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Mit 15 wachsen einem Flügel

Mit 15 wachsen einem Flügel

Titel: Mit 15 wachsen einem Flügel
Autoren: Tina Caspari
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du kannst ihnen ja nicht ewig aus dem Weg gehen.“
    Katja nahm einen Stapel Teller und ging nach draußen.
    „Morgen, Paps.“
    Papi haute gerade Markus auf die Finger, der mit sandverklebten Händen nach den Würstchen greifen wollte.
    „Morgen, mein Schatz. Ausgeschlafen? Hol mir schnell mal das Öl — und ein bißchen kaltes Wasser, um die Flammen zu löschen.“
    „Okay, sofort.“
    Katja lief in die Küche zurück, wo Mami auf einem Tablett bereits alles bereitgestellt hatte. Bestecke, Papierservietten, Salz, Pfeffer, Senf und Ketchup, zwei große Schüsseln mit Kartoffel- und Gurkensalat, das Öl zum Braten und ein Schälchen mit Wasser. Katja balancierte das schwere Tablett nach draußen und begann, den Tisch zu decken.
    „Hallo, unsere kleine Heldin der Arbeit auf Heimaturlaub!“ Herr Funke war unbemerkt hinter sie getreten und legte seinen Arm um ihre Schulter. „Wann isset denn nu soweit? Wir sind alle schon mächtig gespannt auf eure Aufführung! Daß du uns ja die besten Plätze reservierst, Mädchen!“
    Ich werde nicht mittanzen, wollte Katja sagen, traute sich dann aber doch nicht.
    „Morjn, Katja!“ Luischen erschien mit einer Schüssel rosa Pudding im Arm, die sie schwungvoll auf den Tisch donnerte, dann begrüßte sie Katja mit einem Klaps auf die Backe. „Mal ordentlich ausgeschlafen? Das ist gut. Du hast dir ja mächtig viel auf den Buckel geladen. Aber — alles geht mal vorbei, hab ich nicht recht?“
    Wie meinte sie das? Wußte sie etwas? Sicher hatte Klaus ihr wieder alles erzählt. Andrerseits — sie strahlte so viel Wärme und Herzlichkeit aus, daß man unmöglich annehmen konnte, sie wäre böse auf Katja.
    Auf dem Grill zischte und brutzelte es, es duftete köstlich nach Gebratenem.
    „Kinder, hab ich einen Hunger. Isses bald soweit?“ Der dicke Onkel Erich, in jeder Hand einen Gartenstuhl, trabte über den Rasen und schaute sehnsüchtig auf die schon appetitlich gebräunten Fleischstücke.
    „Hallo, Katja“, sagte er freundlich, ohne den Blick von Papis Händen losreißen zu können, in denen sich gerade zwei besonders dicke Steaks befanden, die er auf der Mitte des Grillrosts platzierte.
    Nun fehlte nur noch Klaus. Katja fühlte sich unbehaglich, warum kam er nicht?
    „Katja! Kannst du mal rüberkommen?“ Klaus lehnte sich aus dem Wohnzimmerfenster und winkte. „Ich möchte dir was zeigen.“
    Katja atmete erleichtert auf und lief zum Nachbarhaus.
    „Grüß dich. Was willst du mir zeigen?“ sagte sie hastig, um ihre Verlegenheit zu verbergen.
    „Komm mit.“
    Klaus führte sie in sein Zimmer und deutete mit einer weiten Geste auf die neuen Gardinen, den frisch bezogenen Sessel und die Couch, und schließlich auf die Wand, an der das Poster mit der Büffelherde vor dem Kilimandscharo prangte.
    „Na —was sagst du nun? Toll geworden, was?“
    „Klasse. Genauso habe ich es mir vorgestellt, als wir...“
    Katja brach ab und wurde rot. Nun war sie doch auf das leidige Thema gekommen! „Du, ich wollte dir noch sagen, daß es...“
    „Du brauchst mir nichts zu sagen“, fiel ihr Klaus schnell ins Wort. „Ich muß mich bei dir entschuldigen. Es war blöd von mir, so sauer zu reagieren. Eifersüchtig zu sein auf so einen Opa. Hinterher habe ich mich über mich selbst geärgert. Dabei kann ich dich so gut verstehen — mir ist es nämlich auch mal so ergangen.“
    „Wie meinst du das?“
    „Na ja - ich war auch mal so begeistert von einem Lehrer. Meinem Schwimmlehrer. Er kam mir vor wie ein Held, ich wollte ihm unbedingt ähnlich werden und habe alles getan was er wollte. Ich hatte keine Zeit für meine Freunde mehr, keine Zeit für die Schule — nur den Tick, ich müßte ein Klasseschwimmer werden...“
    „Und dann?“
    „Och — ist ja unwichtig. Komm, wir müssen rüber, die anderen warten schon.“ Klaus lief voraus und verlor kein weiteres Wort über seine Leidenschaft für den Schwimmlehrer. Katja folgte ihm nachdenklich.
    „Da war eben ein Anruf für dich, Liebling. Ein Mädchen aus eurer Ballettschule — sie kann heute Frau Künzel nicht im Krankenhaus besuchen und bittet dich, das zu übernehmen.“
    „Heute? Nein, ich...“
    „Ich habe ihr gesagt, du würdest das gewiß gern machen“, unterbrach Mami sie und schaute ihr in die Augen. „Ich glaube, es ist gut, wenn du gehst — gerade heute.“
    Mami hatte recht. Wenn sie sich mit dem Gedanken trug, die ganze Tanzerei hinzuschmeißen, war Frau Künzel die einzige, mit der sie darüber reden konnte.
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