Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0474 - Metro-Phantome

0474 - Metro-Phantome

Titel: 0474 - Metro-Phantome
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Die vier anderen Männer und Frauen, die wie Slowenko auf die U-Bahn gewartet hatten, schrien auf. Die beiden Mörder-Phantome, grinsende klappernde Gerippe, wirbelten in der Luft herum und stürmten auf die Fahrgäste zu. Die wichen zurück, aber noch während die Lok ausrollte, lösten sich die beiden Unheimlichen ebenso schnell wieder im Nichts auf, wie sie aus dem Nichts gekommen waren.
    Ein Spuk der blitzschnell aufgetaucht und ebenso schnell wieder beendet war…
    Beendet auch für Igor Slowenko. Er war tot…
    Die Türen der einzelnen Wagen öffneten sich. Nur wenige Menschen stiegen aus, und alle waren ahnungslos und konnten sich das Entsetzen und die Furcht der vier Wartenden nicht erklären, weil sie weder die Skelett-Phantome gesehen hatten noch den Mord an Slowenko. Sie bemühten sich nur, die Untergrundstation so schnell wie möglich zu verlassen. Nur einer erkundigte sich nach dem Entsetzen der Wartenden.
    Gleichzeitig stieg das Bedienungspersonal der Lok aus. Der Lokführer war kalkweiß und machte sich bittere Vorwürfe. Dabei war klar, daß er den Zug unter keinen Umständen vorher zum Stillstand hätte bringen können -die immense, Hunderte von Tonnen schwere Masse wurde selbst mit den besten Bremssystemen spielend fertig und schoben blockierende Stahlräder auf Stahlschienen einfach vor sich her. Allenfalls eine Zahnrad-Bahn wäre schneller zum Stehen gekommen. Aber selbst dann hätte es nicht ausgereicht. Dennoch wurde der Lokführer nicht so einfach damit fertig, daß praktisch vor seinen Augen und unmittelbar unter ihm ein Mensch gestorben war…
    Einer, der auf die Gleise gestoßen worden war…
    Jemand alarmierte die Polizei. Innerhalb weniger Augenblicke war in der Metro-Station der Teufel los. An eine Weiterfahrt der Bahn war vorerst nicht zu denken. Und den vier blassen Zeugen des seltsamen Mordes war im Moment auch gar nicht danach, von hier fort zu kommen - es war ihnen alles fast gleichgültig.
    Daß es sich bei den beiden Killern um Skelette handelte, die aus dem Nichts kamen, um im Nichts wieder zu verschwinden, das glaubte die Polizei ihnen doch ohnehin nicht!
    Ein Mann zweifelte nicht so stark wie alle anderen. Er hörte sich die Geschichte immer wieder von jedem Augenzeugen ganz genau an, wie sich auch die Polizisten jede der unglaubhaften Einzelheiten hatten erzählen lassen. Plötzlich wurden die Beamten auf diesen jungen Mann mit dem blonden Haar aufmerksam, der seine Fragen stellte wie ein Polizist und der selbst eben aus diesem Zug ausgestiegen war - er war der einzige Fahrgast, der nicht sofort versucht hatte, die Metro-Station zu verlassen.
    Sie wollten wissen, wer er war.
    Daß es ihn ärgerte, wie schroff und von oben herab sie ihn anredeten, zeigte er nicht. Statt dessen zeigte er ihnen seinen Ausweis und lächelte dazu. »Fedor Martinowitsch Dembowsky, Akademgorodok, parapsychologische Fakultät. Ich bin persönlicher Assistent von Professor Boris Iljitsch Saranow, und Vorfälle wie diese fallen eindeutig in unseren, weniger in Ihren Bereich, meine Herren.«
    »Fehlt bloß noch, daß Sie nebenberuflich beim KGB tätig sind und uns den Fall abnehmen«, fauchte einer der Polizisten ihn an.
    »Für den KGB habe ich noch nie gearbeitet, bloß wird mir schlecht, wenn ich sehe, wie ablehnend Sie den übereinstimmenden Aussagen dieser Zeugen gegenüberstehen…«
    »Übereinstimmender Schwachsinn! Die haben doch alle zu tief ins Wodkaglas geschaut und sehen weiße Mäuse und Skelette, wo es keine gibt…«
    Fedor Martinowitsch Dembowsky blieb sanft. Er wandte sich lächelnd an die Zeugen, die gerade von dem ungläubigen Thomas in Uniform so abqualifiziert worden waren. »Ich rate Ihnen, sich über diesen Beamten an höherer Stelle zu beschweren, und ich werde dafür sorgen, daß diese Beschwerde nicht unbeachtet bleibt…«
    »Sie!« donnerte der Beamte ihn drohend.
    »Nett, daß Sie mich nicht einfach duzen, Brüderchen Polizist. Hat Ihnen Ihr Vorgesetzter schon mitgeteilt, daß die Ära Breschnjew seit ein paar Jahren vorbei ist und Ihre Uniform Ihnen nicht mehr alle Macht der Welt verleiht?«
    »Sie sind festgenommen!« schnarrte der zornige Polizist. »Wegen fortgesetzter Renitenz und Behinderung der polizeilichen Ermittlungsarbeit.«
    ***
    Eine halbe Stunde später brauchte Fedor M. Dembowsky sich nicht mehr verhaftet zu fühlen. Unter wortreichen Entschuldigungen wurde er »freigelassen«, und der Beamte, der die Festnahme durchführte, hatte einen Rüffel hinzunehmen, wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher