Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Millie an der Nordsee

Millie an der Nordsee

Titel: Millie an der Nordsee
Autoren: Dagmar Chidolue
Vom Netzwerk:
Verstanden?«
    »Ein Tal aus Wasser?«, fragt Django.
    »Genau.«
    »Das ist mir zu kompliziert«, sagt Django.
    »Das ist gar nicht kompliziert«, behauptet Millie.
    »Gar nicht kompiziert.« Trudel ist auf Millies Seite, aber sie wird das auch nicht verstanden haben.
    Schwierig wird es erst, wenn Millie erklären soll, wieso die Wasserbeule plötzlich weg ist, ungefähr nach sechs Stunden. Wie kann sie Django begreiflich machen, dass sich die Erde unter der Wasserbeule und den Wassertälern dreht. Das kriegt sie nicht hin.
    »Und was weißt du noch?«, fragt Django da.
    »Och«, sagt Millie.
    Jetzt müsste ihr schnell was Gutes einfallen.
    »Ich weiß noch was über Elefanten. Und über Löwen.«
    »Über See-Elefanten? Und Seelöwen?«
    Nee, das hat Millie nicht gemeint.
    Jetzt trumpft Django aber auf. »Ich weiß was über den Kabollermann«, prahlt er. »Den gibt es auf jedem Schiff.«
    »Und was macht der Kabollermann?«
    »Er bollert«, sagt Django.
    Aha.
    »Du meinst bestimmt den Klabautermann«, mischt sich Mama ein. »Das ist ein Schiffsgeist. Man kann ihn nicht sehen. Aber er warnt den Kapitän vor Gefahren, falls es nicht schon zu spät ist. Meistens macht er jedoch Blödsinn. Dann poltert er gegen die Schiffsplanken. Wenn man ihn sieht, ist das ein schlechtes Zeichen. Dann wird das Schiff untergehen.«
    »Hast du dir das ausgedacht, Mami?«
    »Nein. Die Leute, die einen Schiffbruch überlebten, sagen, dass er rote Haare und grüne Zähne hat. Eigentlich möchte kein Kapitän einen Klabautermann auf seinem Schiff haben. Deshalb nimmt jeder Käpten ein Huhn mit an Bord, weil das den Klabautermann abschreckt.«
    Millie muss nachher mal den Käpten fragen, ob er das Huhn auch nicht vergessen hat.
    Huh, wie der Wind die Haare jetzt zerzaust. Selbst unterdem Vordach. Und nun reißt er Trudel auch noch die Hasentasche vom Schoß. Oha.
    Die kleine Schwester will ihrem Hasilein hinterherspringen, aber Papa hält sie fest. Mama sprintet los.
    Der Wind hat ein leichtes Spiel mit der Hasentasche. Er wirbelt sie herum und die Ohren fliegen wie Propeller. Die Tasche saust hoch und runter und sogar hinter die Beine von Django. Kann der Dussel den Hasen denn nicht festhalten?
    Nee.
    Eine Windböe holt sich Hasilein wieder. Das ist ja ein richtiger Sturm! Was der für eine Freude an der Hasentasche hat! Das geht ja munter zu wie bei Fang-mich-doch-du-Eierloch . Dem Hasilein muss inzwischen schon ganz schlecht sein, so sehr schleudert der Sturm ihn rum und rum. Aber mit Windstärke dreizehn! Die müsste es doch auch geben.
    Klatsch, da knallt Hasilein auf den Boden, und, patsch, tritt Mama drauf. Sie hat ihn! Sie hat ihn!
    Leider hat Mama gleichzeitig nach einem Hasenohr gegriffen. Ratsch, hat sie das Ohr in der Hand. Abgerissen!
    Millie schaut schnell auf die kleine Schwester. Die sieht Mama ganz entsetzt an.
    »Schätzchen …«, sagt Mama. »Ach, Schätzchen …«
    Und da kullern auch schon die Tränen. »Hasilein«, jammert Trudel. »Mein Hasilein.«
    »Ist doch nicht so schlimm«, versucht Millie, die kleine Schwester zu trösten. »Mami kriegt das wieder hin.«
    Klaro. Mama hat doch immer alles für den Notfall dabei: Bonbons, Taschentücher, Nähzeug. Und das mit dem abgerissenen Hasenohr ist so ein Fall. Jetzt stopft sie Hasilein und das Ohr aber erst mal in ihren Rucksack. Und Trudel wird von Papa abgelenkt.
    Das Schiff fährt geradewegs auf den Horizont zu. Das ist die scharfe Linie zwischen Meer und Himmel, wie mit dem Lineal gezogen. Hinter dem Schiff schäumt die Gischt. Hunderttausend Tropfen springen hoch. Trudel klatscht nun vor Begeisterung sogar in die Hände. Papa muss sie sehr gut festhalten, sonst würde sie noch über Bord gehen . Aber das Meer ist keine Badewanne. Es ist nicht blau wie auf den Postkarten, es ist dunkelgrün.
    Eine Möwe fliegt mit, dann zwei, dann drei. Millie nennt sie Emma, Paula und John. Eigentlich haben Möwen Mädchennamen. Doch heute ist ein Junge dabei. Wetten, dass?
    Jetzt kommt Unruhe unter die Leute auf dem Schiff. Haben sie etwa den Kabollermann entdeckt? Das wäre sehr gefährlich.
    Die meisten an Bord sind aufgesprungen. Der Kapitän meldet sich per Lautsprecher. Sagt er jetzt: Alle Mann von Bord ? Weil der Kabollermann gesichtet wurde?
    Nein, bestimmt hat der Käpten ein Huhn mit aufs Schiff genommen. Er weist in seiner Ansage darauf hin, dass die Seehundsbänke vor ihnen liegen. Einige Fahrgäste hatten das bereits bemerkt. Sie drängen sich an der Reling.
    Millie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher