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Bissige Spiele (German Edition)

Bissige Spiele (German Edition)

Titel: Bissige Spiele (German Edition)
Autoren: Nena Siara
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lieben. Mir war dieses Gefühl nun vergönnt. Wie hätte ich es ihm sagen sollen? Also spielte ich den Liebesnarr, den, der ich nur zu gerne sein wollte.
    „Klar kannst du das! Aber was ist mit dem Spaß? Du weißt schon was ich meine!“
    „Ich wüsste wirklich nicht, wie es mit jemandem Spaß machen könnte, den man nicht wirklich liebt! Ich warte lieber!“, entgegnete ich und sank in seinem Ansehen ein weiteres Stück.
    „Warte nicht zu lange! Sonst sitzt du irgendwann alleine da!“, warf er mir lachend entgegen und grüßte zum Abschied.
    Auch wenn Ian gewusst hätte, wie lange ich schon alleine dasaß und wie einsam ich in Wirklichkeit war, hätte er sicherlich dasselbe gedacht, wenn nicht noch schlimmer. Er war die Art von Mann, die sich selbst nur am nächsten war und kaum ein gutes Haar an anderen lassen konnte.
    Wäre er nicht so amüsant und schlecht riechend gewesen, hätte ich ihn längst getötet. In meinen Augen hätte er es verdient gehabt.
    Wieder stand ich alleine an dem immer noch von der Nacht geschwärzten Wasser. Mein Blick wanderte zu der Bank, auf dem vor einigen Minuten noch das zauberhafte Wesen gesessen hatte, das mich auf so erstaunliche Weise hatte abblitzen lassen, vielmehr noch. Wir schienen dem anderen gegenüber immun zu sein. Sie gegen meinen verlockenden Geruch und ich gegen ihren, denn sonst hätte sie meiner Meinung nach nicht das Weite gesucht. In der Erinnerung sah ich die rotblonden Haare unter der Kapuze hervorschimmern und obwohl ich ihre Augenfarbe nicht wusste, konnte ich ihren sanften und traurigen Blick nicht vergessen.
    Zum ersten Mal empfand ich bei einem weiblichen Wesen nicht das Bedürfnis, es fort zu jagen, oder wegen seines berauschenden Duftes zu töten. Seine Nähe hatte mir ein Geschenk gemacht und ich wollte wissen wie. Alles an dem Wesen interessierte mich. Ihre Herkunft, ihr Alter, ihre Familie, ihre persönliche Geschichte und ihr Name und….natürlich ihre Adresse.
    Oh nein! Wie konnte ich nur so dumm und absolut unprofessionell sein?
    Woher sollte ich nun herausfinden, wo ich sie wieder finden konnte?
    Wutentbrannt trat ich meinen Heimweg an.
    Es gab zahlreiche verlassene Häuser in London, und da ich ohnehin nichts Besonderes für mein seelenloses Heil benötigte, verbrachte ich so manche Zeit in einem dieser Häuser am Queenshead, das ich mein eigentliches Zuhause nannte. Zum Schein hatte ich natürlich noch eine komfortablere Wohnung, in die der eine oder andere Teamkollege kam, um mit mir die Zeichnungen aller Art durchzusprechen. Ich war schließlich richtig gut im Zeichnen, und als Grafikdesigner konnte ich mir die Welt so schaffen, wie sie in meinen Träumen und in der Vergangenheit zu schöneren Zeiten gewesen ist. Für Präzision hatte ich Jahrhunderte lang üben können, und außerdem gehörte ein scharfes Auge zu einem Vampir dazu! So war es eben!
    In den verlassenen Häusern konnte man sich die Zeit mit anderen vertreiben, die kein Wert auf Geld legten, oder es nicht besaßen, um sich ein Haus oder eine Wohnung zu leisten. Meinem Gewissen, und ich war froh, überhaupt noch eine Spur davon zu spüren, brachte es mehr, mich mit den Obdachlosen zu beschäftigen, und ihnen die Seelen aus ihren Leibern zu saugen, als in einer schicken Vorstadtwohnung herrlich duftende Frauen zu verführen, und sie danach leer zu trinken.
    Die Obdachlosen fanden eine Art Befreiung in ihrem Tod, das konnte ich an ihren Augen erkennen und so tat ich es. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, als kämen sie zu mir, um zu sterben, denn es waren so viele, dass ich oft über meinen Durst hinaus trinken musste.
    Vielleicht hatte es sich ja auch herumgesprochen: Geht zu David, dem Erlöser!
    Doch heute Nacht war der Heimweg anders als sonst. Meine Gedanken kreisten immer und immer wieder um die Bank und das Mädchen an der Themse und jeder Schritt, der mich von dem Ort, an dem ich sie gesehen hatte, entfernte, schmerzte auf unerträgliche Weise in meiner Brust, genau an der Stelle, an dem mein sonst kaltes Herz saß.
    Immer wieder blieb ich stehen und überlegte, ob ich nicht umkehren sollte, um nach ihr zu suchen, oder auf sie zu warten, doch die Ideen waren derart neu und fantastisch, dass ich sie sofort wieder verwarf.
    Dennoch! Meine Beine trugen mich nur träge und unwillentlich nach Hause, und hätten sie tun dürfen, was sie wollten, dann wären sie zur Themse zurück gerannt, rastlos und ohne Mühe, denn mir wurde plötzlich bewusst, dass meine Beine genau das
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