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Millie an der Nordsee

Millie an der Nordsee

Titel: Millie an der Nordsee
Autoren: Dagmar Chidolue
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offenen Meer hin schon viele große Brocken weggespült wurden. Ohhh.
    Dies hier müsste aber schon Kampen sein. Mit den Nackedeis. Bitte einmal einen Blick riskieren ! Millie kichert schon vor Vergnügen.
    »Trudelchen, willst du auch Nackedeis sehen?«
    »Trudel will nicht nackedei sein!«, ruft die kleine Schwester empört. Sie hat Millie falsch verstanden!
    An der Steilküste, am Kliff, geht es nun über einen Holztrampelweg nah am Abgrund entlang. Das Licht über Sylt ist blau. Alles ist blau, Himmel, Meer und Luft sind blau. Sogar die Sonne! Ungelogen!
    »Und da … Mama, guck doch mal … auf beiden Seiten ist das Wasser zu sehen! Papa! Guck doch mal!«
    Boah, tatsächlich kann man hier gleichzeitig die Nordsee und das Wattenmeer bestaunen. Mit einem Blick! Na ja, man muss die Augen schon ein wenig wandern lassen, nach rechts, nach links, nach rechts.
    Und dann, nach einem kleinen Marsch über den Holzweg, ruft Millie: »Die Nackedeis, die Nackedeis!« Sie hängt schon weit über dem Geländer, das den Weg von der Natur ringsum trennt. Man darf hier nicht so einfach in die Gegend reinlaufen, in die Heide oder in die Dünen.
    »Pschschsch«, macht Mama und sieht sich um, ob auch keiner Millies Geschrei mitbekommen hat.
    Na, was ist denn schon dabei?
    Ganz unten auf dem Strand – leider nicht besonders groß – sind die Nackedeis zu erkennen. Nackte Frauen mit Wackeltittis und Männer mit nix an. Weißer Popo, dicker Bauch und Bimmelbammel. Interessant. Aber nach einer Weile wird Nackedeis angucken langweilig. Der Magen knurrt.
    »Lasst uns zum Hafen fahren und was essen«, schlägt Mama vor.
    Gute Idee, Mama.
    »Oh ja«, meint Papa. »Frischen Fisch. Darauf freue ich mich schon den ganzen Tag.«
    Und was soll Millie essen?
    »Du wirst schon was finden«, sagt Papa.
    Aber Papa hat gut reden. In den Töpfen und Pfannen vom Hafenimbiss schmurgeln nur lange, kurze, braune, platte und krusselige Fische, Kribbelkrabben, Krebsschwänze und was nicht noch alles. Brrr. Nix für Millie. Sie wird schon ganz wehleidig . Soll sie denn heute hungern?
    Mama sucht sich ungerührt das aus, was sie am liebsten mag: Kribbelkrabben-Sandwich. Papa will natürlich Fisch essen.
    »Nehm ich Matjes oder Lachs?«, murmelt er. »Oder Scholle oder Flunder?«
    Pfff. Soll er doch alles zusammen nehmen. Matschi-Lax-Scholli-Plunder. Millie sträuben sich schon die Haare.
    Trudel bekommt so eine Rühreierei und darf außerdem von hier und von da probieren.
    Und Millie?
    »Vielleicht bestellst du dir ein Rösti«, schlägt Papa vor. Er hebt Millie sogar hoch, damit sie gut in die Schmurgelpfanne schauen kann. Mama sitzt drüben auf der Bank und verschnabuliert mit Trudelchen das Kribbelkrabben-Brötchen.
    Rösti? Die sehen aus wie Kartoffelpuffer. Das wäre eigentlich in Ordnung. Aber neben den Röstis in der Schmurgelpfanne liegen gegrillte Krebsschwänze. Krebs ist doch auch so was wie Fisch!
    Millie kann nur hoffen, dass die Krebse die Kartoffelpuffer noch nicht berührt haben. Und wenn sie Apfelmus draufkleckert …
    Also gut.
    Als Millie mit ihrem Teller ankommt, sagt Mama: »Dein Rösti sieht aber angebrannt aus. Viel zu dunkel. Das werde ich reklamieren.«
    Reklamieren? Heißt das … beschweren? Sich beklagen?
    Das wird Millie selber machen. Mit Mama und Papa im Rücken wird sie das schon schaffen.
    Der Koch hinter dem Rösti- und Krebsschwänze-Grillnimmt Millies Reklamation anstandslos entgegen. Er bietet ihr ein anderes Rösti an, das er gerade in die Schmurgelpfanne gelegt hat. Doch Millie hat gesehen, wie er mit demselben Bratenwender die Krebsschwänze umgedreht hat.
    Millie ist der Appetit vergangen. Ihr schießen schon die Tränen in die Augen. Warum muss sie auf Sylt so leiden? Trudel patscht ihr auf den Arm. Soll Millie das nun trösten? Das nützt gar nichts, Trudelchen.
    »Oje«, sagt Mama. »Was machen wir denn jetzt mit dir, Schätzchen?« Mama sieht nämlich sofort, was los ist: dass Millie nicht nur ein bisschen beleidigt ist, sondern schwer beleidigt . Sie hätte ja das Nichtangebrannte von dem angebrannten Rösti gegessen. Aber jetzt ist es zu spät.
    Da kommt der Koch an. Er bringt Millie persönlich einen Teller.
    »Ich bin mal auf Nummer sicher gegangen«, sagt er und stellt den Teller vor Millie.
    Was ist denn dadrauf? Hat sie gar nicht bestellt!
    Auf dem Teller liegt eine gewaltig große, dampfende Kartoffel. Obendrauf hat der Koch einen riesigen Klecks Kräuterquark geklatscht.Mann, sieht das gut aus! Und extra
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