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Mit 15 wachsen einem Flügel

Mit 15 wachsen einem Flügel

Titel: Mit 15 wachsen einem Flügel
Autoren: Tina Caspari
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einen Bissen herunter. Immer wieder wanderte ihr Blick zur Tür. Wenn Janos es sich nun anders überlegte? Wenn er gar nicht kam? Und was mochte das für ein Besuch sein? Ein Freund vielleicht, ein Kollege? Wenn dieser Kollege möglicherweise keine Lust hatte, auf eine Party mit lauter ihm fremden Leuten zu gehen — und Janos überredete abzusagen?
    Die anderen amüsierten sich köstlich und merkten zum Glück nichts von Katjas Sorgen. Petras Gulasch schmeckte vorzüglich und die Gäste sparten nicht mit Lob.
    „Wenn Janos noch etwas abbekommen will, muß er sich beeilen“, bemerkte Peter trocken und füllte sich den Teller zum drittenmal.
    „Keine Sorge — ich habe den Zuspätkommenden schon eine Extraportion reserviert. Entschuldigt mich bitte — ich muß mich jetzt um den Nachtisch kümmern...“
    „Was gibt’s denn?“
    „Das ist eine Überraschung. Drückt den Daumen, daß es klappt — ich probier’s zum erstenmal“, sagte Petra lachend und verschwand in der Küche.
    Endlich läutete es. Katja sprang so heftig auf, daß ihr Stuhl nach hinten kippte. Sie konnte ihre Erregung kaum verbergen. Im Flur fuhr sie sich noch einmal mit der Hand durch die Haare und zog die Strähnen seitlich ins Gesicht, wie Janos es gern hatte. Dann öffnete sie die Tür.
    „Na, das wurde ja auch Z...“ Ihr übermütiges Begrüßungslächeln erstarb. Arm in Arm mit Janos stand da ein bezaubernd hübsches dunkelhaariges Geschöpf, das sie von Zeitungsfotos zu kennen glaubte. „Oh — hallo...“, Ihre Kehle war auf einmal so trocken, daß sie kaum ein Wort herausbrachte.
    „Habt ihr uns noch was übriggelassen?“ Janos schien nichts von ihrem Entsetzen zu merken. „Darf ich euch bekannt machen? Das ist Katja — der begabteste Nachwuchs aus Frau Künzels Stall, eines Tages wirst du dich vor ihr in acht nehmen müssen. Und das ist meine Verlobte — Marcella. Du kennst sie sicher von Fotos und Zeitungsartikeln. Sie ist Solotänzerin in Stuttgart. Ihr Deutsch ist nicht besonders, sie kommt aus Südamerika, weißt du. Aber ihre Fehler haben Charme.“ Janos küßte Marcella aufs Ohrläppchen, was Katja einen weiteren Stich gab, und ging an ihr vorbei ins Zimmer. Katja hörte, wie die anderen ihn und Marcella mit lautem Hallo begrüßten.
    Von der Treppe drangen Stimmen herauf.
    „He — sind wir hier richtig? Hier soll eine dufte Party gefeiert werden?!“
    Katja starrte immer noch wie gelähmt hinter Janos und Marcella her. Neben ihr tauchten zwei junge Männer auf, die sie im Ballettsaal gesehen hatte. Sie waren mit Tüten und einem riesigen Blumenstrauß bepackt und begrüßten Katja strahlend.
    „Da ist ja auch unser Nachwuchs-Star! Grüß dich! Die Arme, sie wird bei unserem Anblick ganz blaß.“
    „Sie befürchtet, daß für sie nichts mehr zu essen übrigbleibt, wenn wir erst auftauchen. Keine Sorge, Mädchen, wir haben jede Menge Nachschub mitgebracht. Würstchen, Koteletts, französischen Camembert, Radieschen — und was zu trinken. Wo ist die Gastgeberin?“
    Sie warteten Katjas Antwort nicht ab und stürmten in die Richtung, wo sie Petra mit dem Schneebesen hantieren hörten. Lautstark entschuldigten sie sich dafür, daß Janos sie überredet hatte, mitzukommen. Wahrscheinlich befürchtete der liebe Janos, er würde sich unter so viel Kindern sonst zu Tode langweilen, dachte Katja bitter. Es fiel ihr schwer, zu den anderen zurückzukehren und nicht einfach stillschweigend ihre Jacke vom Garderobenhaken zu greifen und abzuhaun. Aber es half nichts, sie durfte sich jetzt nichts anmerken lassen.
    Die beiden Tänzer hatten sich zu den anderen gesellt.
    „Elfie, altes Haus, wie geht’s dir, wir haben uns ja ewig nicht gesehen! Du bist tatsächlich die einzige von uns, die an Mutters Schürzenband hängengeblieben ist! Gefällt’s dir noch dort?“
    „Sonst wäre ich ja nicht geblieben“, antwortete Elfie lachend.
    „Ach — ihr seid auch bei Frau Künzel ausgebildet worden?“ fragte Inga überrascht.
    „Nun ja, zum Teil. Wir sind dann für den Rest der Ausbildung in die Ballettschule der Oper übernommen worden.“
    Es dauerte nicht lange, da war die schönste Fachsimpelei im Gange. Erinnerungen wurden ausgetauscht, Anekdoten erzählt.
    Ein andermal hätte Katja wahrscheinlich begeistert zugehört, heute kam sie sich nur entsetzlich überflüssig vor. Sie hockte auf dem Fensterbrett und sah zu der Gruppe hinüber. Janos hatte seinen Arm um Marcella gelegt und flüsterte ihr verliebt ins Ohr. Die anderen
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