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Bodensee - Piraten auf der Spur

Bodensee - Piraten auf der Spur

Titel: Bodensee - Piraten auf der Spur
Autoren: Thomas Brezina
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Schreck im Tunnel
     
    Lautlos glitt die lange, dünne, grellgrüne Schlange über den Boden. Sie war nur noch wenige Meter vom nackten Bein des jungen Spions Tino Becker entfernt. Dieser merkte davon aber nichts. Er war viel zu sehr mit dem Entschlüsseln der Geheimbotschaft beschäftigt.
    Plötzlich läutete das Telefon. Tino sprang auf und wollte ins Vorzimmer hasten. Die Schlange richtete sich zischend auf und zeigte drohend ihre spitzen Giftzähne. Wie gelähmt blieb der Geheimagent stehen und murmelte: „Ihhh... Hoppla! Das tut mir ja so fürchterlich, schauderhaft leid!“
    Mit einem spitzen, hohen Schrei war ein Mädchen auf Dominiks Schoß gelandet. Schuld daran war die plötzliche Abfahrt des Zuges aus der Station. Als das Mädchen Dominiks Abteil betreten hatte, machte der Waggon gerade einen Ruck, und es verlor das Gleichgewicht.
    Ein Schwall von kirschrot, veilchenlila, grasgrün und bonbonrosa gefärbten Zöpfchen schlug dem Jungen ins Gesicht, als sich das schlanke Mädchen wieder aufrappelte. Es trug knallenge, schwarz-weiß karierte Jeans und dazu eine weite Bluse, die aus vielen Stoffstückchen zusammengenäht war.
    Dominik bückte sich seufzend nach dem Buch, das ihm aus der Hand gefallen war. Dabei warf er dem ausgeflippten Mädchen einen bitterbösen Blick zu.
    „Brauchst gar nicht so zu gucken. Ich bin’s tatsächlich!“ flötete dieses darauf in den höchsten Tönen und klimperte mit den langen, lila Wimpern. „Du kennst mich sicher aus dem Fernsehen...!“
    „Machen Sie Werbung... für ein Waschmittel... oder ein Shampoo?“ fragte er vorsichtig.
    Schmollend verzog das Mädchen den Mund. „Neeeee! Ich bin Dotty Dollarkoller!“
    Dominik grinste verlegen, da er den Namen noch nie gehört hatte.
    Dotty hatte sich einen lautstarken Anfall der Begeisterung erwartet. Als dieser ausblieb, zog sie beleidigt ein paar Zeitungen aus der Tasche und verschwand dahinter.
    Darüber war der Junge nur erleichtert. Nun konnte er sich endlich wieder seinem Krimi widmen. Dominik schlug das Buch auf und las:
    Wie gelähmt blieb er stehen und murmelte:…
    Weiter kam er nicht.
    „Da kratzt der Kakadu die Kurve!“ schrie das Mädchen, das ihm gegenübersaß, und schleuderte die Zeitung in die Luft. „Platz 25!“ jubelte es. „Platz 25! Ich bin auf Platz 25! Meine neueste Schallplatte ,Wenn der Frosch im Morgen quakt’ ist auf Platz 25 der Hitparade!“
    „Nicht schlecht“, sagte Dominik höflich. „Ich habe übrigens auch schon eine Schallplatte besungen. Bei einem internationalen Wettbewerb bin ich mit meinem Lied Dritter geworden.“
    „Ach so!“ stieß das Schlagersternchen schnippisch hervor. Dotty beschloß, den Jungen mit Verachtung zu strafen. Wer sie nicht anhimmelte, war nicht interessant für sie. Dotty zog eine Handvoll kleiner Glocken hervor und begann sie an die Spitzen ihrer Zöpfe zu binden.
    Das Bimmeln und Klingeln nervte Dominik ungeheuer. Er wollte endlich seine Ruhe. Also stand er auf und verließ das Abteil. Zum Glück würde der Zug bald in Bregenz eintreffen. Dort erwarteten ihn seine Eltern, die zur Zeit am Landestheater spielten. Der Junge freute sich schon sehr auf das Wiedersehen.
    „Ich werde den Rest der Fahrt im Speisewagen verbringen“, beschloß Dominik und machte sich auf den Weg. Weil die Spionagegeschichte aber so spannend war, begann er bereits im Gehen weiterzulesen.
    Wie gelähmt blieb er stehen und murmelte:...
    Peng! Was der Spion murmelte, erfuhr der Junge auch diesmal nicht. Er war gegen einen anderen Fahrgast geprallt. Dominik starrte auf eine schwarze Krawatte. Er hob den Kopf hoch und höher und noch höher, bis er endlich das Gesicht des Mannes sah, mit dem er zusammengestoßen war. Mindestens zwei Meter und fünf Zentimeter groß mußte der Kerl sein. Er blickte wütend auf Dominik herab.
    „Paß auf, wo du hintrittst, und lies daheim!“ schnauzte er den Jungen an und schob ihn unsanft zur Seite. Mit großen Schritten hastete er durch den Waggon.
    „Entschuldigung“, murmelte Dominik kleinlaut und schaute ihm kopfschüttelnd nach. Irgend etwas hatte den Jungen am Gesicht des Mannes erstaunt. Da war etwas Ungewöhnliches. Dominik konnte im Augenblick aber nicht ergründen, was es war.
    „Ihhh! Kreisch!“ Die schrille Stimme von Dotty Dollarkoller war nicht zu überhören.
    Was hatte sie? Als Knickerbocker-Banden-Mitglied war es Ehrensache für ihn nachzuschauen.
    Als er das Abteil betrat, fiel ihm sofort auf, daß Dotty Dollarkoller verändert
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