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Spiel der Magier

Spiel der Magier

Titel: Spiel der Magier
Autoren: David Eddings
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Prolog
    Ein Bericht über die Suche des Gorim nach einem Gott für sein Volk, und wie er auf dem heiligen Berg Prolgu UL fand – nach dem ›Buch von Ulgo‹ und anderen Fragmenten.
    A m Anfang aller Zeiten wurde die Welt von den sieben Göttern aus der Dunkelheit geschaffen, und sie schufen Tiere und Vögel, Schlangen und Fische und zuletzt den Menschen.
    Nun lebte in den Himmeln ein Geist, der UL genannt wurde und der nicht teilnahm an dieser Schöpfung. Und da er seine Macht und seine Weisheit zurückhielt, war vieles, das geschaffen wurde, unvollkommen und unschön. Viele Geschöpfe waren häßlich und seltsam. Die jüngeren Götter wollten diese wieder ungeschehen machen, damit die Welt schön sei.
    Aber UL streckte seine Hand aus mit den Worten: »Was ihr erschaffen habt, sollt ihr nicht rückgängig machen. Ihr habt den Frieden und das Gefüge der Himmel zerrissen, um diese Welt als Spielzeug zu eurer Unterhaltung zu erschaffen. Aber wisset, was immer ihr erschafft, sei es auch noch so ungeheuerlich, soll leben als Mahnung für eure Torheit. An dem Tag, an dem ihr ein Ding, das ihr erschaffen habt, ungeschehen macht, wird alles ungeschehen sein.«
    Die jüngeren Götter waren erzürnt. Zu jedem ungeheuerlichen oder häßlichen Wesen, das sie geschaffen hatten, sagten sie: »Geht zu UL und laßt ihn euer Gott sein.« Dann wählte von den Völkern der Menschen jeder Gott das eine, das ihm gefiel. Und als es dann noch Völker gab, die keinen Gott hatten, trieben die Götter sie fort und sprachen: »Geht zu UL, denn er soll euer Gott sein.« Und UL sprach kein Wort.
    Lange und bittere Jahre wanderten die Gottlosen umher, und ihre Klagen verhallten ungehört in den Öden und der Wildnis des Westens.
    Dann erschien unter ihnen ein redlicher und rechtschaffener Mann namens Gorim. Er sammelte die Menge um sich und sprach: »Wir welken und fallen wie Blätter von den Bäumen durch die Unbilden unserer Wanderung. Unsere Kinder und unsere Alten sterben. Es ist besser, wenn nur einer stirbt. Deshalb sollt ihr hierbleiben auf dieser Ebene. Ich werde den Gott namens UL suchen, auf daß wir ihn anbeten können und einen Platz in dieser Welt haben.«
    Zwanzig Jahre lang suchte Gorim nach UL, doch vergebens. Die Jahre vergingen, sein Haar wurde grau, und er wurde seiner Suche müde. In seiner Verzweiflung stieg er auf einen hohen Berg und rief mit mächtiger Stimme zum Himmel empor: »Nicht mehr länger! Ich werde nicht länger suchen. Die Götter sind nur Hohn und Täuschung, und die Welt ist eine trostlose Leere. Es gibt keinen UL, und ich bin der Trübsal und des Fluches meines Lebens überdrüssig.«
    Der Geist UL hörte ihn und antwortete: »Warum zürnst du mir, Gorim? Deine Erschaffung und deine Verstoßung waren nicht mein Tun.«
    Gorim fürchtete sich und fiel auf die Knie. Und wieder sprach UL: »Erhebe dich, Gorim, denn ich bin nicht dein Gott.«
    Gorim erhob sich nicht. »O mein Gott«, rief er, »verberge dich nicht vor deinem Volk, das so tiefen Kummer hat, denn es ist verstoßen und hat keinen Gott, der es beschützt.«
    »Erhebe dich, Gorim«, wiederholte UL, »und verlasse diesen Ort. Suche dir woanders einen Gott und laß mich in Frieden.«
    Noch immer erhob sich Gorim nicht. »O mein Gott«, sagte er, »ich werde trotzdem ausharren. Dein Volk hungert und dürstet. Es braucht deinen Segen und einen Platz, wo es leben kann.«
    »Deine Rede ermüdet mich«, sagte UL und verschwand.
    Gorim blieb auf dem Berg, und die Tiere des Feldes und die Vögel der Luft brachten ihm Nahrung. Länger als ein Jahr blieb er. Dann kamen die ungeheuerlichen und häßlichen Wesen, die die Götter erschaffen hatten und setzten sich ihm zu Füßen und beobachteten ihn.
    Der Geist UL war beunruhigt. Schließlich erschien er Gorim. »Harrest du noch immer aus?«
    Gorim fiel auf die Knie und sprach: »O mein Gott, dein Volk ruft dich an in seiner Not.«
    Der Geist UL floh. Aber Gorim harrte ein weiteres Jahr aus. Drachen brachten ihm Fleisch, und Einhörner gaben ihm Wasser. Und wieder kam UL zu ihm und fragte: »Harrest du noch immer aus?«
    Gorim fiel wieder auf die Knie. »O mein Gott«, rief er, »dein Volk geht unter ohne deine Fürsorge.« Und UL floh vor diesem rechtschaffenen Mann.
    Wieder verging ein Jahr, in dem namenlose, nie gesehene Wesen ihm Speise und Trank brachten. Und der Geist UL kam zu dem hohen Berg und befahl: »Erhebe dich, Gorim.«
    Auf Knien flehte Gorim: »O mein Gott, hab Gnade.«
    »Erhebe dich, Gorim«,
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