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Vilja und das Raeuberfest

Vilja und das Raeuberfest

Titel: Vilja und das Raeuberfest
Autoren: Siri Kolu
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Kapitel 1
    in dem ein Hilferuf
    verschickt wird
    M ein Papa allein war schuld daran, dass die Räuberbergs das Geigen-Ferienlager überfallen mussten.
    Es war der dritte Juni. Der erste Juni, der zweitwichtigste Tag in meinem Leben, war so gegangen, wie er gekommen war. Am allerwichtigsten war natürlich der eine Tag im letzten Sommer gewesen. Damals hatte sich der Wilde Karlo spontan überlegt, mich als Spielgefährtin für seine Kinder zu klauen. Der letzte Sommer hatte aus mir eine waschechte Landstraßenräuberin gemacht – und dieser war nun auf dem besten Wege, in die Binsen zu gehen.
    Dabei hatte ich den ganzen tristen Winter auf den ersten Juni hingefiebert. Auf den Tag, an dem ich in einem rosa Räuberbus aus meinem öden Schulalltagsleben rausrasen sollte.
    Ich hatte den Räuberbergs eine Nachricht mit der Bitte, mir zu helfen, geschickt, aber das war schon zwei Tage her, und allmählich gab ich die Hoffnung auf. Es sah aus, als ob ich diesen Sommer wirklich in dem dämlichen Musik-Ferienlager verbringen würde. Mein Vater hatte mich dazu gezwungen, damit ich nicht wieder mit den Räubern verschwinden könnte.
    Ab jetzt würde ich also jeden einzelnen Tag allein in meinem eigenen, blöden Leben verbringen!
    SITUATIONSANALYSE
    Aufgeschrieben von Vilja
    1) Seit drei Tagen stecke ich in einem Musik-Ferienlager fest, das in der Stadt Ypäjävuori stattfindet.
    2) Ich bin zusammen mit drei anderen Geigerinnen in der B-Stube. Unsere Gruppe heißt » Die Barbalalas«. Ich verlor die Namensabstimmung 3:1, obwohl so viele andere gute Dinge auch mit einem » B« anfangen: Die Bananen. Die Bantus. Die Bazillen. Die Banditen. Aber nein! Ich bin eine Barbalala für die nächsten drei Wochen, wenn mich nicht die Räuberbergs retten.
    3) Glücklicherweise nennt sich eine Gruppe » Die Klangvollen Muscheln«. Das tröstet mich ein bisschen.
    4) Es tröstet mich doch nicht! Ich werde sterben vor Peinlichkeit!
    5) Ich benötige mehr Fakten, denn ich muss fliehen.
    6) Was eine Flucht schwierig macht:
    – Das Ferienlager ist mit einem hohen Panzerzaun abgeriegelt. Das einzige Ausgangstor wird um zwanzig Uhr geschlossen und um acht Uhr morgens geöffnet. Dazwischen kommt man nicht raus, ohne das massive Schloss aufzubrechen. Und dafür bräuchte man ein großes Schneidegerät oder eine Eisensäge, die ich nicht besitze.
    – In den Stuben, beziehungsweise in den Zimmern, schlafen je vier Ferienlagerkinder. Es gibt einen Betreuer, der für jeweils zwei Stuben verantwortlich ist, und dessen eigenes Zimmer sich immer zwischen denen der Kinder befindet.
    – Wenn man vorhat, abzuhauen, muss man an drei schlafenden Geigerinnen und dem Zimmer des Betreuers vorbeischleichen. Auf dem Weg zum Ausgangstor muss man noch am Zimmer der Ferienlgerleiterin und am Haus des Verwalters vorbei.
    – Der Verwalter hält nachts Wache. Er hat außerdem einen Schäferhund.
    – – › ICH GLAUBE NICHT, DASS ICH ES ALLEINE SCHAFFE!!!
    7) Glücklicherweise:
    – konnte ich die Räuberbergs über den gesperrten Bereich der Homepage von Bandit-H um Hilfe bitten.
    – habe ich ihnen geschrieben, dass sie hierherkommen und mich befreien müssen, weil ich eine Flucht nicht alleine schaffe.
    8) Ein großes ABER:
    – Mein Hilferuf war ein totaler Flop. Ich habe die Nachricht nicht gründlich durchdacht, sodass in ihr nicht alle nötigen Informationen standen. Keine Ausreden! Ich war schlecht vorbereitet. Ich habe mich nicht gerade wie die Hellste unter der Sonne verhalten. Und bin wohl auch nicht der schlaueste Fuchs im Bau gewesen.
    9) Können die Selbstvorwürfe nicht langsam mal aufhören?!
    Am Abend des ersten Tages war ich zum Büro der Ferienlagerleiterin Maijariitta Kasurinen marschiert und hatte gesagt, dass ich meinem Vater eine E-Mail schreiben müsste, weil ich mein Asthmaspray bräuchte. Ich hatte so beeindruckend gekeucht und geklagt, dass Kasurinen nicht auf die Idee gekommen war, nachzufragen, warum ich um alles in der Welt nicht anrufen könnte. In einem solchen Fall hätte ich natürlich gesagt, dass man bei Papas geheimen politischen Angelegenheiten kein Telefon benutzen dürfte. Aus mir wird scheinbar noch eine ziemlich ausgezeichnete Lügnerin!
    Ich hatte gehofft, Kasurinen würde für mich den Computer einschalten und dann aus dem Zimmer verschwinden, aber sie blieb weiter schwatzend hinter meinem Rücken stehen.
    » Man muss die Internetnutzung der Kinder überwachen«, hatte sie gesagt. » Auch wenn das in euren Augen noch so
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