Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und die nackte Blondine

Al Wheeler und die nackte Blondine

Titel: Al Wheeler und die nackte Blondine
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
1
     
    Irgendein
Verrückter vermutlich. Sein Anliegen war so wichtig, von so entscheidender
Bedeutung, daß er es nicht irgendeinem gewöhnlichen Bullen vorbringen konnte.
Sheriff Lavers war jedoch für zwei Tage verreist, und so kam der Gentleman
schließlich zu der Erkenntnis, daß ein lausiger Lieutenant ausreichen mußte.
Nämlich ich — Al Wheeler. Aber seine Informationen waren zu wichtig und von zu
entscheidender Bedeutung, daß sie nicht telefonisch weitergegeben werden
konnten. Ich mußte also in sein Büro kommen — sofort, wenn nicht noch früher.
Die Sekretärin des Sheriffs, die hinreißende honigblonde Annabelle Jackson, war
offensichtlich meine beharrlichen Versuche, ihr unter den Rock zu spähen, leid,
und so hatte ich durch mein Verschwinden nichts zu verlieren.
    Sein Büro lag im dritten Stock
eines modernen Gebäudes in der Innenstadt, und an der Eingangstür prangte in
Goldbuchstaben die Inschrift George Thompson. Ich dachte, es wäre
höflich, vor meinem Eintritt zu klopfen — und so klopfte ich. Im Bruchteil
einer Sekunde ertönte daraufhin von innen heraus ein Schuß. Ich preßte mich
flach gegen die Wand und zerrte meinen Achtunddreißiger aus dem Gürtelholster. Innerhalb der nächsten zehn Sekunden gewann meine
angeborene Tapferkeit die Oberhand, und ich unternahm absolut gar nichts. Dann
kam mir der Gedanke, daß der Schütze im Büro drinnen zwangsläufig an mir
vorbeikommen mußte, und wenn hier jemand die Initiative ergriff, so sollte das
besser Al Wheeler sein. Ich streckte die Linke aus, drehte am Türknauf und riß
mit einem Ruck die Tür auf. Ein weiterer Schuß knallte, und die Kugel prallte
gegen die kahle Korridorwand gegenüber, um dann irgendwo im Ungewissen zu
verschwinden.
    »Hier ist die Polizei!« schrie
ich. »Sie haben keine Chance. Werfen Sie Ihre Waffe heraus. Sie sind umringt!«
    Der Schütze im Büro innen war
so beeindruckt ob all des Quatschs, mit dem ich ihn bedacht hatte, daß er einen
dritten Schuß abgab. In diesem Augenblick hörte ich auf zu denken, denn so was
ist völlig sinnlos, wenn man im Begriff ist, etwas komplett Idiotisches zu
unternehmen.
    Ich flog mit einem gewaltsamen
Satz durch die geöffnete Tür, landete mit einem schmerzhaften Aufprall auf dem
Boden, rollte schnell zur Seite und sah dann in rund zwei Meter Abstand den
Burschen stehen. Genaugenommen hatte ich von ihm nur einen vagen,
verschwommenen Eindruck. Was ich jedoch mit qualvoller Deutlichkeit erkannte,
war die Waffe in seiner Hand. Ich streckte in rasender Eile meinen rechten Arm
steif aus und begann, meinen Achtunddreißiger abzudrücken. Als ich aufhörte,
war das Magazin leer. Das lag weniger daran, daß ich nervös war, es war eher
eine Reaktion des Entsetzens.
    Der Kerl sah aus, als sei er
von irgendeiner unsichtbaren und völlig willkürlichen Kraft getroffen worden.
Er trat plötzlich zwei Schritte zurück, ließ dabei seine Waffe fallen und
begann dann um sein Gleichgewicht zu kämpfen. Erneut traf ihn die unsichtbare
Kraft, diesmal gleich zweimal kurz hintereinander, hob ihn förmlich in die Höhe
und schleuderte ihn gegen die Wand am anderen Ende des Raums. Einen Augenblick
lang schien er dort völlig surrealistisch hängenzubleiben, glitt dann daran
hinab und sackte auf dem Boden zusammen.
    Ich stand auf und fragte mich, wer
zum Teufel eigentlich einen solchen Lärm beim Atmen machte, bis ich
feststellte, daß ich es war. Ich schob meinen Achtunddreißiger in den Gürtelholster zurück und sah mich um. Es war George Thompsons Büro,
überlegte ich, und so mußte es sich logischerweise um George Thompson handeln,
der da hinter einem großen Generaldirektorsschreibtisch saß. Irgendwie wirkte
er gar nicht wie ein Generaldirektor — jedenfalls nicht mit diesem blutigen
dritten Auge inmitten seiner Stirn und dem Ausdruck gefrorenen Entsetzens auf
dem Gesicht.
    Es war wirklich das grandiose
Ende eines langweiligen Tages. Ich nahm den Telefonhörer ab und rief im
Sheriffbüro an, wo ich den Diensthabenden anwies, so schnell wie möglich den
Coroner und die Jungens vom Labor herüberzuschicken. Als ich den Anruf hinter
mir hatte, fühlte ich mich schon ein bißchen besser. Vielleicht nicht gerade
zum Bäumeausreißen , aber mein Pulsschlag war
wenigstens wieder einigermaßen normal.
    George Thompson mußte um die
Vierzig herum gewesen sein, ein unscheinbarer Knabe, an dem alles
durchschnittlich wirkte — Größe, Gewicht und Aussehen. Ich fragte mich
flüchtig, weshalb er wohl
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher