Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fünf Zaubersteine zu binden fünf verschiedne Welten

Fünf Zaubersteine zu binden fünf verschiedne Welten

Titel: Fünf Zaubersteine zu binden fünf verschiedne Welten
Autoren: Jack L. Chalker
Vom Netzwerk:
Hauptlinie + 2076
    Wenn das Ende der Welt bevorsteht, sollte man die noch übrige Zeit in einer Bar verbringen. Der kleine Mann blickte zu den ein wenig beschlagenen Fen s tern der Bar hinaus und zog die Brauen zusa m men. Obwohl es noch früher Nachmittag war, herrschte draußen Dunkelheit, und die rötliche Fä r bung dazu ließ die Szenerie noch unheimlicher e r scheinen. Der Rauhreif verformte und verzerrte den Farbton und verwandelte ihn in dunkles, funkelndes Weinrot.
    Das erinnerte den kleinen Mann an das, womit er begonnen hatte, und er drehte sich wieder zur Theke herum.
    »Noch einen Doppelten«, bestellte er mit hoher, schnarrender Stimme und der Spur eines Akzents, der vage aus Europa zu stammen, aber keiner b e stimmten Sprache zuzugehören schien.
    Der Doppelte kam, und er betrachtete ihn kritisch, schnu p perte daran und begann zu schlürfen. Er schaute sich nach den anderen Gästen in der Bar um.
    Nicht viele. Die Bar lag in Uni-Nähe, aber es gab keine Vo r lesungen mehr, schon seit dem Großen Unfall nicht. Die einz i gen Leute, die sich dort jetzt noch aufhielten, waren solche, die an Forschungsprojekten arbeiteten und verzweifelt bemüht wa r en, aufzuhalten oder rückgängig zu machen, was vo r ging, oder schlimmstenfalls mit dem Schrecken fertig zu werden, der h e rannahte – zu rasch, wie der kleine Mann wußte. Einige moc h ten überleben, z u mindest für eine Zeit. Einige – aber nur sehr wenige.
    Und auch nur für eine Zeit.
    Die anderen hier – die wenigen. Er betrachtete sie prüfend.
    Zwei alte Trunkenbolde, mehrere müde aussehe n de Männer und Frauen in mittleren Jahren, ein paar davon in weißen L a borkitteln; sie saßen da, ohne sich zu unterhalten, und versuc h ten eine Art Pause in der Arbeit rund um die Uhr einzulegen, bevor sie umkippten. Sie würden jetzt eigentlich schlafen, wie er wußte, wenn sie nicht sogar dazu zu müde wären.
    Wer könnte jetzt schon schlafen? dachte er.
    Aber keiner von ihnen war geeignet, keiner das, was von ihm gesucht, was von ihm gebraucht wurde. Das beunruhigte ihn; er ließ die Aufforderung nun schon seit Tagen ergehen und hatte wenig oder keine Antwort bekommen. Personen, die geeignet waren, die seinen Bedürfnissen entsprachen, gab es hier i r gendwo in der Nähe. Er könnte sie fühlen, ihre Au s strahlung spüren – natürlich nicht vollkommen, aber ausreichend.
    Er seufzte, leerte sein Glas und kramte in der Tasche. Er brachte einen kleinen Gegenstand zum Vo r schein, der aus sich selbst heraus zu gleißen schien, einen großen, kostbaren Ede l stein von totaler Exa k theit.
    Er legte ihn vor sich auf die Theke und starrte ihn bohrend an, streichelte ihn mit der rechten Hand wie ein verhätscheltes Haustier. Der Barmann schaute herüber, warf einen neugierigen Blick auf das Ding und den ebenso sonderbaren kleinen Mann und wol l te auf ihn zugehen.
    Der Mann spürte es, nahm die Störung wahr. Er löste lan g sam den Blick von dem funkelnden Juwel und starrte den Ba r mixer an. Der Neugierige zeigte plötzlich einen merkwürdigen Gesichtsausdruck, wandte sich ab und polierte weiter seine Gl ä ser. Der kleine Mann konzentrierte sich wieder auf den Ede l stein.
    Seine Gedanken gingen hinaus. Ja, er konnte sie spüren, Yin und Yang, männlich und weiblich. In der Nähe, so nah, aber doch nicht hier, nicht in nächster Nähe. Er konzentrierte sich angestrengt auf sie, pei l te sich auf sie ein, rief sie zu sich.
    Nicht vollkommen, nein, aber sie würden genügen. Sie wü r den brauchbar sein – wenn sie nur zu ihm kommen wollten.
    Ein furchtbarer kalter Wind fegte durch die Straßen von R e no, Nevada. Die Frau fröstelte und zog den Mantelkragen fester zu, bemüht, die eisige Kälte fernzuhalten. Es nützte nicht viel.
    Sie sollte jetzt nicht unterwegs sein, das wußte sie. Sie sollte gar nicht hier in der Gegend sein – und sie wußte nicht, weshalb sie jetzt hier war, oder auch nur, wohin sie ging. Trotzdem ging sie aber weiter, stemmte sich gegen den Wind und kämpfte g e gen die Kälte an, kaum gewahr werdend, wohin sie lief.
    Ihr Gemüt wirkte benebelt, ein wenig verwirrt. Sie hatte b e schlossen, am Meer ein Ende zu machen, seit der Pazifik an die Sierra Nevada brandete, hatte sich darauf vorbereitet – und doch war sie hier in Reno, in einer gebirgigen Wüste, die nicht mehr viel Sinn machte. Die meisten Menschen waren fort oder drängten sich in den Häusern zusammen oder beteten in Ki r chen um Errettung irgendeiner Art. Obwohl
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher