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GONE Hunger

GONE Hunger

Titel: GONE Hunger
Autoren: Michael Grant
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Eins
    106 Stunden, 29 Minuten
    Sam lag auf seinem Surfbrett. Vor ihm stiegen Wellen auf. Gleichmäßig heranwogende, nach Salz riechende, sich aufbäumende, weiß schäumende Wellen.
    Es war perfekt. Er befand sich fünfzig Meter weit draußen, lag bäuchlings auf seinem Brett und schwamm mit von der Kälte klammen Händen und Füßen der Welle entgegen, während die Sonne seinen Rücken wärmte und den schwarzen Gummi seines Taucheranzugs regelrecht zum Dampfen brachte.
    Sam schreckte aus dem Schlaf. Er atmete Staub ein.
    Blinzelnd sah er sich in der trockenen Landschaft um, dann ließ er den Blick instinktiv nach Südosten wandern, wo sich der Ozean erstreckte. Er war von hier aus nicht zu sehen. Und Wellen hatte es schon lange keine mehr gegeben.
    Sam wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Die Sonne brannte wie ein Flammenwerfer auf ihn herab. Es war zu früh am Morgen, um schon so heiß zu sein. Er war hundemüde, hatte wie immer kaum geschlafen und sich mit viel zu vielen Dingen herumgeschlagen, die erledigt werden mussten.
    Die Hitze, dazu das Brummen des Motors und das rhythmische Schwanken des Jeeps auf der staubigen Piste ließen seine Lider schwer werden. Er kniff die Augen fest zusammen, riss sie wieder auf und befahl sich wach zu bleiben.
    Der Traum begleitete ihn noch eine Weile. Sam empfand ihn als Hohn, denn er war überzeugt davon, dass er die ewige Angst und die Last der Verantwortung wesentlich leichter ertragen könnte, wenn es noch Wellen gäbe. Doch damit war seit drei Monaten Schluss. Es gab überhaupt keine Wellen mehr, bloß dieses unscheinbare Kräuseln auf einer ansonsten spiegelglatten Oberfläche.
    Drei Monate nach Auftauchen der FAYZ konnte Sam immer noch nicht Auto fahren. Fahren zu lernen, wäre nur zusätzlicher Stress gewesen, noch etwas, um das er sich kümmern müsste. Daher lenkte Edilio Escobar den Jeep. Auf der Rückbank fuhren noch Albert Hillsborough und ein Junge namens Ease mit. Albert saß schweigend und kerzengerade da, während Ease einen Song aus seinem iPod mitsang.
    Zum Glück funktionierte in Perdido Beach der elektrische Strom noch, so hatten sie wenigstens Licht und heißes Wasser. Wenn er schon nicht surfen konnte, blieb ihm zumindest die Aussicht auf eine heiße Dusche nach ihrer Rückkehr.
    Duschen. Vielleicht auch ein paar Minuten mit Astrid. Nur sie beide.
    Er schloss die Augen, jedoch nicht mehr aus Schläfrigkeit, sondern um Astrids Gesicht vor sich zu sehen.
    Edilio zeigte auf einen Traktor samt Pflugmaschine, der inmitten eines Feldes auf dem Dach lag. Zu Beginn der FAYZ war der Bauer wie alle anderen Erwachsenen von einer Sekunde auf die nächste verschwunden. Sein Traktor war einfach weitergefahren, zuerst quer über die Piste, in der die tiefen Pflugrillen noch zu erkennen waren, und anschließend über das Feld, wo er in einen Bewässerungsgraben gekippt war und sich überschlagen hatte.
    Außer der staubigen Ebene, brachliegenden Feldern und gelbbraunen Wiesen, auf denen vereinzelt ein paar Baumgruppen standen, war links und rechts von der Straße nicht viel zu sehen. Doch ein paar Hundert Meter vor ihnen erstreckten sich große grüne Flächen.
    Sam drehte sich zu Albert um. »Was ist das noch mal?«
    »Kohl«, erwiderte Albert. Albert war vierzehn, ein schmalschultriger Junge in gebügelten Kakihosen, einem hellblauen Polohemd und braunen Sandalen. Früher hatte er zu den Leuten gehört, für die sich niemand so recht interessiert hatte. Inzwischen ignorierte ihn keiner mehr. Albert hatte den McDonald’s der Stadt wiedereröffnet und den Laden so lange am Laufen gehalten, bis ihm die Hamburger, Pommes und Chicken Nuggets ausgegangen waren.
    Beim bloßen Gedanken an Hamburger begann Sams Magen lautstark zu knurren. »Kohl?«, wiederholte er.
    »Davon muss man furzen«, bemerkte Edilio mit einem Augenzwinkern. »Aber Ansprüche stellen ist nicht mehr.« Er schaltete den Motor aus und zog die Handbremse.
    Sam stand im Jeep auf und streckte die Glieder, bevor er aus dem Wagen sprang. Mit seinen fünfzehn Jahren war er einer der Ältesten in der FAYZ. Er war ein von Natur aus sportlicher Typ mit braunen, von einzelnen blonden Strähnen durchsetzten Haaren, strahlend blauen Augen und einem sonnengebräunten Körper. Sam war zwar etwas größer als der Durchschnitt und körperlich fitter als die meisten, insgesamt aber von eher schmaler Statur.
    »Hey, das sieht ja aus wie grüner Salat!«, rief Ease, während er das Kabel der
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