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Moerderische Familienbande

Moerderische Familienbande

Titel: Moerderische Familienbande
Autoren: Anne George
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war die unterschwellige Drohung, die ganze Zeit.“
    Ich war der Ansicht, dass jetzt nicht der Moment war, darauf hinzuweisen, dass Richter Haskins und Georgiana Peach die letzten vierzig Jahre ein reges, glückliches Leben geführt hatten. Ich hatte es hier ganz offenkundig nicht mit einer rational denkenden Frau zu tun. Ich sah zu Cassie hinüber, die wieder auf die Füße gekommen war.
    „Schauen Sie mich nicht an“, sagte sie. „Mich hat er auch gevögelt.“
    „Ich dachte, er wäre nach dem Tod Ihrer Eltern Ihr Vormund geworden?“
    „Das stimmt“, schaltete sich Meg ein, „und Cassie, sag nicht, dass alles schlecht war. Du weißt es besser.“
    Mir war plötzlich schwindlig. Ich legte den Kopf nach unten auf meine Knie. „Sie meinen“, sagte ich mit von der
     
    Strumpfhose gedämpfter Stimme, „alles, was passiert ist, ist nur geschehen, um es einem Mann heimzuzahlen, der wie ein Wiesel aussah?“
    „Natürlich nicht“, sagte Meg, „doch es machte mit Sicherheit die Dinge leichter. Wissen Sie, Bobby war eine Menge, aber mit Sicherheit nicht dumm. Er hatte herausgefunden, wer die Urkunden fälschte. Und wir machten ordentlich Geld, während wir Georgiana hereinlegten, stimmt's nicht, Cassie? Ordentlich Geld. Heidi Williams wird in der Lage sein, geruhsam irgendwo zu leben. Vielleicht in Key West. Oder Toronto? Das Theater soll dort sagenhaft sein.“
    „Was ist mit Cassie?“, fragte ich.
    „Oh, sie bleibt hier, wenn sie will. Georgiana ist für alles verantwortlich, die Morde und die ganzen Manipulationen in den Abstammungsunterlagen. Das stellt Cassie gerade sicher. Gestern, als wir dachten, Georgiana würde sterben, rechneten wir nicht damit, so umsichtig vorgehen zu müssen.“ Meg grinste. „Sie hat dieses Geschwür schon seit Jahren. Meine „Hilf mir-Nummer hat ordentlich gezogen, oder?“
    „Sie sind einfach reinmarschiert und haben ihn erschossen?“, murmelte ich zwischen meine Beine.
    Wieder die verträumte Stimme. „Fast hätte ich es nicht getan. Er dachte, ich wäre eine Frau namens Jenny Louise, soweit ich verstanden habe. Er kam im Bademantel ins Wohnzimmer und lächelte, als er mich sah. Ich sagte: >Wo warst du, Bobby?', und er antwortete: >Weit weg, Meg.“ Und ich bat ihn, seinen Bademantel auszuziehen.“
    „Warum?“, fragte Cassie. „Da dürfte ja nichts mehr überraschend gewesen sein.“
    „Doch. Bobby war kein großer Mann, aber er hatte einen kräftigen Körper, einen breiten Brustkorb und kurze
     
    Beine. Gutes irisches Blut. Und bei dem Mann vor mir drückte sich das Skelett durch die Haut ab.“
    „>Eine Rose für Emily<„, sagte Cassie.
    „Halten Sie den Mund“, fuhr ich Cassie an.
    Meg lächelte mich an. „Er war wunderschön“, sagte sie. „Alt und wunderschön. Ich konnte das Geflecht der Adern auf seiner Brust sehen.“ Sie machte eine kurze Pause, als würde sie sich Details seines Körpers in Erinnerung rufen, dann fuhr sie fort. „Er sagte: >Meg, du willst mich umbringen, stimmt's?', und ich sagte: >Ich denke ja, Bobby.“ Er sagte daraufhin: >Okay<, und ich schoss ihm in den Kopf.“ Sie machte eine neuerliche Pause. „Ich dachte, ich würde mich dann besser fühlen.“
    „Tut mir leid“, sagte ich. Das stimmte tatsächlich. Sie tat mir leid, diese Frau, die von den zahlreichen Windungen ihres Lebens zu dieser Gewalttätigkeit getrieben worden war.
    „Danke.“ Meg trank den letzten Rest ihres Kaffees und stellte die Tasse ab.
    Und nun war da die große Frage. Was würden sie mit mir anstellen? Ich konnte vielleicht Mitleid haben mit Meg, aber sie war mit Sicherheit kein Vernunftmensch. Wenn man obendrein noch Cassie Murphy einbezog, war die Antwort klar.
    Meg stand auf. „Cassie, bist du durch? Warum stellst du nicht diese Kisten ins Auto und denkst darüber nach, was wir mit Patricia Anne machen? Ich hasse so was, ich schwör's dir.“
    „Ich auch“, murmelte ich in meine Knie. Ich versuchte nachzudenken. Trinity wusste, dass ich hier im Büro war, aber sie würde den ganzen Tag im Krankenhaus sein. Sonst hatte niemand eine Ahnung, wo ich mich befand. Doch. Ich hatte auf den Anrufbeantworter von Schwesterherz gesprochen. Aber sie würde nicht nach mir suchen. Wenn jemand
     
    anriefe, würde er nur mutmaßen, dass ich für eine Weile außer Haus wäre, und eine Nachricht hinterlassen. Selbst Schwesterherz oder Fred. Fred. Ein paar Tränen rannen meine Strumpfhose entlang. Bei meiner Beerdigung würde er den Kindern mitteilen: „Ich
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