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Millie an der Nordsee

Millie an der Nordsee

Titel: Millie an der Nordsee
Autoren: Dagmar Chidolue
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Die Ost- und die Nordfiesen
    »Oh, wie süß!«
    Millie ist total begeistert. Im Fernsehen läuft nämlich ein interessanter Film über Seehunde. Wie niedlich die sind mit ihrem runden Kopf und den dunklen Knopfaugen! Millie würde sooo gerne einen Seehund in den Arm nehmen und ihm ein Küsschen auf die Nase geben.
    Millies kleine Schwester Trudel ist ebenfalls hin und weg . Seehund-Filme darf sie sich auch ansehen, obwohl sie gerade mal drei Jahre alt ist. Sie kann sogar schon Seehund sagen, aber sonst noch nicht alles. Worte mit Ess-Zeh-Ha sind noch zu schwierig für Trudelchen.
    Millie kann fast alles. Lesen, schreiben, rechnen. Pfff. Und sogar Filme mit ein bisschen Grusel angucken. Zum Beispiel Gespenst Schubiduh. Millie geht ja schon ewig und drei Tage zur Schule.
    Wie die Seehunde im Fernsehfilm durch das Wasser flitzen! Sie sind pfeilschnell. Aber an Land watscheln sie mühsam von Seite zu Seite. Das sieht lustig aus. Trudel hört gar nicht mehr auf zu kichern.
    »Na, worüber freut ihr beiden euch denn so?«, fragt Mama.
    Millie braucht nur mit dem Kopf auf den Fernsehapparat zu deuten, da weiß Mama Bescheid.
    »Oh ja«, sagt sie. »Bestimmt ist das ein Film über die Nordsee.«
    »Nein, Mami. Das ist über Seehunde und nicht über die Mordsee!«
    »Schon gut«, sagt Mama. »Aber Seehunde leben doch in der Nordsee! Dort gibt es ganz viele Robben. Und das Meer heißt Nordsee, nicht Mordsee, Millie. Obwohl … Manchmal kann die Nordsee auch lebensgefährlich sein. Zum Beispiel, wenn Sturm über die See fegt. Oder ein Orkan mit Windstärke zwölf.«
    Aha. Aber wieso sagt Mama jetzt Robben zu den Seehunden? Mama erklärt, dass Seehunde zu der großen Familie der Robben gehören. Trudelchen hört ebenfalls gut zu, aber sie wird noch nicht alles verstanden haben.
    »Früher war ich oft an der Nordsee«, sagt Mama. Sie sagt es ein wenig sehnsuchtsvoll. »Was hab ich da am Strand gebuddelt und im Wasser rumgeplanscht. Wenn das Meer denn da war.«
    Was soll das nun wieder heißen?
    »Das ist das Besondere an der Nordsee. Mal ist sie da und mal ist sie nicht da.«
    Mama, du spinnst doch!
    Nein, nein, Mama spinnt gar nicht.
    »Das Wasser der Nordsee zieht sich vom Ufer zurück, ganz allmählich, bis es fast nicht mehr zu sehen ist, das nennt man Ebbe. Und anschließend kommt das Wasser langsam wieder zurück. Das ist dann die Flut.«
    »Und das geht immer so hin und her und her und hin?«
    »Genau, Millie. Ebbe und Flut dauern insgesamt ungefähr zwölf Stunden. Einmal bin ich mit deinem Opa dort oben gewesen.«
    »Dort oben?«
    »Ja, da, wo im Norden von Deutschland das Land zu Ende ist. Das nennt man Friesland. Der Opa, also mein Vater, der wollte mit mir so weit laufen, bis wir zum Wasser gelangen. Das Meer hatte sich zurückgezogen und wir liefen ewig über den Meeresboden.«
    »Das geht nicht, Mami!«
    »Doch, das geht. Wenn das Wasser nicht da ist, läuft man über Schlamm und Schlick. Das ist das Watt. Es hat dort fürchterlich viele kribbelnde und krabbelnde Tiere gegeben. Ich fand das eklig und hatte Angst, dass die mich kneifen. Das waren Krabben, glaube ich, oder Krebse.«
    »Hast du geheult, Mama?«
    »Na, ich war kurz davor.«
    »Und was hat Opa gemacht?«
    »Er hat gesagt, entweder du gehst jetzt mit mir bis zum Wasser oder wir fahren gleich wieder nach Hause.«
    Oha. »Und dann?«
    »Dann habe ich doch noch geheult, aber ich bin mit meinem Vater über den Strand gelaufen, das heißt, über das Watt, bis wir das Wasser erreicht haben.«
    »Und was war mit den Kneifer-Krebsen? Bist du über die rübergetrampelt?«, fragt Millie.
    »Ich habe einfach nicht mehr an sie gedacht.«
    »Und dann?«
    »Dann war’s toll«, sagt Mama. »Und es hat schon was, im Modder herumzustapfen.«
    Das kann Millie sich gut vorstellen. Sie seufzt. »Da möchte ich auch mal hin«, sagt sie.
    »Trudel auch«, echot die kleine Schwester.
    Ist schon klar. Wo Millie hinwill, muss Trudel auch sein. Nicht wegen der Krabben. Wegen der Seehunde, Mama!
    Als Papa abends kommt, soll Mama die Geschichte mit Opa und den ekligen Kribbelkrabbel-Krabben und den Kneifer-Krebsen noch einmal erzählen. Bitte, Mama, bitte! Die Geschichte hat Papa bestimmt noch nicht gehört.
    Papa ist über Mamas Nordsee-Erlebnis aber gar nicht verwundert. Er hat nämlich seine eigenen Geschichten an der Nordsee erlebt. Hätte Millie nicht gedacht!
    Was ist Papa denn passiert?
    Papa ist auf Schatzsuche gegangen. Er hat gedacht, er findet in den vielen Muscheln,
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