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Millie an der Nordsee

Millie an der Nordsee

Titel: Millie an der Nordsee
Autoren: Dagmar Chidolue
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Mann und Maus unter!
    Überall Wasser. Die wütende Nordsee zieht sie tief undtiefer hinunter. Millie könnte schon den Fischen Guten Tag sagen. Haben Fische eigentlich Ohren?
    Doch hier, am Meeresgrund mit den Seesternen, den vielen unterschiedlichen Fischen, den durchsichtigen Quallen und den niedlichen Seepferdchen, geht es ruhiger zu. Oben tobt das Meer, aber tief unten schaukelt die Rettungskapsel ganz sachte vor sich hin. Hoffentlich wird sie auch irgendwo wieder auftauchen.
    Ja, jetzt geht es wieder in die Höhe. Plopp, schießt die Kapsel an die Oberfläche. Gerettet! Und trocken ist es hier oben auch. Sie sind nämlich wieder im Haus vom Blanken Hans in Büh-Summ-Summ gelandet.
    Mann, was hat Millies Herz geklopft.
    »Und wie geht es dir?«, fragt Mama die kleine Schwester.
    »Geht gut«, sagt Trudel und nimmt endlich das abgelutschte Hasenohr aus dem Mund.
    Hasilein hat die Reise unter Wasser auch gut überstanden.

Kabollermann
    Von Büh-Summ-Summ aus kann man sogar direkt zu den Seehundsbänken fahren. Aber nicht zu jeder Zeit. Nur wenn Flut ist. Bei Ebbe liegen die Kähne im Hafen auf Schlick.
    Mama hat in Erfahrung gebracht , dass um fünfzehn Uhr Hochwasser ist. Das Schiffchen, das bis zu den Seehunden rausfahren wird, schaukelt munter auf den Wellen. Und Sturm scheint es auch nicht zu geben, der tobte heute nur in der Sturmflutenwelt Blanker Hans.
    Aufpassen beim Einsteigen! Und wo sollen sie sitzen? Am besten draußen unter dem Vordach. Da kann man am meisten sehen.
    Vor Millie sitzt ein Junge. Der muss ungefähr so alt sein wie sie. Sieben oder acht oder neun. Seine Mutter hat sich nach drinnen in die Kajüte geflüchtet. Sie sieht sehr schick aus. Am schicksten sind ihre Gummistiefel. Rot mit rosa Blümchen.
    »Django«, ruft sie. »Komm lieber rein! Schnuffel!«
    Aber der Junge schüttelt den Kopf.
    Django? Was ist denn das für ein Name. Darf man überhaupt so heißen? Und dann auch noch Schnuffel? Das passt ja überhaupt nicht zusammen.
    Tuff, tuff, tuff, tuff, tuff. Der Kahn tuckert los. Na prima. Millie hält schon mal Ausschau nach den Seehunden.
    Nix zu sehen. »Papa, wo sind denn die Seehunde? Sind die alle ertrunken?«
    Das ist wohl eine dusselige Frage gewesen. Django lacht sich kaputt. Er hat mitgehört. Blödmann.
    »Nee«, sagt er. »Die Seehunde können ganz lange unter Wasser bleiben. Und wenn sie auftauchen, legen sie sich auf eine Sandbank.«
    Der Junge ist wohl ein Besserwisser.
    »Weiß ich doch«, sagt Millie. Sie hat das ja schon im Fernsehen gesehen. Zu doof, dass ihr das eben nicht eingefallen ist!
    »Bist du das erste Mal hier?«, fragt Django. »Du willst dir bestimmt auch die Seehunde ansehen, oder?«
    Ist doch logo . Millie nickt.
    »Ich auch«, sagt Django.
    »Trudel will auch Seehund sehn«, sagt Millies kleine Schwester.
    Was muss die sich denn schon wieder einmischen?
    »Eigentlich wollten wir gleich nach dem Frühstück zu den Sandbänken rausfahren«, erzählt Django. »Aber heute gibt‘s die Tour nur nachmittags.«
    »Wegen der Flut«, sagt Millie. »Es muss Hochwasser sein.«
    »Hast du das gewusst?«, fragt Django.
    »Jaha«, sagt Millie. »Um fünfzehn Uhr ist Flut.«
    »Und weißt du auch, warum das Wasser heute Morgen weg war?«
    »Na klar«, sagt Millie. Jetzt kann sie aber angeben! Sie hat das mit Ebbe und Flut doch vorhin in der Sturmflutenwelt gesehen. Da hat sie viel gelernt. Da war nämlich noch mehr zu erleben als nur die Fahrt in der Rettungskapsel.
    »Das nennt man Gezeiten«, sagt sie. »Du kannst aber auch … du kannst noch was anderes dazu sagen.«
    Mist, das Wort hat sie vergessen.
    »Papa? Wie heißt das noch, wenn Ebbe und Flut ist? Ich meine nicht Gezeiten.«
    »Tiden?«
    Ja!
    »Der Mond ist wie ein Magnet. Nicht richtig, aber so ähnlich. Er zieht das Wasser an. Das ist so wie schlürfen.«
    »Jetzt spinnst du aber ein bisschen.«
    »Nee, Mensch. Das kannst du alles in dem Haus von der Sturmflutenwelt angucken.«
    »Wo ist das denn?«
    »Da, wo der Hafen ist, und dann noch dreimal um die Ecke«, sagt Millie und weist mit dem Kopf in Richtung Festland.
    »Also … der Mond schafft es nicht, alles Wasser von der Erde aufzuschlürfen. Nur ein bisschen. Da macht das Meer eine Beule.«
    Django guckt Millie zweifelnd an.
    »Ehrlich«, sagt sie. »Und auf der anderen Seite der Erde ist auch so eine Wasserbeule. Dazwischen ist ein Tal. Das Meer ist dort viel niedriger. Weil der Mond oben, über der Erde, doch das Wasser wegschlürfen will.
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