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KR137 - Ich stürzte den Senator

KR137 - Ich stürzte den Senator

Titel: KR137 - Ich stürzte den Senator
Autoren: Ich stürzte den Senator
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»Mach deine Dunkelkammer zu, der Rauch wird sonst kalt!« warnte ich.
    Phil grinste nur.
    Das war ein bedenkliches Zeichen. Wenn Phil sogar zu faul ist, eine Stichelei zu erwidern, dann ist mit ihm nichts anzufangen. Und wie es meistens der Fall zu sein pflegt, war ich gerade an diesem Vormittag so tatendurstig wie nur je.
    Das ist bei uns nichts Neues. Unsere Aktivität wechselt periodisch. Wenn ich meine Ruhe haben möchte, dann brennt Phil vor Tatendurst, und wenn er vor Faulheit schon beinahe anfängt zu stinken, dann kribbelt es mir in allen Fingerspitzen.
    »Sei nicht so faul!« versuchte ich ihn zu reizen. »Du hast noch die Akte mit den Halto-Boys fertigzumachen.«
    Phil sah mich mit einem unsagbar müden Blick an.
    »Stör mich nicht«, brummte er zwischen den halbgeöffneten Lippen hindurch. »Ich meditiere!«
    Dabei legte er seinen Kopf auf die Tischplatte und begann ungeniert zu schlafen. Schönes Meditieren!
    »Wenn du Wickelkind nicht ausgeschlafen hast«, brummte ich bissig, »dann geh gefälligst unter irgendeinem Vorwand nach Hause und schlafe dort, aber nicht gerade in unserem Office! Was soll Mr. High denken, wenn er zufällig einmal hier hereinkommt?«
    Mr. High war der Distriktchef des New Yorker FBI-Bezirks und damit unser Chef. Aber Phil hatte nicht nur seinen faulen, er hatte auch noch seinen ungezogenen Tag. Die Drohung mit unserem Chef entlockte ihm noch nicht einmal ein Grinsen. Statt sich nun endgültig aufzurappeln, legte er seinen Kopf nur noch bequemer auf einen Aktenstapel. Es hätte nicht viel gefehlt, dann hätte er auch noch angefangen zu schnarchen.
    Ich suchte gerade nach einem geeigneten Gegenstand, den ich ihm hätte ins Kreuz werfen können, da klingelte das Telefon.
    Mit einem Hechtsprung stürzte ich mich auf den Apparat. Wie gesagt, an diesem Morgen steckte ich voller Unternehmergeist, und ich hoffte, der Anruf werde uns ein bißchen schöne Arbeit bringen.
    »Federal Bureau of Investigation«, sagte ich, als ich den Hörer abgenommen hatte. »New York District, Jerry Cotton am Apparat.«
    »Hallo, Mr. Cotton. Hier spricht John G. Bradforth, Professor für Mathematik am Sonder-Private-College. Ich freue mich, daß ich gerade Sie am Apparat habe. Ich habe schon eine Menge von Ihnen gehört.«
    »Fühle mich aufrichtig gekitzelt«, knurrte ich, denn Lobreden kann ich nicht ausstehen. »Was gibt’s, Professor? Soll ich Ihnen die Quadratur des Kreises ermitteln? Da werde ich Sie enttäuschen. Zur höheren Mathematik reicht es bei mir nicht.«
    »Scherz beiseite, Mr. Cotton. Ich muß Sie in einer verteufelt ernsten Angelegenheit sprechen.«
    »Schön, dann kommen Sie her, ich warte auf Sie.«
    »Hm. Eh… Ich möchte nicht gern, daß Sie mich für einen Feigling halten, Mr. Cotton, aber ich kann nicht zu Ihnen kommen.«
    »Warum nicht? Und was hat das mit Feigheit zu tun?«
    »Ich glaube, er läßt mich bewachen. Vor meinem Haus stehen Tag und Nacht, seit er bei mir war, zwei Männer, die wie Gangster aussehen.«
    »Wer war bei Ihnen? Wer ist ›er‹? Ferner: Warum läßt er Sie bewachen?«
    »Es handelt sich um die Wahl morgen. Ich gehöre zum Wahlkomitee in unserem Stadtbezirk. Und gestern abend war Mister…«
    Poltern, Krachen, Pause.
    »He, hallo, Professor! Was ist denn los? Warum sprechen Sie nicht weiter?« Klack. Der Hörer am anderen Ende war aufgelegt worden.
    Ich riß meinen Hut vom Haken und stürmte zur Tür.
    »Los, Phil!« rief ich.
    Jetzt wurde er etwas munterer.
    Ich suchte das Adreßbuch:
    Braden, Bradfall, Bradfar, Bradfert, Bradfolt…
    Ah, da hatten wir ihn ja:
    Bradforth, John G., Professor, 1418, Nineteenth Street, New York, N. Y., 23 84 03.
    Ich holte mir unsere Zentrale, sagte die Nummer und wartete auf den Anschluß. Ich hätte mir die Beine in den Bauch stehen können. Der Professor dachte gar nicht daran, sich zu melden. Daß er es auch beim besten Willen nicht konnte, das erfuhren wir ja erst später.
    Zwei Minuten später saß ich am Steuer meines Jaguar, und wir schwirrten ab wie ein geölter Blitz.
    »Was ist denn eigentlich los?« fragte Phil unterwegs, weil er doch langsam neugierig wurde.
    »Ich denke, du willst deine Ruhe haben?« fragte ich zurück. »Dann schlaf nur schön weiter, mein lieber Phil.«
    Er boxte mich in die Seite.
    Zum Glück waren wir gerade an unserem Ziel angekommen, und ich kletterte schnell aus dem Jaguar heraus. Phil kam leise fluchend hinter mir her. Da wir uns nicht mitten auf der Straße prügeln konnten, gingen
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