sie schlitterte über den Fußboden, und Cassie und ich stürzten uns beide auf sie. Sie gewann und schnellte mit der Pistole in der Hand hoch, während ich dalag und überlegte, ob ich mir die Hüfte gebrochen hatte. Den Arm. Das Bein.
    „Stehen Sie auf“, kommandierte sie.
    „Sofort“, sagte ich. Tränen der Enttäuschung, des Schmerzes und der Angst brannten in meinen Augen.
    „Gib mir die Pistole, Cassie“, sagte Meg. „Patricia Anne, ich kann es nicht glauben, dass Sie das getan haben.“
    „Nein.“ Cassies Stimme war fest. „Ich denke, ich behalte sie lieber. Mrs. Hollowell hat recht. Niemals würdest du mich hier lebendig herauskommen lassen.“
    „Sei nicht dumm, Cassie.“ Meg ging auf sie zu, und ich stellte ihr ein Bein. Aus irgendeinem Grund war ich zu der Erkenntnis gekommen, dass ich mit Cassie eine bessere Chance hatte als mit Meg. Schließlich war sie naiv genug gewesen, sich von Meg hereinlegen zu lassen.
    Megs Kopf schlug mit einem Krachen, das sich nicht gut
     
    anhörte, auf dem Empfangstisch auf. Ich setzte mich auf und sah in ihr vorn übergeneigtes Gesicht.
    „Ist sie tot?“
    Ein Jammern war als Antwort zu vernehmen.
    „O Gott<-, sagte Cassie. Die Hand mit der Pistole zitterte. „O Gott, was mache ich bloß mit euch beiden?“
    Megs Jammern war die einzige Antwort.
    „Ich kann Sie nicht hierlassen. Hier wird bald irgendjemand auftauchen.“
    „Meg hat den Richter völlig allein umgebracht, stimmt's?“, fragte ich.
    „Natürlich.“
    „Und sie stieß Heidi Williams auch allein aus dem Fenster?“
    Kleine Pause. „Ja.“
    „Warum rufen Sie dann nicht die Polizei und liefern sie ihnen aus?“
    Cassie fuhr mich an. „Sie Miststück. Glauben Sie, ich bin so dumm? Sie würden mich nicht wegen Mordes drankriegen, aber sehr wohl wegen Erpressung und Urkundenfälschung. Stehen Sie auf!“ Ich bemühte mich, auf die Füße zu kommen. Meinen rechten Arm durchfuhr ein solch starker Schmerz, dass ich befürchtete, ohnmächtig zu werden. „Hieven Sie sie jetzt hoch.“
    „Ich glaube, mein Arm ist gebrochen.“
    „Hieven Sie sie dennoch hoch.“
    Ich mühte mich ab, die halb bewusstlose Meg in einer sitzenden Position gegen den Tresen zu lehnen. „Sie kann nicht gehen“, sagte ich. „Womöglich hat sie einen Schädelbasisbruch.“
    „Dann schleppen wir beide sie zusammen raus. Die Leute werden nur denken, sie wäre ambulant operiert worden, da wir hier so nah am Universitätsklinikum sind.
     
    Falls sie uns überhaupt irgendwelche Aufmerksamkeit schenken.“
    „Wohin bringen Sie uns?“
    „Ich weiß es nicht. Ich brauche Zeit zum Nachdenken.“
    Das war der Moment, in dem mir das Märchen vom klugen Hasen einfiel. Die Höhlen unterhalb vom Vulcanus. Bo Mitchell hatte gesagt, wenn man dort jemanden verstecken wolle, könne man ihn gleich auf die Autobahn legen.
    „Bringen Sie uns bloß nicht in die Vulcanus-Höhlen da unten“, flehte ich. „Bitte, um Gottes willen. Ich würde das nicht aushalten. Die Schlangen, die Dunkelheit.“
    wich denke, mein Keller tut es erst einmal“, sagte Cassie. „Gehen Sie jetzt mal auf die rechte Seite von Meg und helfen Sie mir, sie hochzuziehen. Und denken Sie nicht, dass diese Pistole nicht mehr auf Sie gerichtet wäre.“
    Meg war ein Fliegengewicht, aber so zerbrechlich sie auch erscheinen mochte, so war dieses doch beträchtlich.
    „Ich schaff das nicht“, sagte ich.
    Cassie zielte mit der Pistole auf meinen Kopf. „Schieben Sie Ihre Schulter unter ihren Arm.“ Es funktionierte. Ich legte Megs rechten Arm um meine Schulter und hielt sie mit meinem linken fest. Meine Rechte fühlte sich gelähmt an.
    „Gehen Sie jetzt!“
    Wir bewegten uns auf die Tür zu, Meg zwischen uns schleifend. Falls irgendjemand, der die Straße entlangkam, denken sollte, dass diese Frau eine ambulante Operation hinter sich hatte, würde er für den Rest seines Lebens keinen Hub mehr in ein Krankenhaus setzen.
    Der Weg durch das Zimmer schien eine Stunde zu
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