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Millie an der Nordsee

Millie an der Nordsee

Titel: Millie an der Nordsee
Autoren: Dagmar Chidolue
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der berühmte Lummenfelsen«, berichtet Mama. »Das nächste Mal kommen wir im Frühjahr hierher. Dann können wir erleben, wie die Jungen der Trottellummen vom Felsen tief runter ins Wasser segeln. Die kommen leider erst im nächsten Jahr alle wieder zurück. Jetzt sitzen wohl nur die paar Möwen auf den Steinen.«
    Na, die paar Möwen machen ja bereits einen Riesenlärm. Wenn die Trottel im Frühjahr dann noch dazukommen, muss man ja Ohrenschützer tragen, um nicht taub zu werden.
    »Ist es noch weit bis zur Tante Anna?«, fragt Millie. Sie hat nämlich ein Problem, über das sie nicht sprechen darf. Dann würde herauskommen, dass Mama recht gehabt hat mit ihrem Einwand, dass es besser sei, Söckchen und ordentliche Sandalen anzuziehen.
    Die kleine Schwester hat es gut. Sie hopst vor Mama und Papa auf dem Wanderweg, der oben um ganz Helgoland herumführt. Aber Millie muss so tun, als würde ihr der Spaziergang Spaß machen.
    Und der Klippenrundweg ist unendlich lang. Der führtkilometerweit um den Felsen herum. Selbst wenn es gar nicht so viele Kilometer sein sollten, ist das mehr als genug. Millie hat ja diese blöden Entenschnabelschuhe an. Diese blöden, pinkfarbenen Clogs mit den hundert Löchern drin. Jeder einzelne Rand der hundert Löcher drückt sich in Millies Haut, der Riemen hinten scheuert. Wie das ist, mit Blasen an den Füßen rumzulaufen, kann sich keiner vorstellen! Es ist die Hölle!
    Aber Millie darf nichts sagen. Vielleicht würde Papa schimpfen. Und Mama würde sagen: Siehst du . Allein das würde schon reichen, Millie zum Weinen zu bringen. Und wenn nicht gleich die Tante Anna kommt, dann fängt sie sowieso an zu heulen.
    Ah! Da steht sie. Die Lange Anna.
    Oke, oke, Millie hat ja nicht wirklich gedacht, dass es eine richtige Tante ist. Es ist bloß eine lange rote Felsentante. Wenn die mal nicht gleich umkippt! Die Mordsee nagt ganz schön an der Tante herum. Rums, rums, rums schlägt die Brandung an den Felsen.
    Hier, auf der Aussichtsplattform, kann man sich wenigstens etwas von dem Spaziergang erholen. Die Füße sagen danke schön .
    Wie Mama so über das Meer schaut, fällt ihr wieder ein ulkiges Gedicht ein: »Die Nacht war dunkel, kalt und klar, da schwamm im Meer ein Schnurrbarthaar, dann fragt sich wer, der Logik hat, was will das Haar am Skagerrak.«
    Selbst gemacht, Mama? Nein, auch von diesem Ringelfatz, Ringelmatz, Ringelwutz gedichtet.
    Aber jetzt kommt der Rückweg!
    Es ist nicht gut gewesen, dass Millie sich bei Tante Anna ausgeruht hat. Als es wieder losgeht, tun die Füße schrecklich weh, und zwar mehr denn je .
    »Was ist los, Schätzchen?«, fragt Mama, als sie Millies schmerzverzerrtes Gesicht sieht.
    Da heult Millie los. Sie schafft es gerade noch, die blöden Entenschuhe von den Füßen zu schleudern und Mama ihr Elend zu zeigen.
    »Oje«, sagt Mama.
    Mehr fällt ihr nicht ein?
    Mehr nicht. Sie hat nur einen kurzen Blick mit Papa gewechselt. Dann hat sie in ihrem Rucksack nach einem Pflaster gesucht.
    »Hast du denn auch ganz große Pflaster mit?«
    »Na, mal sehen«, murmelt Mama.
    Trudel macht es nichts aus, Millies Wunden zu betrachten. »Tut weh?«, fragt sie mitfühlend .
    Ja, was denkt sie denn?
    Aber jetzt ist es nur noch halb so schlimm. Weil Mama sich um Millie kümmert. Mama macht das schon. Wie immer. Und Papa hat auch nur einen kleinen, genervten Seufzer von sich gegeben.
    Die Entenschnabelschuhe wird Millie nie mehr im Leben anziehen. Die könnte man im nächsten Jahr beim Schulfest für den Basar spenden. Und Trudels noch dazu. Sache geritzt!
    Nun muss Millie barfuß über halb Helgoland laufen. Sie ist ja viel zu groß, um auf den Arm genommen zu werden. Aber bitte langsam gehen. Rücksicht nehmen!
    Trotzdem ist auf der Promenade noch Zeit, günstig einzukaufen. Eine kleine Flasche Parfüm für Mama. Und eine große, dicke, fette Tafel Schokolade für die Kinder, bitte, bitte, Papa. Millie wird sie auch tragen.
    Die Verkäuferin ist nett. Sie schenkt Trudel sogar einen Knisterknaster-Bonbon.
    Müssen sie jetzt ihre Einkäufe aus Helgoland herausschmuggeln? An der Sperre, nah am Hafen, steht schon so ein Schmuggelbeamter. Millie steckt die große TafelSchokolade lieber unter ihren Pullover und presst die Arme fest an ihren Körper. Der Beamte schaut allen Leuten äußerst ernst ins Gesicht. Da bekommt man ja gleich ein schlechtes Gewissen .
    Mama lacht den Schmuggelbeamten an. Sie öffnet ihren Rucksack und zeigt ihm das Parfüm. Oje, ist die Flasche etwa
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