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Millie an der Nordsee

Millie an der Nordsee

Titel: Millie an der Nordsee
Autoren: Dagmar Chidolue
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mehr nach Norden?
    Nee. Den Norden haben sie schon erreicht.
    Die Sturmflutenwelt in Büh-Summ-Summ hat auch einen Namen: Blanker Hans.
    Häh?
    Papa erzählt, dass man die Nordsee auch Blanker Hans nennen kann. Als die Menschen vor vielen Hundert Jahren einen neuen Deich gegen die Flut errichtet hatten, haben sie »Trutz nun, blanker Hans« gerufen. Das bedeutet, dass sie die Nordsee aufgefordert haben, gegen den Deich zu kämpfen, gegen ihn anzutrotzen. Versuch’s mal, haben sie gedacht und das Meer einfach Hans genannt. Und weil die Gischt auf den Wellen weiß ist und man auch blank dazu sagen kann, hieß die See von da an eben Blanker Hans . Die Leute hätten die Mordsee auch Weißer Wilhelm nennen können. Oder Salziger Otto. Darauf ist aber außer Millie niemand gekommen.
    Der Blanke Hans hat in all den Jahren immer wieder versucht, den Deich zu brechen. Und er hat es oft geschafft. Die Mordsee.
    Hups. Wo sind sie denn hier gelandet? In der Sturmflutenwelt von Büh-Summ-Summ sieht es total altmodisch aus. Wie früher auf alten Fotos. Fernsehen gab es schon. Aber in Schwarz-Weiß. Und schnörkelige Möbel. Ist das hier vielleicht ein Museum? Oder haben sie gerade eine Zeitreise gemacht?
    Millie schaut sich schnell nach Papa und Mama um. Obsie Kinder geworden sind. Nee, die beiden sehen noch genauso aus wie immer.
    Aber wo sind sie eigentlich?
    In einer Gastwirtschaft.
    Die Wirtin ist sehr nett. Millie muss ihre Ohren allerdings weit aufsperren und sich ordentlich anstrengen, um die Frau auch nur ein bisschen zu verstehen. Bestimmt spricht sie Platt .
    »Dat Wedder is wedder nich so good. Dat pladderd un pladderd. Dat schütt‘ dorbi wie ut’n Ammer. Storm gifft ook. Schietwedder.«
    Das hat Millie halbwegs verstanden. Sie muss ein bisschen lachen.
    Da schaut die Wirtin Papa an. »Sünd Se de Vadder vun dat Kind?«
    Papa nickt. »Und von der da auch.« Er zeigt auf Millies kleine Schwester.
    Die Wirtin sagt zu Trudel: »Na, mien lütt’n Schietbüdel, wo geiht?«
    Trudel schämt sich. Sie will in Mama hineinkriechen.
    Dann sagt die Wirtin, dass es draußen wohl sehr kalt ist. »Dat gifft Küll.«
    Nee. So kalt ist es doch gar nicht. Die Wirtin spinnt ein bisschen.
    Plötzlich aber erscheint ein Nachrichtensprecher aufdem Bildschirm des Fernsehapparats. Er unterbricht das laufende Programm. Er sagt, dass heute, am Freitag, ein starker Sturm im Norden tobt.
    Freitag? Heute ist doch Samstag!
    Sind denn hier alle ein wenig plemplem?
    Der Fernsehsprecher berichtet, dass der Sturm zum Orkan geworden ist und die Deiche zu brechen drohen. Die Nordsee überflutet das Land. Hamburg steht schon unter Wasser.
    Das kann doch gar nicht sein! Da sind sie doch vorhin erst vorbeigefahren! Und jetzt hat das Meer bereits Büh-Summ-Summ erreicht?
    Ach du liebe Zeit. Was nun?
    »Geihn Se man lever rop op de Böhn«, sagt die Wirtin.
    Rauf auf den Dachboden?
    »Jo«, sagt die Frau. »Wat mutt, dat mutt.«
    Mama! Papa! Flotti, flotti, Mensch! Papa hat die kleine Schwester zum Glück schon auf dem Arm.
    Sind sie denn hier auf dem Boden sicher?
    Millie hört, wie der Nachrichtensprecher über das ansteigende Wasser redet. Die Gefahr ist noch nicht vorbei. Die Deiche brechen bereits. Ojemine.
    Plötzlich öffnet sich der Dachboden und eine Rettungskapsel erscheint. Mama, Papa, Millie und Trudel dürfen einsteigen. Bestimmt im letzten Moment. Puh.
    Was heißt Rettungskapsel eigentlich auf Platt? Vielleicht Riddingsklopsel?
    Die Kapsel sieht aus wie ein rundes Raumschiff. Jetzt saust es wie eine Achterbahn mitten durch die Sturmflut, pfeilschnell durch die Straßen voller Wasser, über das Meer und haarscharf an den Leuchttürmen vorbei.
    Achtung! Nicht drankrachen!
    Trudel sitzt auf Mamas Schoß und hat sich in deren Busen vergraben. Sie will die Bilder von der großen Sturmflut nicht sehen. Vor Aufregung hat die kleine Schwester Hasileins Ohr schon fast aufgegessen.
    Millie greift vorsichtshalber nach Papas Hand. Sie hat ja keinen Hasen, der sie beruhigt.
    Die Nordsee ist wild und ungestüm. Durch die gebrochenen Deiche rauscht das Wasser ins Landesinnere. Bis nach Hamburg!
    Haushohe Wellen. Gischt spritzt hoch und höher. Die Leute versuchen, sich zu retten. Millie sieht in ihre entsetzten Gesichter. Manno, haben die denn keine Rettungskapsel? So ein tolles Raumschiff wie das, in dem Millie hier sicher und trocken sitzt?
    Ihre Kapsel torkelt nun wie ein verlorenes Schiff durch die Wellen. Und jetzt ist es passiert! Das Schiff geht mit
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