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0600 - Die Fee und die Horror-Reiter

0600 - Die Fee und die Horror-Reiter

Titel: 0600 - Die Fee und die Horror-Reiter
Autoren: Jason Dark
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Man hatte sie Perlhaut genannt, weil ihre Haut eben so aussah. Auf ihrem Rücken wuchsen hauchdünne Flügel, fragil wie kostbares Glas, leicht zitternd im seichten Uferwind. Die Flügel hatten sie auch in dieses Versteck getragen, aber die Verfolger wußten, wo sie zu finden war. Mit ihrem sicheren Gehör hatte die Elfe das dumpfe Dröhnen der Hufe auf dem weichen Boden vernommen.
    Sie waren zu viert, sie hockten auf pechschwarzen Pferden, und sie waren in diese Wunderwelt des Landes Aibon eingedrungen wie ein Orkan, der alles vernichten wollte.
    Vieles war über sie gesagt worden, das meiste traf sicherlich zu.
    Klar war auch, daß sie jeden Gegner, der sich ihnen in den Weg stellte, grausam umbrachten, was sie durch eine Spur aus Blut und Tod bereits bewiesen hatten.
    Nun jagten sie Perlhaut. Ob sie im Auftrag des mächtigen Druiden Guywano handelten, wußte die Elfe nicht. Ihr war nur der Befehl erteilt worden, andere zu warnen, damit diese etwas gegen die Eindringlinge unternehmen konnten.
    Im ufernahen Schilf- und Buschgürtel rührte sich nichts. Die Reiter schienen überhaupt nicht zu existieren, aber das war ein Irrtum, denn die Insekten flogen ihre Kreise unruhiger. Die summende Botschaft erreichte auch Perlhaut, so daß diese sich vornahm, nicht mehr länger in ihrem Versteck hockenzubleiben.
    Vorsichtig richtete sie sich auf. Die Flügel hatte sie dabei zusammengelegt, sie sollten nirgendwo anstoßen und unter Umständen noch zerbrechen. Das wäre fatal gewesen.
    Perlhaut schaute durch die Lücken zwischen den Farnzweigen.
    Dahinter lag dicht und grün der Wald, auch ein Zeichen des Landes Aibon. Es war mal ein Paradies für Druiden gewesen…
    Wenn die vier Reiter kamen, mußten sie durch den Wald, und sie würden sich mit ihren Waffen rücksichtslos einen Weg freischlagen, das stand fest.
    Perlhaut überlegte.
    Es wäre nicht gut gewesen, wenn sie nach vorn gelaufen wäre. Sie mußte ihre Vorteile ausnutzen und sich in einem Gebiet aufhalten, das den Reitern Schwierigkeiten machen würde.
    Die Fee hatte eine Idee.
    Auf ihrem runden, kindlichen und engelsgleichen Gesicht, das von einem lockigen Bausch Goldhaar umflossen wurde, verzogen sich die Lippen zu einem Lächeln.
    Einfach den Weg durch die Luft nehmen…
    Hinter ihr lag der kleine See. Mehr ein großer Teich, ein Refugium für Wasserpflanzen, Insekten, Frösche und auch Fische. Auf der dunkelgrünen Oberfläche schwammen die Blätter wie kleine Fische.
    Manche von ihnen waren durch Blüten gezeichnet, die sich geöffnet hatten und so wirkten wie breite Kelche, die alles andere an sich reißen wollten.
    Perlhaut war nackt. Als Fee hatte sie nie ein Kleidungsstück getragen, so etwas gehörte einfach nicht dazu.
    Einem ausgewachsenen Menschen hätte sie höchstens bis zur Hüfte gereicht. Daß sie trotzdem nicht so klein wirkte, lag an ihrem langgestreckten Oberkörper und auch an den Flügeln, die, wenn sie aufgestellt waren, über ihre Schultern hinwegwuchsen.
    Plötzlich bewegten sich die Flügel. Zitternd, leicht brausend. Perlhaut spürte die Leichtigkeit, die die Anziehungskraft des Bodens lässig überwand.
    Senkrecht flog sie in die Höhe.
    Die Fee hatte sich den Startplatz gut ausgesucht, tauchte noch unter den Dächern zweier hochgewachsener Farne hinweg, streifte dabei zitternde Grasspitzen und tauchte dann wie eine übergroße Biene aus dem grünen Ufermeer des Sees auf.
    Blau schimmerte der Himmel über Aibon, allerdings mit einem Stich ins Grüne, so daß die Farbe Türkis überwog. Eine Sonne zeigte sich nicht, dennoch war genügend Licht da, eben das grüne Licht des Druiden-Landes Aibon.
    Sie flog nicht dem Wald entgegen, sondern drehte nach rechts ab, um über den See zu gelangen. Dabei schaute sie jedoch in Richtung Wald, weil sie von dort verräterische Laute vernommen hatte.
    Da war es wieder, das Donnern der Hufe auf dem Waldboden. Ein Schall, der sie nur schwach erreichte, aber höchste Gefahr bedeutete.
    Für Sekunden verlor Perlhaut die Übersicht.
    Sie stand in der Luft, suchte den Waldrand ab und glaubte, daß sich in seiner Tiefe etwas bewegte. Rücksichtslos bahnte sich die Horde einen Weg.
    Mit Schwertern, Schildern und Lanzen waren sie bewaffnet und hatten Tod und Vernichtung auf ihre Fahnen geschrieben.
    Das Gesicht der Fee zeigte heftiges Erschrecken, als Vögel aufstoben, Tiere flohen und sich der Waldrand unter Brachialgewalt der Reiter regelrecht öffnete, um den Tod zu entlassen.
    Und wie sie
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