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Millie an der Nordsee

Millie an der Nordsee

Titel: Millie an der Nordsee
Autoren: Dagmar Chidolue
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heißt Meer . Watt ist Watt. Alles klar?
    »Und Forum, Mama?«
    »Hmh, gar nicht so einfach zu erklären.«
    Papa versucht es: »Ich würde sagen, dass Forum ein Schauplatz ist. Oder ein öffentlicher Ort.«
    Was meint Mama dazu?
    Sie nickt.
    Der Wal im Wattforum ist halb und halb. Halb Skelett und halb mit Lederhaut. Ob die echt ist?
    Einen Pottwal hat Millie ja noch nie gesehen. Meine Güte! Was für ein großes Vieh! Und so ein riesiges Maul.
    »Dabei frisst er nur winzige Tiere«, sagt Mama. »Die muss er noch nicht einmal kauen. Er schluckt sie einfach runter.«
    Und Papa hat auch schon was gelernt. »Ein ausgewachsenes Männchen kann so lang wie ein Lastwagen werden«, berichtet er. »Also, in unserer Garage können wir so einen Pottwal nicht halten.«
    Papa macht wohl Witze.
    Im Multimar erfährt man alles über den Nationalpark Wattenmeer. Und außer dem Wal werden dort noch ganz viele Fische gezeigt. Fischstäbchen in echt .
    Platte Fische, lange Fische, Silberfische, bauchige Fische, Seenadeln. Jawohl! Seenadeln sind auch Fische. Ehrlich!
    Und ungelogen kann man im Wattforum auch echte Haifische sehen.
    Dann noch die niedlichen Seepferdchen, das sind kleine Wasserpferde ohne Beine, nur mit Schwanz. Dazwischen schwimmen durchsichtige, kleine Garnelen herum. Die haben ja Antennen auf dem Kopf! Und was gibt es noch? Seeigel, Seesterne. Muscheln. Quallen. Hey, die sehen ja toll aus. Die sehen aus wie Lampenschirme.
    Hier ist ja sogar ein Wasserbecken mit Wellenmaschine. Lieber nicht an der Kurbel drehen, womöglich setzt Millie sonst noch eine Sturmflut in Gang.
    Und was ist das da?
    Papa muss Trudel hochheben, aber Millie hat sich auf die Bank gehockt, damit sie in das Anfassbecken greifen kann. Das Becken ist nur für die mutigen Leute, die sich trauen, die Meerestiere auch zu berühren.
    Soll sie?
    Wenn Millie schon nicht einen Seehund auf die Stupsnase küssen kann, dann sollte sie wenigstens mal einen Krebs anfassen. Aber nur seinen Deckel. Vorne, wo der Krebs seine Scheren hat, würde sie sich das nie trauen.
    Der Krebs hält ganz still. Schläft er?
    Millie klopft auf seinen Deckel. Ganz vorsichtig.
    Hallo? Bist du wach?
    Da macht der Krebs eine blitzschnelle Bewegung. Milliekann ihren Finger gerade noch rechtzeitig aus dem Wasser ziehen.
    Puh.
    Ein blutender Finger – das wäre noch was gewesen! Darauf kann Millie glatt verzichten .
    Trudel will ihre Hand auch ins Anfassbecken stecken. Sie kommt aber nicht ran. Trudel reckt und streckt sich.
    »Vorsicht«, sagt Mama. »Sonst fällt sie uns noch rein.«
    Aber Mama! Papa hat die kleine Schwester doch fest im Griff . Sie macht bei einem Fisch eia, eia. Mann, ist Trudel mutig! Einen glitschigen Fisch würde Millie nie anfassen.
    Der Fisch hat es aber nicht gern, gestreichelt zu werden. Flink taucht er ab.
    »Fort«, sagt Trudel enttäuscht. »Fisss ist fortgessswimmt.«
    Ja, aber hast-du-nicht-gesehen.
    Das sollten sie jetzt auch machen. Schnell die Kurve kratzen . Millie hat genug Fische gesehen. Es ist Zeit für den schönen Nordseestrand.
    Bis sie Sandpeter erreichen, kann Millie noch im Katalog vom Multimar blättern. Da stehen Fragen drin, die Kinder beantworten sollen.
    Wie halten sich Seepferdchen am Seegras fest?
    »Mit dem Schwanz, Papa?«
    »Du hättest im Wattforum aufpassen sollen, Millie.«
    Hat sie doch! Nächste Frage.
    Nationalpark bedeutet, dass Tiere und Pflanzen an manchen Stellen ganz in Ruhe gelassen werden. Hast du auch manchmal gern deine Ruhe? Gibt es Dinge, die du nur tust, wenn du allein bist?
    Na klar, zum Beispiel aufs Klo gehen.
    Und nun die letzte Frage, weil Sandpeter schon auftaucht: An einem großen Strand werden die Sandkörner zu Hügeln zusammengeweht. Weißt du, wie man diese Sandhügel nennt?
    Trudel weiß es.
    »Sandkuchen!«, ruft sie.
    Aber das stimmt nicht. Die Hügel heißen nämlich Dünen. Und man kann sie auch schon sehen. Da vorne!
    Boah! Der Strand von Sandpeter!
    So viel Sand hat Millie ja noch nie in ihrem Leben gesehen. Das ist ja wie in der Wüste hier. Nix außer Sand und Himmel. Nicht mal das Wasser kann Millie erspähen . Egal, in welche Richtung sie guckt. Nichts, aber auch gar nichts, so weit das Auge reicht . Nur ganz weit hinten sieht Millie einen Silberstreif am Horizont. Das Meer! Die goldene Sonne wirft ihre Strahlen hinein und löst sich darin auf, als würde sie nach allen Seiten hin zerfließen.
    Sandpeter ist der tollste Strand, den Millie sich vorstellen kann. Trudel krabbelt schon im Sand.
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