Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Millie an der Nordsee

Millie an der Nordsee

Titel: Millie an der Nordsee
Autoren: Dagmar Chidolue
Vom Netzwerk:
die am Strand der Nordsee rumliegen, echte Perlen. Also hat er jede Muschel aufgehoben und nachgesehen.
    »Und? Hast du eine Perle gefunden?«
    »Nee«, sagt Papa. »Aber einen Bernstein. Und ich glaube, Perlenmuscheln gibt es dort auch gar nicht. Dafür ist die Nordsee zu kalt, zu weit oben.«
    Oben?
    Jetzt muss der Globus her. Oder der Atlas.
    Aha. Die Nordsee ist nicht so groß wie der Atlantik. Sie reicht nicht bis zum Nordpol. Die Nordsee schwappt zwischen Holland und England und Deutschland hin und her. Mal ist sie da und mal ist sie nicht da.
    Wieso eigentlich? Das müssen Mama und Papa Millie irgendwann noch genauer erklären.
    Vor Dänemark gibt es auch die Nordsee. Wenn sie da ist. Und ganz oben an der Spitze von Dänemark trifft die Nordsee die Ostsee. Das ist das Meer, das auf der anderen Seite liegt und aussieht wie eine Frau, die auf Knien hockt.
    »Wo beide Meere sich treffen – das heißt Skagerrak«, weiß Papa.
    Trudel, die sich auf Papas Schoß lümmelt, schaut neugierig zu, wie er mit dem Finger über den Atlas fährt.
    »Gagagack«, sagt sie und nickt, als würde sie wissen, worüber Papa spricht.
    Er zeigt nun mit dem Finger auf die kleinen Stipser in der Nordsee, die dort eingezeichnet sind, wo kein Land mehr ist und nur blaue Farbe. Blaue Farbe im Atlas ist immer Wasser.
    »Und hier auf den kleinen Inseln, die wie Perlen aneinandergereiht sind, habe ich meinen Schatz gesucht«, sagt er.
    »War das Mama?«, fragt Millie.
    »Nein, das war viel später. Damals war ich doch noch ein kleiner Junge. So alt wie du in etwa. Nein, ich habe nach Perlen gesucht. Und gehofft, einen richtigen Piratenschatz zu finden. Diese Inseln … Ich weiß gar nicht, ob ich noch alle Namen zusammenbekomme … Borkum, Juist … und so weiter. Norderney fällt mir noch ein.«
    »Das sind die Ostfriesischen Inseln«, mischt Mama sich ein. »Spiekeroog und Langeoog. Baltrum.«
    Die Ostfiesen-Inseln? Spicki-Och und Lange-Och? Bald-Rum? Und was war das noch? Bohr-Krumm? Lustige Namen haben diese kleinen Stipser. Aber die sehen doch gar nicht aus wie Perlen. Sie sehen aus wie Milchzähne.
    »Ach geh, Millie.«
    Doch, doch, doch. Millie weiß genau, dass Trudels Zähnchen genauso aussahen, als die sich endlich aus dem kleinen Kiefer rausgebohrt hatten. Kleine weiße Stipsis.
    Und wo hat Mama ihre Nordsee-Geschichte erlebt?
    »Hier«, sagt Mama und zeigt auf den Punkt, wo die Nordsee um die Ecke geht. »Hier, bei Cuxhaven. Da kann man sogar zu Fuß über das Watt laufen bis zu einer Insel, die weit vor der Küste liegt.«
    »Oder man nimmt eine Pferdekutsche«, sagt Papa. »Du meinst bestimmt die Insel Neuwerk.«
    »Genau.«
    »Und wenn das Wasser gerade kommt, wenn man über dieses … über dieses Dingsda läuft?«, fragt Milllie.
    Das wäre doch gefährlich!
    Dingsda? Das Watt, Millie, das Watt!
    »Ja, das ist gefährlich. Deswegen sagt man ja auch manchmal Mordsee zur Nordsee«, erklärt Mama. »Wenn man sich nicht auskennt, sollte man nicht allein über das Watt laufen. Sonst wird man noch vom Wasser eingeholt.Oder wenn Sturmflut ist, dann wird das Wasser weit über das Land gespült. An der Nordsee kann tatsächlich viel passieren.«
    Auch ein Orkan! Windstärke zwölf! Millie hat aufgepasst, jaha. »Und man kann auch von den Kneifer-Krebsen gebissen werden.«
    »Was Mama meint, sind wohl die Strandkrabben«, sagt Papa.
    »Ich dachte, Krabben sind diese kleinen, rosa Viecher, die man auspulen muss«, verteidigt sich Mama.
    »Oha«, sagt Papa. »Jetzt bringst du mich aber in Schwierigkeiten. Jedenfalls tut dein Krebs am Strand keiner Menschenseele was zuleide. Höchstens zwickt er einen mal in die Ferse.«
    Na, das hört sich doch alles sehr spannend an.
    »Wenn wir noch ein paar Tage Zeit hätten, würde ich glatt vorschlagen, an die Nordsee zu fahren«, sagt Papa.
    Mama muss nachrechnen. Ja, sie haben in diesen Sommerferien gerade noch zehn, elf Tage Zeit, bevor die Schule wieder beginnt.
    Millie ist zwar schon ganz, ganz viel und manchmal auch ganz, ganz weit verreist, aber an der Mordsee ist sie noch nicht gewesen. Das mit dem Meer, das abhaut und wiederkommt, und das mit den Kneifer-Krebsen würde sie schon sehr interessieren. Sie muss ja nicht insWasser gehen, wenn sie sich fürchtet. Mama und Papa sind nicht so streng wie Opa. Und wenn doch … dann braucht Millie nur ein bisschen zu heulen. Das hilft meistens. Außerdem sind sie ja zu zweit. Wenn Millie und Trudel gleichzeitig losheulen …
    Mama sagt: »Aber dann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher