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Mein Monat mit dem Millionär

Mein Monat mit dem Millionär

Titel: Mein Monat mit dem Millionär
Autoren: Michelle Celmer
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1. KAPITEL
    Kein Zweifel – tiefer konnte Isabelle Winthrop-Betts nicht sinken.
    Nicht einmal der Schmerz, den sie empfunden hatte, wenn ihr Vater sie schlug, ließ sich mit dem Gefühl der Erniedrigung vergleichen, das sie nun gegenüber Emilio Suarez verspürte – jenem Mann, den sie einst von ganzem Herzen geliebt hatte und den sie hatte heiraten wollen.
    Ihrem Vater hatte sie es zu verdanken, dass die Hochzeit nie stattgefunden hatte. Und Isabelle konnte es Emilio nicht verdenken, dass er sie jetzt voller Bitterkeit ansah. Wie er da in seinem Chefsessel hinter dem Schreibtisch in der Vorstandsetage von Western Oil saß, wirkte er auf sie wie ein König, der einer Bäuerin eine Audienz gewährt.
    Leonard, ihr verstorbener Mann, war schuld daran, dass sie in diesem Moment tatsächlich nicht viel mehr war als eine arme Bittstellerin. Aus einer der reichsten Frauen in Texas war eine Witwe ohne festen Wohnsitz geworden, die keinen Cent mehr besaß und kurz davor stand, wegen Betrugs ins Gefängnis zu wandern. Alles nur, weil sie zu naiv und vertrauensselig gewesen war. Denn jedes Mal, wenn ihr Mann ihr Dokumente zur Unterschrift vorgelegt hatte, hatte sie ohne zu zögern ihren Namen daruntergesetzt. Wie hätte sie dem Menschen, der sie aus der Hölle befreit hatte, auch misstrauen können? Leonard hatte ihr wahrscheinlich sogar das Leben gerettet.
    Jetzt war der Mistkerl gestorben, ehe er den Verdacht, der auf ihr lastete, entkräften konnte.
    Vielen Dank, Lenny!
    „Du hast ja Nerven, ausgerechnet mich um Hilfe zu bitten“, sagte Emilio mit jener tiefen, samtweichen Stimme, an die Isabelle sich so gut erinnerte. Nur dass in dieser Stimme jetzt ein hasserfüllter Unterton mitschwang, der nichts Gutes verhieß. Natürlich hatte er jedes Recht, wütend auf sie zu sein, denn die Art, wie sie ihm das Herz gebrochen hatte, war übel genug gewesen. Doch damals hatte sie keine andere Wahl gehabt. Auf Verständnis konnte sie allerdings nicht hoffen. Alles, was sie sich wünschte, war eine Spur Mitgefühl.
    Er sah sie aus tiefschwarzen Augen durchdringend an, und sie musste sich zusammenreißen, um nicht davonzulaufen. „Warum kommst du zu mir? Weshalb wendest du dich nicht an deine reichen Freunde?“
    Ganz einfach. Weil sein Bruder Alejandro in ihrem Fall als Staatsanwalt für die Anklage zuständig war. Abgesehen davon hatte sie keine Freunde mehr, denn die hatten alle mit Lenny Geschäfte gemacht und sich verspekuliert. Einige hatten Millionen verloren.
    „Du bist der Einzige, der mir helfen kann“, sagte sie leise.
    „Und warum sollte ich dir helfen? Vielleicht würde es mir besser gefallen, dich im Gefängnis verrotten zu sehen?“
    Sie schluckte. Hasste er sie denn wirklich so sehr?
    Dann würde er sich vermutlich freuen, zu hören, dass selbst ihr Anwalt, Clifton Stone, davon ausging, dass es kaum noch etwas gab, was sie vor diesem Schicksal bewahren konnte. Die Beweislage war eindeutig, und im besten Fall konnte sie mit einem Geständnis erreichen, dass ihre Strafe etwas milder ausfiel. Isabelle fürchtete sich vor dem Gefängnis, aber sie war bereit, die volle Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen und jedes Urteil zu akzeptieren. Dummerweise hatte Lenny auch ihre Mutter in die Sache hineingezogen. Adriana Winthrop hatte schon jahrelang unter den Misshandlungen ihres eigenen Ehemanns, Isabelles Vater, leiden müssen. Sie verdiente etwas Besseres, als den Rest ihres Lebens hinter Gefängnismauern zu verbringen. Und erst recht nicht für etwas, an dem Isabelle ganz allein die Schuld trug.
    „Was mit mir geschieht, ist mir egal“, erklärte Isabelle. „Ich will nur, dass die Anklage gegen meine Mutter zurückgezogen wird. Sie hat mit Leonards Machenschaften nicht das Geringste zu tun.“
    „Du warst genauso an Leonards Machenschaften beteiligt“, konterte Emilio.
    Sie nickte traurig.
    „Heißt das, du gibst deine Schuld zu?“
    Wenn blindes Vertrauen ein Verbrechen war, dann war sie definitiv schuldig. „Ich trage die Verantwortung für den Schlamassel, in dem ich mich befinde.“
    „Du kommst zu einem ungünstigen Zeitpunkt.“
    Dies war ihr durchaus bewusst, denn sie hatte im Fernsehen die Berichte über die Explosion in der Ölraffinerie gesehen. Einige Arbeiter waren verletzt worden. Isabelle hatte schon in der Woche zuvor probiert, Emilio aufzusuchen, doch vor der Firmenzentrale wimmelte es ständig von Journalisten. Jetzt lief ihr die Zeit davon. Also musste sie handeln. „Das weiß ich,
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