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PR TB 013 Sternkolonie Troja

PR TB 013 Sternkolonie Troja

Titel: PR TB 013 Sternkolonie Troja
Autoren: Perry Rhodan
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1.
    Das Kind hatte keinen Kopf.
    Das hutzelige Bündel aus Haut und Knochen lag in einer der
sauberen Krippen und zappelte. Von Schulter zu Schulter spannte sich
ein gerader Rist. Nur da, wo bei normalen Menschen der Hals wuchs,
unterbrach ein runder, flacher Knorpel die ebene Linie.
    Vor Kalos Augen drehte sich alles. Die weißen Wände der
Kinderstation, die Reihe der Leuchtröhren, die Krippe, das
Ungeheuer von einem Kind, der bleiche Fleck des Fensters - alles.
    Er verlor den Halt und stürzte zu Boden. Das brachte ihn
wieder zu sich. Er raffte sich auf und nahm alle Kraft zusammen, um
den Anblick besser zu ertragen. Ein paar Sekunden lang studierte er
das merkwürdige Kind in kalter, gefühlloser Ruhe.
    Es war ein Junge, ein Junge ohne Kopf. Nach Ilsas Wunsch hätte
er Paol heißen sollen. So, wie er jetzt dalag, würde er
nie einen Namen haben. Die Kolonie brauchte keine kopflosen Kinder.
    Kalo spürte, wie ihm ein zweites Mal die Kräfte
schwanden. Rasch wandte er sich von der Krippe ab und trat ans
Fenster. Er hätte es gerne geöffnet, um frische Luft zu
bekommen. Aber in Wirklichkeit war die Luft hier drinnen frischer als
draußen, und obendrein konnte man das Fenster einer
Kinderstation nicht aufmachen - nicht einmal hier in Rockabye Bend
auf TROJA, wo die Leute noch Klinken an den Türen hatten.
    Hinter ihm in der Krippe zappelte das Kind. Es war ein Wunder, daß
es überhaupt lebte.
    Noch etwas war erstaunlich. Kalo stopfte sich die Finger in die
Ohren. Das Geräusch war immer noch da, nicht so laut wie vorher,
aber doch deutlich und unüberhörbar.
    Das Kind schrie, obwohl es keinen Kopf hatte.

    George kam herein. Er hatte die Ärmel seines Mantels
aufgekrempelt und wischte sich die nassen Hände an einem Tuch
ab. Er sah ernst aus. Unter seinen dunkelbraunen Haaren war die
dunkle Stirn voller Falten.
    „Ich will dir nicht erzählen, was für ein schwerer
Schlag das für dich ist, mein Junge“, begann er mit tiefer
Stimme. „Das weißt du selber. Ich will nur wissen, was
ihr mit dem ... Kind vorhabt.“
    Kalo schluckte.
    „Das Übliche“, stieß er hervor, und die
Worte wollten ihm kaum über die Lippen.
    Georges Hände waren längst trocken, aber er rieb sie
immer noch an dem Tuch.
    „Was heißt das, das Übliche?“ fragte er
grob. „Das ist das erste Kind, das in Rockabye Bend geboren
wurde.“
    Kalo stellte sich dicht vor ihn.
    „Du weißt, was die Richtlinien empfehlen, nicht wahr?“
sagte er heiser. „Wir werden uns genau daran halten.“
    George hängte das Tuch über den Rand einer leeren Krippe
und sah Kalo erstaunt an.
    „Es sind nur Empfehlungen, Kalo. Du bist nicht gezwungen,
dich daran zu halten. Außerdem würde ich an deiner Stelle
...“
    „Ich weiß alleine, was ich tun muß!“
schrie Kalo wütend. „Ich brauche keine Ratschläge.
Das Kind wird eingeschläfert. Es würde der Kolonie sonst
nur Schaden zufügen.“
    Er wollte sich an George vorbeischieben. Aber der Arzt packte ihn
an der Schulter und drehte ihn zu sich herum.
    „Einen Augenblick noch!“ sagte er drohend. „Ich
weiß, daß du jetzt am liebsten davonlaufen und den
Schädel gegen eine Steinmauer schlagen möchtest. Aber so
einfach geht das nicht, Freundchen. Dir alleine steht die
Entscheidung über das Kind zu. Die Richtlinien geben der Mutter
in dieser Hinsicht kein Mitspracherecht. Aber so wahr ich dich hier
beim Kragen ha

    be ... du wirst über das Kind erst entscheiden, wenn du mit
zwei Leuten gesprochen hast, Ilsa und Babbo. Du wirst sie beide um
ihren Rat bitten. Verstanden?“ Er gab Kalo einen Stoß,
der ihn auf die offene Tür zuwirbelte. „Und jetzt hinaus!
Betrink' dich oder schlag' dir den Schädel ein. Ich kann dich
hier nicht brauchen.“
    Kalo wankte hinaus. Plötzlich war es heiß um ihn herum.
Er hatte die Klinik verlassen und stand auf der Straße. Die
Kühle der Klimaanlage war hinter ihm zurückgeblieben.
HELENAS gewaltiger weißer Ball schien auf ihn herab.
    Er spürte es kaum. Er ging die breite, staubige Straße
hinunter und hielt sich ständig in der Mitte, als hätte er
vor den flachen, langgestreckten Häusern Angst, die sich zu
beiden Seiten hinzogen. Er sah die graugrüne Mauer des Waldes
unten am Ende der Straße und den Traktor, mit dem Pebbe von den
Feldern nach Hause gekommen war, um nach seiner Frau zu sehen. Pebbes
Frau war die nächste, die ein Kind zur Welt bringen würde.
Eine Sekunde lang spürte Kalo wildes Verlangen, zu ihr
hineinzulaufen und ihr zu erzählen, was
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