Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)

Titel: Das Mars-Labyrinth: Roman (German Edition)
Autoren: David Macinnis Gill
Vom Netzwerk:
KAPITEL 0
    A USSENPOSTEN F ISHER F OUR , S ÜDPOL , M ARS
A NNOS M ARTIS 238. 4. 5. 17:11
    Jetzt, denkt Kuhru, als er sich das frische Knochenmark von der Schnauze wischt, kommen die Mäuschen aus ihren Löchern. Drei hübsche kleine Mäuschen. Menschlich. Weibchen. Reif und saftig und prallvoll mit warmem Blut. Ein wohliger Schauer durchrieselt ihn. Es wird eine Wonne sein, sie zu jagen.
    »Langsam, ihr Straßenköter«, herrscht Kuhru seine Heckenschützen an, beide so muskulös wie er und mit knotigen Mähnen schwarzen Haares, verfilzten Bärten und Gesichtern, die sich dank Pockennarben und Kampfesspuren in Kraterlandschaften verwandelt haben. »Wenn ihr danebenschießt, ziehe ich euch euer erbärmliches Fell über die Ohren.«
    Er folgt den Mädchen, als sie aus der geschlossenen Schachtanlage hinaus in die Tundra hasten. Mit Erzeimern in den Händen kämpfen sie gegen den peitschenden Wind und ahnen nichts von den roten Laserpunkten der Scharfschützen, die über ihre Hinterköpfe tanzen.
    Ein Dutzend Meter vom Schachteingang entfernt fangen sie an zu graben. Eine hält Wache.
    Kuhru fletscht die Zähne, als er die Dampfsäulen ihres kalten Atems erblickt. Sorglos. Dumm. Schwach. So eine leichte Beute. »Feuert, ihr Hunde!«
    Peng! Peng! Zwei Mädchen gehen zu Boden.
    Peng! Die Dritte stürzt auf das Eis, windet sich vor Pein. Eine Kugel hat ein Loch in ihre Wade gerissen.
    »Nicht auf das Bein!«, donnert Kuhru und bestraft seine Schützen, indem er ihnen das dicke, schwere Ende des Oberschenkelknochens, den er gerade ausgesaugt hat, auf die Schädel drischt. »Nicht das Bein, hab ich gesagt!«
    Dann hüpft er den Hang hinunter, seine Finger berühren beinahe den Boden. Das Mädchen sieht Kuhru erst, als sein Schatten auf sie fällt. Sie schreit und versucht, davonzukriechen.
    »Dræu!« Ihre verzweifelten Schreie werden zu einem heiseren Flehen. »Nein, nein! Gott, bitte, nein!«
    Kuhru tritt gegen das verwundete Bein des Mädchens. Lacht, als sie das Bewusstsein verliert und ihr Kopf dumpf auf dem Tundraboden aufschlägt. Ein lustiges Geräusch. Hübsches kleines Mäuschen. Wie einfach es wäre, ihr den zarten Hals zu brechen und das Leben aus ihrem Körper zu saugen.
    Kuhru hockt sich zu Boden, genießt den Augenblick. Dann fällt ihm auf, dass das Mädchen sich etwas an die Brust drückt. Ein Panzer? Hier? Kuhru zupft ihn aus den Fingern des Mädchens. Er ist so breit wie seine Hände. Ein Sechseckmuster ziert die von einem Kamm gekrönte Oberseite. Kuhru schiebt den Panzer, oder was immer es sein mag, in seinen Gürtel.
    »Aufwachen, Mäuschen«, grollt er und spuckt ihr ins Gesicht. »Kriech zurück in deine Höhle und richte deinen Grubenleuten etwas aus«, sagt er, als sie die Augen aufschlägt. »Meine Königin verlangt sechs für ihre Tafel.«
    »Nein!«, schreit das Mädchen und schlägt mit den Fäusten auf ihn ein. »Ihr bekommt nichts mehr von uns!«
    »Dræu nimmt, was Dræu will!« Kuhru versetzt ihr mit dem Handrücken eine Ohrfeige. Blut spritzt aus ihrem Mund. »Sechs Kinder. Die Königin gibt euch zehn Tage.«
    »Was ist mit ... meinen Freundinnen?«, fragt das Mädchen mit ersterbender Stimme.
    Kuhru steht auf und wirft sich die toten kleinen Mäuschen über die Schulter. »Die Dræu vergeuden kein kostbares Fleisch.«

KAPITEL 1
    O BERHALB DER S CHÜRFERLINIE , M ARS A NNOS M ARTIS 238. 4. 7. 06:01
    Der Mars stinkt. Von den tiefen Minen im Felsgestein bis hin zu dem eisenhaltigen Schmutz, der die Planetenoberfläche bedeckt, verströmt alles einen beißenden, metallischen Geruch, den man auf der Zunge schmecken kann. Und es ist nicht nur das Erdreich. Unsere verschmutzte Luft ist vergiftet, gesättigt mit dem Gestank menschlicher Ausscheidungen und verbrannten Treibstoffs. Die terraformierten Ozeane stinken ebenso wie die neu geschaffenen Flüsse und die Seen, die einen unablässigen Schwefelfluss hervorbringen. Der ganze Planet ist ein Komposthaufen, absichtlich so gestaltet, dass er endlos verrottet und brennt, bis eines Tages die Luft vollständig atembar und das Wasser nicht mehr lebensfeindlich sein wird. Heute Abend aber ist der Gestank dermaßen überwältigend, dass ich ihn sogar hier oben riechen kann, zehn Kilometer über der Oberfläche. Wo ich auf einer kleinen Plattform stehe und geradewegs in die Tiefe schaue.
    Im Begriff, mir in die Hose zu machen.
    »Ach, hör auf zu jammern, Durango«, sagt Mimi. »Du bist ein schrecklicher Melodramatiker.«
    »Dieses Wort gibt es nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher