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099 - Im Reich der Satansaffen

099 - Im Reich der Satansaffen

Titel: 099 - Im Reich der Satansaffen
Autoren: A.F.Morland
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Protoc war eine Affenwelt. Lange Zeit war sie von einem steinernen Götzen beherrscht worden, doch er existierte nicht mehr, und in weiten Teilen dieser Welt herrschte nun Frieden.
    Bevölkert war Protoc größtenteils von Pavianen. Es gab aber auch Halbaffen, sogenannte Lemuren. Sie stellten eine gefährliche, kriegerische Minderheit dar, und es war nicht ratsam, ihr Reservat zu betreten.
    Bis vor kurzem hatten die Meskyren eine Königin gehabt: Landa. Sie war keine Halbäffin gewesen, sondern stammte von den Menschen ab. Die Meskyren hatten sie vergöttert. Als Landa ihr Leben verlor, schworen die Lemuren den Eindringlingen, die dafür verantwortlich waren, grimmig Rache, und es war an der Zeit, diese Rache anzugehen. [1]
    Man hatte vier Lemuren ausgewählt. Die stärksten und tapfersten. Sie sollten den rächenden Arm der Meskyren verkörpern. Da sie sich allein aber nicht stark genug fühlten, ihrer großen Aufgabe auf der fernen Erde gerecht zu werden, wollten sie sich Aemmon-wes Unterstützung sichern. Deshalb suchten sie den Ausgestoßenen auf.
    Er lebte im aktiven Vulkangebiet. Überall entstiegen dem Boden gelbliche Schwefeldämpfe. In kleineren und größeren Kratern brodelte die glühende Lava. Eine enorme Hitze machte den vier Meskyren zu schaffen. Ihre nackten Körper waren schweißbedeckt. Die vier waren unbewaffnet, denn es war nicht ratsam, Aemmon-we mit einer Waffe in der Hand entgegenzutreten. Er war zwar alt, und es hieß, er wäre auch schon ziemlich gebrechlich und könne sich seiner Magie kaum noch bedienen, aber das mußte nicht wahr sein. Man hatte Aemmon-we lange nicht mehr zu Gesicht bekommen. Er konnte sich erholt haben.
    Rancci führte die kleine Gruppe an.
    Er war ein großer, breitschultriger Meskyr mit beachtlichen Muskelpaketen. Seine Freunde und Begleiter hießen Karan, Isha und Erloon. Was Mut, Ausdauer und Tapferkeit anbelangte, standen sie Rancci in keiner Weise nach. Es war für sie eine große Ehre, als Vollstrecker der Rache auserwählt worden zu sein, und sie waren entschlossen, sich dieser Ehre würdig zu erweisen.
    Rancci blieb stehen und hob die Hand. Seine Lemurenbrüder hielten ebenfalls an.
    »Wir haben unser Ziel gleich erreicht«, sagte Rancci. »Dort oben ist Aemmon-wes Höhle. Laßt erkennen, daß wir in Frieden zu ihm kommen, sonst greift er uns vielleicht an.«
    Sie gingen weiter. Der Hang war so steil, daß sie manchmal klettern mußten.
    Plötzlich vernahm Rancci ein aggressives Zischen. Aus einer schmalen Felsenspalte schoß heißer Schwefeldampf, wurde zu einer gelben Geisterhand, deren Finger sich blitzartig um seinen Hals legten und zudrückten.
    Rancci stöhnte, verlor den Halt und stürzte zwei Meter ab. Er landete auf dem Rücken, und seine Freunde beobachteten fassungslos, was weiter passierte.
    Die Hand wurde zu einer Dampfschlange, die einen so breiten Kopf hatte, daß er das gesamte Affengesicht Ranccis abdeckte.
    Karan wollte Rancci zu Hilfe eilen, doch Isha hielt ihn zurück. »Nicht, Karan! Du kannst ihm nicht helfen!«
    »Soll ich zusehen, wie er erstickt?« stieß Karan aufgeregt hervor.
    Erloon riß sich vom Anblick des in Krämpfen zuckenden Körpers los und rief mit lauter Stimme Aemmon-wes Namen.
    »Aemmon-we! Hör auf damit!« brüllte er. Seine Stimme kam als vielfaches Echo aus den Vulkankratern zurück. »Wir sind in friedlicher Absicht hier! Wir wollen mit dir reden, möchten dir einen Vorschlag machen, der dich bestimmt interessiert! Laß ab von unserem Freund! Töte ihn nicht! Rancci ist dir nicht böse gesinnt!«
    Karan starrte auf Rancci.
    Es war offensichtlich falsch, was man sich über Aemmon-we erzählte. Von Schwäche keine Spur. Der Verbannte konnte sich seiner magischen Fähigkeiten nach wie vor noch sehr gut bedienen.
    Die Schwefelschlange wurde transparent und löste sich Augenblicke später auf. Ranccis behaartes Affengesicht war verzerrt, der Blick seiner Augen glasig. Er war der Kräftigste der vier Lemuren, die zu Aemmon-we gekommen waren. Wahrscheinlich hatte der Magier deshalb ihn attackiert. Damit die anderen erkannten, wie schwach sie gegen ihn waren.
    Jetzt hinderte Isha Karan nicht mehr, sich um Rancci zu kümmern. Er beugte sich über ihn, doch Rancci nahm ihn nicht wahr. Sein glasiger Blick schien durch Karan zu gehen.
    Karan schüttelte Rancci.
    Der Freund reagierte nicht.
    »Helft mir!« verlangte Karan, doch Isha und Erloon rührten sich nicht von der Stelle. Sie wußten, daß sie nichts für Rancci tun konnten.
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