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GONE Hunger

GONE Hunger

Titel: GONE Hunger
Autoren: Michael Grant
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ihre Füße beim Laufen bleischwer wurden. Wie ihr Herz immer langsamer schlug und in ihr dröhnte. Jedes Pochen hatte sich wie der Schlag eines Hammers angefühlt. Sie erinnerte sich auch an das Grauen, das sie beim Anblick des ekelhaften grünen Leuchtens gepackt hatte, bei dem sie unweigerlich an Eiter und Krankheit denken musst e – an Krebs. An den Traumzustand, in dem sie sich damals befunden hatte: die schweren Lider und die Leere in ihrem Kopf, dieses Gefühl, als würde etwas von ihr Besitz ergreife n …
    Komm zu mir.
    »Ah!«
    Ihre Hand hatte den Becher zerquetscht. Jetzt strömte der heiße Kaffee heraus und verbrühte ihre Finger.
    Es war immer noch in ihrem Kopf, das Monster aus dem Stollen. Hatte sie immer noch in seinen Krallen. Manchmal war sie überzeugt, seine Stimme zu hören. Das konnte aber auch nur Einbildung sein. Sicher nicht die Dunkelheit selbst. Sie war meilenweit weg. Tief unter der Erde. Sie konnte nich t …
    Komm zu mir. Ich brauche dich.
    »Ich werde verrückt, Patrick«, sagte Lana zu ihrem Hund. »Es ist in mir drin und macht mich verrückt.«
    Mary Terrafino fuhr aus dem Schlaf hoch. Sie schlüpfte rasch in ein T-Shirt, ihre Jogginghose und ein Paar Turnschuhe. Dann ging sie in die Waschküche, holte die Stoffwindeln aus dem Trockner und stopfte sie in einen Beutel. Sie hatten zwar noch einen kleinen Vorrat an Wegwerfwindeln, bewahrten ihn aber für Notfälle auf.
    Sie lief die Treppe hinunter.
    Sam, Astrid und der kleine Pete waren in der Küche. Mary wollte sie nicht stören und verließ unbemerkt das Haus.
    Fünf Minuten später war sie in der Kindertagesstätte.
    Die Kita war seit der großen Schlacht in einem desolaten Zustand. In diesem Raum hatte das Kojotenrudel sie und die Kinder in Geiselhaft genommen und nur auf ein Zeichen von Drake Merwin gewartet, um über sie herzufallen.
    Marys Bruder John erwartete sie bereits.
    »Hey, Mary«, begrüßte er sie.
    »Wie geht’s, kleiner Bruder?« Sie küsste ihn auf die Wange. »Welche Krisen haben wir heute?«
    John hatte eine Liste erstellt. »Pedro hat einen Wackelzahn. Außerdem hat er es letzte Nacht nicht aufs Klo geschafft. Zosia behauptet, Julia hätte sie geschlagen, jetzt streiten die beiden und wollen nicht mehr miteinander spielen. Collin hat vielleicht Fiebe r – jedenfalls ist er schlecht drauf. Brady wollte heute Morgen weglaufen, nach ihrer Mom suchen.«
    Die Liste war noch länger und während John weiterlas, kamen ein paar Kinder angelaufen, um Mary zu umarmen, von ihr einen Kuss zu bekommen, sich für ihre gekämmten Haare loben zu lassen und ein »Gut-Gemacht« von ihr zu hören, weil sie ihre Zähne geputzt hatten.
    Mary nickte. Die Liste war jeden Tag mehr oder weniger gleich.
    Jetzt kam ein Junge namens Francis herein und drängte sich rüpelhaft an Mary vorbei. Als er bemerkte, wen er gerade angerempelt hatte, drehte er sich mit finsterer Miene zu ihr um und sagte: »Okay, hier bin ich.«
    »Zum ersten Mal?«, fragte Mary.
    »Na und? Bin ich ein Babysitter, oder was?«
    »Verstehe«, entgegnete Mary. »Mir ist klar, dass du nicht hier sein willst. Das ist mir aber völlig egal, denn es muss sich jemand um die Kleinen kümmern.«
    »Dann mach’s doch selbst. Du bist schließlich ein Mädchen.«
    »Ich aber nicht«, bemerkte John.
    »Siehst du die Tafel da drüben?« Mary ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Dort stehen drei Listen, eine für jeden der Tageshelfer. Such dir eine aus. Und dann erledigst du alles, was auf der Liste steht.«
    Francis stapfte zur Tafel und sah sich die Listen an.
    »Wollen wir um einen Keks wetten, dass er sich nicht den Wickeldienst aussucht?«, flüsterte John.
    »Keine Wetten. Außerdem haben wir keine Kekse mehr.«
    »Ich vermisse Kekse«, murmelte John sehnsüchtig.
    »Hey!«, rief Francis. »Diese Listen sind zum Kotzen.«
    »Stimmt«, sagte Mary.
    »Das alles ist zum Kotzen«, brummte Francis. »Eins steht fest, an meinem Geburtstag steige ich aus.«
    »Kein Problem. Aber jetzt nimmst du dir eine Liste vor und arbeitest sie ab.«
    »Von wegen, er steigt aus«, sagte Mary zu John. »Die Leute reden davon, aber sie tun’s nicht.«
    Die FAYZ hatte alle über vierzehn verschwinden lassen. Sobald jemand seinen fünfzehnten Geburtstag erreichte, passierte mit ihm dasselbe. Puff und weg.
    Mittlerweile wussten aber alle, was geschah, wenn mit dem Geburtstag der Moment des »Aussteigens« kam. Zuerst veränderte sich das eigene Zeitempfinden und man nahm alles nur noch im
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