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GONE Hunger

GONE Hunger

Titel: GONE Hunger
Autoren: Michael Grant
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abzuschütteln.
    »Sieh doch, Mann!«, flüsterte Edilio.
    Sams Gesicht lag nur einen halben Meter von der ersten Kohlreihe entfernt. Die Erde bewegte sich. Hunderte, wenn nicht Tausende Würmer, so groß wie Schlangen, bohrten sich durch die Oberfläche und krochen in Eases Richtung.
    Sam stand auf, ging jedoch nicht näher an den Feldrand heran. Es war offensichtlich, dass die Würmer hinter der ersten gepflügten Reihe blieben, als bildete sie eine Grenze.
    Ease kam stolpernd und schwankend auf Sam zu. Als er nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war, sah Sam, wie die Haut an seiner Kehle aufplatzte und ein Wurm herauskam.
    Und dann stieß noch einer durch seine Wange und ein anderer kroch ihm aus dem Ohr.
    Ease hatte zu schreien aufgehört. Er sank auf die Knie und sein Kopf sackte nach unten.
    »Hilf mir!«, flüsterte er. »Sa m …«
    Eases flehender Blick wurde glasig und schließlich leer. Das einzige Geräusch, das jetzt noch zu hören war, war das Schmatzen der Würmer.
    Sam hob die Hände und kehrte die Handflächen nach außen.
    »Nicht, Sam!«, schrie Albert. Leise fügte er hinzu: »Er ist schon tot.«
    »Albert hat Recht. Tu’s nicht, Sam. Zünd sie nicht an. Sie bleiben im Feld, gib ihnen keinen Grund, auf uns loszugehen«, sagte Edilio, der direkt hinter Sam stand. »Und fass ihn ja nicht an!«, flüsterte er schluchzend.
    Die Würmer glitten wie eine schwarze Masse durch den Körper des Jungen. Wie Ameisen, die sich über eine tote Hummel hermachen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die Würmer von ihm abließen und in der Erde verschwanden.
    Was sie zurückließen, war als menschlicher Körper nicht mehr erkennbar.
    »Hier ist ein Seil«, sagte Albert. Er versuchte, ein Lasso zu formen, doch seine Hände zitterten wie Espenlaub. Er reichte das Seil an Edilio weiter, der eine Schlaufe band und nach sechs Fehlschlägen schließlich das, was von Eases rechtem Fuß übrig war, zu fassen bekam. Gemeinsam zerrten sie den Leichnam aus dem Feld.
    Durch die Knochen schlängelte sich ein einzelner Wurm. Sam griff nach einem Stein von der Größe eines Baseballs und ließ ihn auf den Wurm herunterkrachen. Der Wurm blieb erschlagen liegen.
    »Ich komm später noch mal hierher und begrabe Ease«, sagte Edilio. »Wir können ihn nicht mitnehmen. Er hat zwei kleine Brüder, sie dürfen ihn so nicht sehen.« Dann fügte er hinzu: »Wenn sich diese Viecher ausbreite n …«
    » … und auf die anderen Felder wandern, verhungern wir«, beendete Albert Edilios Gedanken.
    Sam musste dagegen ankämpfen, sich nicht die Seele aus dem Leib zu kotzen. Ease bestand nur noch aus angenagten Knochen. Seit dem Beginn der FAYZ hatte Sam viele schreckliche Dinge gesehen, aber noch nie etwas so Grausiges.
    Er wischte sich die Hände an der Jeans ab. In ihm tobte der Wunsch, das Feld in Flammen aufgehen und es so lange brennen zu lassen, bis jeder einzelne Wurm verkohlt war.
    Aber da draußen war Essen.
    Sam kniete sich neben die Knochen. »Du warst ein guter Kerl, Ease. Es tut mir so leid. Ic h …« Aus dem iPod des Jungen drang immer noch Musik.
    Sam stand wieder auf und streckte die Hände aus, als wollte er den Leichnam segnen. Albert und Edilio wussten, was nun geschehen würde, und wichen zurück.
    Aus Sams Handflächen schoss grelles Licht.
    Die Überreste gingen knisternd in Flammen auf und wurden schwarz, während die Knochen mit einem lauten Knacken barsten. Als Sam seine Hände sinken ließ, lag zu seinen Füßen nur noch ein Häufchen grauschwarzer Asche.
    »Du konntest nichts tun, Sam«, sagte Edilio, als er den schuldbewussten Ausdruck im Gesicht seines Freundes sah. »Das ist die FAYZ, Mann. Die FAYZ.«

Zwei
    106 Stunden, 16 Minuten
    Das Dach hing seltsam durch. Grelles Sonnenlicht drang durch die Lücke zwischen der bröckligen Wand und dem herabhängenden Dach und blendete Caine.
    Caine lag schweißüberströmt auf dem Rücken, den Kopf auf ein nass geschwitztes Kissen gebettet. Sein Unterkörper war in ein feuchtes Laken gewickelt. Er war wieder aufgewach t – zumindest hoffte er das.
    Er befand sich in einer Hütte, die früher einem alten Mann namens Mose gehört hatte, dem einstigen Gärtner der Coates Academy. Mose war nicht mehr da. Er war wie alle anderen Erwachsenen verschwunden. Und wie alle älteren Kids. Wie all e – oder fast all e – über fünfzehn.
    Die Tür wurde aufgestoßen. Diana kam mit einem Tablett herein, auf dem eine Wasserflasche und eine Dose Kichererbsen standen.
    Caine
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