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Bissige Spiele (German Edition)

Bissige Spiele (German Edition)

Titel: Bissige Spiele (German Edition)
Autoren: Nena Siara
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Blutkörperchen teilten, sich verdoppelten. Die Waage pendelte sich ein, sich wiegend, wie ein Boot auf einer sich vom Sturm beruhigenden See, bis alles stillstand.

    Keine Traute, mich zu bewegen, lag ich regungslos da. Die Augen geschlossen. Auch dazu hatte ich keinen Mut.
    Was würde ich sehen, wenn ich sie aufschlug?
    Wen würde ich sehen?
    Ihre Hand in meiner Hand.
    Lebend oder tot?
    Warum atmete ich nicht?
    Der Brustkorb still, mein Herz pochte. Ich war feige. Geblendet vom gleißenden Licht der wandelbaren Energie, trotzten meine Lieder meiner Feigheit und wollten dem Leben endlich ins Angesicht schauen, öffneten sich langsam und unaufhörlich, als würde die Tor in eine andere Welt geöffnet werden. Und genauso war es.
    Statt dem Geäst des riesenhaften Monumentalbaumes über uns, erblickte ich einen strahlend blauen Himmel. Sonne wärmte meine Haut, die mit meiner ursprünglichen Kleidung umhüllt war. Doch mein Körper lag nicht mehr in einem Sonnenmeer eingebettet, vielmehr lagen wir unter der echten Sonne unseres Planeten an irgendeinem Meer dieses Planeten, das uns die Wellen an die Füße rauschte.
    Sara sah mich an, ebenso wie ich sie. Sie lebte! Ihre Feigheit lähmte sie, genau wie mich. Keiner von uns traute sich, loszulassen. Die Hände, die unser Bündnis ermöglicht hatten, die jenen Bluttröpfchen ihren Weg wiesen, die zeigten, wo die Liebe wohnte, und ich dachte „…durch Liebe wird belebet, wer entschlafen…“ Rumi, mein Dichter, den ich einst bei jener Reise in den Orient kennen gelernt hatte, an die mich die Düfte des Sonnenmeers erinnert hatten. Damals hatte er mein Leid angehört und dann für mich jenes unverwechselbare Gedicht geschrieben:
    „Durch Liebe ward das Bittre süß hold,
    durch Liebe ward das Kupfer reines Gold,
    durch Liebe ward die Hefe rein und klar,
    die Liebe bot der Krankheit Heilung dar,
    durch Liebe wird belebet, wer entschlafen,
    durch Liebe werden Könige zu Sklaven…
    Die Liebe macht das tote Brot zu Seele,
    macht ewig, die vergängliche, die Seele!“

    Würden unsere Seelen nun ewig?
    Etwas Kaltes lag auf meiner Brust. Meine Augen wanderten hinunter. Auch Sara sah an sich hinunter und erneut traf sich unser Blick. Jeder von uns hatte ein Amulett um den Hals geschlungen, jenes mit den Augen des Orakels, und uns wurde schlagartig bewusst, es war nicht zu unserer Überwachung. Das Amulett stand als Symbol für einen achtsamen Umgang mit dem Leben.

    Ich ließ ihre Hand los.
    Ein Schmerz durchzog meinen Brustkorb, Kälte kroch mir in die Lunge, füllte sich mit Luft, wie der Sauerstoff die Lunge eines Neugeborenen füllt und den ersten Schrei hervorbringt und ich schrie:
    „ JAAAAAAAA!“

    Sara weinte. Ich auch. Tränen liefen mir über die Wangen, sie schmeckten nach Salz und Liebe und dem Sand, der sich an unseren Körpern festgesetzt hatte. Mein Körper verlangte nach mehr. Augenblicklich rollte ich zu ihr, ergriff ihren wunderschönen Körper, zog sie nah an meinen. Unser Atem synchron, unsere Oberkörper aneinander, ihre Wangen in meinen Händen, küsste ich sie, spürte ihre sanften Lippen auf meinen. Bluterfüllt, voller Leben und einziehender Leidenschaft, die ich niemals mehr in meinem Leben verdrängen würde.
    Ihr gehörte mein Leben. Ihr wollte ich dienen, mit meiner ganzen Seele, mit meinem Körper, ihr Freiheit, Sicherheit und Geborgenheit geben. Mit ihr wachsen, sie hören, sehen, schmecken und fühlen. An ihrer Seite sein, mich selbst lieben und meine und ihre Bedürfnisse ein ganzes Leben lang in Fülle genießen. In Liebe erwachen, auf dass unsere Seelen ewig würden.

Epilog
    Blutkorken knallten. Die Verwandlung war gelungen!
    Veydland war in einem Satz vom Ast des Lebensbaums hinunter gesprungen. Jubelte und schrie! Die Kinder der Verwandlung hatten unzählige Flaschen bereitgestellt, um die größte Chance in der Geschichte der Vampire, zu feiern. Die Korken schossen gegen die Mauern, das Blut schoss in hohem Bogen durch die Räume. Voller Gier und einem noch nie da gewesenen Gefühl des Glücks suhlten sie sich in dem emotionsgeladenen Blutmeer, tranken ausgelassen aus schmucken Gläsern oder schlürften den Lebenstrank von den Wänden und aus den Flaschen. Willenlos.
    Ein Fest der unvergleichbaren Freude und Glückseligkeit beherrschte die Unterwelt, doch Veydland zog sich zurück, genoss den Augenblick allein mit Zaro, seinem Hirsch. Hell erleuchtet war sein persönlicher Raum. Ein rundes Zimmer mit hunderten von Nischen, durch die
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