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Bissige Spiele (German Edition)

Bissige Spiele (German Edition)

Titel: Bissige Spiele (German Edition)
Autoren: Nena Siara
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Prolog
    Im Jahre 1261 in Konya
    „Der Geliebte ist in allem - der Liebende verhüllt ihn nur; der Geliebte ist alles, was lebt - der Liebende ist ein totes Ding.“
    „Dann bin ich also auch ein Liebender?“
    „Jeder Teil im Universum steht mit allen anderen in einer Liebes-Beziehung. Der Mensch ist ein Teil eines harmonischen Ganzen, geschaffen, um zu erkennen, das die Liebe die Hauptkraft des Universums ist.“
    „Das habe ich wohl nicht geschafft, als ich noch lebte!“ Traurig sah ich auf den Betteppich auf dem wir uns niedergesetzt hatten und blickte zu Maulana.
    „Wir alle leiden. Auch ich. Meine Trauer um meinen Freund erdrückt mich sehr. Tag für Tag frisst mich der Verlust bis in die Tiefen meines Selbst auf. Und doch ist für mich der Weg zur wahren Erfüllung im Leben nur durch Liebe zu erreichen.“
    „Ich bewundere deine Stärke und deinen Mut. Und dennoch kann ich bei dir immer wieder die Todessehnsucht riechen. Für mich ein Grund, nicht von deiner Seite zu weichen. Es gibt Tage, an denen du sehr stark nach Tod riechst und ich denke, dass ich dich nun doch noch verwandeln werde, doch es hört immer wieder auf. Wie machst du das nur?“ Ich suchte einen Weg. Einen Weg für die Menschen der Verwandlung zu entkommen und vielleicht auch einen für mich.
    „Ich habe gelernt, auch meine Schattenseiten zu lieben. Meine Trauer, meinen Zweifel, meine Wut, die Missgunst, den Neid. All das, was zu mir gehört. Was ich bin. Mich zu lieben, bedeutet für mich, den Ursprung anzuerkennen.“
    „Den Ursprung?“ Was sollte bloß der Ursprung von allem sein? Meinen kannte ich, aber sicher war es nicht der gleiche, wie jener der Schöpfung.
    „Manche nennen es den Ursprung von allem, manche das Einzig Wesen, andere nennen es Gott.“
    Stille trat ein. Maulana Dschalal ad-Din blickte zum Fenster heraus. Heute roch er normal. Menschlich und nach Zuversicht. Seine Worte hatten seinen Geruch verändert. Sekündlich. Und ich war überzeugt davon, es waren nicht nur Worte. Sie hatten eine besondere Bedeutung. Hatten Gewicht. Hatten einen elementaren Einfluss auf seine Gefühls- und Seelenwelt. Er war nicht umsonst so berühmt. Seine einzigartige Fähigkeit, seiner Lehre in Poesie Ausdruck zu verleihen, würde sicherlich die Zeit überdauern, und ich würde Zeuge davon sein.
    Vielleicht würden die Menschen irgendwann seinen Weg erkennen und vielleicht gab er auch mir irgendetwas, das mir helfen konnte.
    „Durch Liebe wird das Bittere süßer.“, neckte er mich und grinste dabei erneut voller Zuversicht.
    „Das wäre ein schöner Anfang für ein neues Gedicht Rumi.“ Ich lachte.
    Schon fing sein Geist an zu kreisen.

Sehnsucht
    Heute in London
    Das schwarze Wasser der Themse lag vor mir wie ein Trauerzug und während ich Nacht für Nacht im oft dichten Nebel hinabstarrte, wünschte ich dieses Mal, es wäre mein Trauerzug.
    Mein Ende! Wie schön sich das anhörte, und wie schön war es, diesen Gedanken weiterzuspinnen.
    London war eine gruselige Stadt! Und die Themse untermalte diesen Eindruck, besonders bei dem ständigen Nebel oder Nieselregen, der sich hier festsetzte.
    Ich stellte mir vor, wie es wäre, keine schlaflosen Nächte mehr zu haben! Keine kalte Umgebung mehr ertragen zu müssen! Keine erschreckenden Augen mehr zu sehen! Kein Blut mehr! Kein Töten mehr!
    Meine Blicke ruhten im schwarzen Wasser, während meine Erlebnisse an mir vorbeirauschten. Natürlich hatte ich versucht, nur die Menschen zu töten, die meiner Meinung nach meine Hilfe dringend brauchten, aber ständig den Retter der Welt zu spielen, war auf Dauer mehr als anstrengend.
    Zur Abwechslung würde ich gerne einmal meine persönliche Welt retten. Die Welt, die schon seit geraumer Zeit keine liebevolle Welt mehr war, denn Liebe war das, worauf ich Tag für Tag verzichten musste, und was war die Ewigkeit ohne Liebe?
    Wie die Themse ohne Wasser – Nichts!
    Keine Unendlichkeit mehr!
    Das hörte sich wie Musik an – wie eine Befreiung, auf die ich bereits seit Jahrhunderten vergeblich wartete!
    Ich war es so leid!
    Alles ging mir auf die Nerven!
    Das, wonach sich die meisten Menschen sehnten, war Unsterblichkeit, aber ich sehnte mich einfach nur danach, wieder ein Mensch zu sein!
    Die Wärme, das duftende Essen, ein warmes Bett, öffentlich durch die Straßen zu gehen zu jeder Tages- und Nachtzeit, bei jedem Wetter – alles war weit weg von meiner eigenen traurigen und trostlosen Realität, denn eines, was das Leben doch in jeder
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