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Mit 15 wachsen einem Flügel

Mit 15 wachsen einem Flügel

Titel: Mit 15 wachsen einem Flügel
Autoren: Tina Caspari
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Kopfkissen und schluchzte herzzerreißend.
    Sie wußte nicht, wie lange sie dort gelegen und geweint hatte, ihr Kopf fühlte sich heiß und fiebrig an, ihr war hundeelend, als Petra ins Zimmer sah.
    „Lieber Himmel, hier bist du? Ich habe dich schon gesucht wie eine Stecknadel. Ist dir nicht gut?“
    „Nicht besonders.“
    Jetzt erst sah Petra, daß Katjas Gesicht vom Weinen ganz verschwollen war. Sie begriff sofort — wie hatte sie das auch vergessen können! Vor lauter Sorge um ihre Salzburger Nockerln hatte sie gar nicht mehr an den eigentlichen Anlaß für die Party gedacht!
    „Bleib liegen. Ich sage ihnen, ich hätte eine Nachricht von dir gefunden, daß du heimgegangen wärst, weil dir nicht gut war. Okay? Oder —soll ich Janos rufen?“
    „Untersteh dich! Damit alle über mich lachen!“
    „Schon gut. Sie wollen sowieso jetzt gehen. Warte so lange hier.“
    Katja hörte die Gesellschaft aufbrechen, auf dem Flur wurde gelärmt und gelacht, dann entfernten sich die Stimmen im Treppenhaus, drangen von der Straße noch einmal ins Zimmer, Autotüren klappten, Motoren heulten auf, eine Stimme rief: „Also in einer Stunde im ,Allotria 1 .“ Dann wurde es still. Katja schluchzte leise.
    Petra kam ins Zimmer und setzte sich auf die Bettkante. Sie drehte Katja zu sich herum und begann, ihr das Gesicht abzuwaschen.
    „Weißt du noch, damals im Krankenhaus? Als ich so zusammenklappte? Damals hast du mich gewaschen wie ein kleines Baby.“

    Katja richtete sich stöhnend auf.
    „Oh, Mann — ich fühle mich, als hätte mich jemand durch den Fleisch wolf gedreht.“
    „Hier, trink das.“
    Der Apfelsaft schmeckte kühl und erfrischend. Der Druck in Katjas Kopf ließ langsam nach.
    „Du wirst heute nacht ein neues Kopfkissen brauchen. Tut mir leid — sei nicht böse, ich weiß, ich bin blöd.“
    „Quatsch.“
    Katja stand auf und taumelte in die Küche. Dort ließ sie sich auf den nächsten Stuhl fallen. Ihr Blick fiel auf eine Form, die vor ihr auf dem Tisch stand.
    „Was ist denn das?“
    „Ursprünglich sollten es Salzburger Nockerln werden...“
    Katja befühlte die klebrig braune Schicht, die zentimeterhoch den Boden der Form bedeckte.
    „Meinst du, man kann das noch essen?“
    „Giftig wird’s nicht sein. Sieht aus wie Sahnebonbon.“
    „Gib mal ’ne Gabel.“
    Petra holte zwei Gabeln aus dem Schubfach und gab eine davon Katja. Schweigend kratzten sie die gummiartige Masse aus der Form.
    „Schmeckt nicht schlecht.“
    „Nö. Prima!“
    „Die Hälfte ich, die andere Hälfte du.“
    „Hm.“
    Plötzlich kicherte Petra.
    „Nicht das einzige, was heute zusammengeklatscht ist.“
    Jetzt kicherte auch Katja.
    „Wie wahr, wie wahr! Nur mit einem Unterschied...“
    „Hm?“
    „Dies kann man noch genießen.“

Jetzt erst recht

    Mami war wieder mal bewundernswert. Mami hatte kein Wort gesagt, als Katja wie ein Häufchen Unglück mit verquollenem Gesicht von der Party kam und murmelte, sie wolle gleich ins Bett gehen. Sie war später ins dunkle Zimmer gekommen, hatte Katja etwas zu trinken ans Bett gestellt und ihr über die
    Stirn gestrichen. Und als Katja ihr in die Arme fiel und schluchzte: „Ich hör auf, ich mach nicht mehr weiter, ich laß die ganze Scheißtanzerei sausen!“, hatte sie sie nur schweigend gestreichelt und war bei ihr sitzen geblieben, bis Katja ruhiger wurde und einschlief.
    Katja hatte bis zum Sonntag mittag geschlafen. Dann schien ihr die Sonne auf die Nase, und sie wachte auf mit einem Gefühl, als hätte sie wochenlang in einer tiefen Ohnmacht gelegen. Sie hörte die anderen draußen im Garten, sie sprachen leise, Mami mahnte die Zwillinge: „Nicht so laut, laßt Katja schlafen, ihr geht es nicht gut.“
    Wenn sie an gestern nachmittag dachte, fühlte sie einen dumpfen Schmerz, aber über Nacht schien alles ein wenig ferngerückt, wie hinter einer Mauer von Watte.
    Katja ging ins Bad hinüber und stellte sich unter die Dusche. Heiß und kalt, wieder heiß und wieder kalt ließ sie sich das Wasser über Gesicht und Körper laufen, als könne sie damit den ganzen gestrigen Tag von sich abwaschen.
    „Na, geht’s ein bißchen besser?“ fragte Mami, als Katja in die Küche kam.
    „Hm.“ Katja gab ihr einen Kuß. „Soll ich schon mal den Tisch decken?“
    „Draußen auf der Veranda. Papi hat sich entschlossen zu grillen — er macht gerade das Feuer an.“
    „Kommen Funkes herüber?“ fragte Katja beunruhigt.
    „Ja. Na komm, verfall nicht gleich in Panikstimmung,
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