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0922 - Kampf um den Machtkristall

0922 - Kampf um den Machtkristall

Titel: 0922 - Kampf um den Machtkristall
Autoren: Volker Krämer
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Professor Zamorra schaltete das Nachtlicht seiner Bettkonsole ein und warf einen Blick auf die Digitaluhr, die dort integriert war. 4:07 Uhr. Längst war ihm klar, dass diese Nacht für ihn bereits ihr Ende gefunden hatte. Schlafen – wirklich erholsam schlafen – würde er ganz sicher nicht mehr. Er konnte es nicht. Nur im Bett liegen und mit offenen Augen die Wut ertragen, die in seinem Magen rumorte, machte wirklich keinerlei Sinn.
    Also schwang er sich von seinem Lager. Er konnte Nicoles Geruch spüren, der hier so sehr präsent war. Es würde sicher auch noch viele Tage dauern, bis er verweht war. Vielleicht sogar Wochen oder Monate. Monate? Zamorra erschrak bei dieser Vorstellung, dass seine Lebensgefährtin vielleicht erst in Monaten zurückkehren könnte
    … oder überhaupt nicht mehr.
    Er kannte ja den Ursprung der ganzen Misere, den er Nicole nun wirklich nicht anlasten konnte. Es hatte alles mit Merlins Tod begonnen, denn als er Lucifuge Rofocale endgültig unterlag, da waren die Dinge aus dem Gleichgewicht geraten. Deutlich sichtbar wurde das bei Merlins Stern , der Silberscheibe, die Merlin einst aus der Kraft einer entarteten Sonne erschaffen hatte.
    War sie vorher schon viel zu oft unzuverlässig gewesen, so konnte man sie nun eher als Gefahr als einen Schutz für ihren Träger bezeichnen. Zamorra hatte die Konsequenz daraus gezogen und Merlins Stern Asmodis übergeben, damit dieser das Amulett in einen Zustand versetzen konnte, der mit dem vor Merlins Ableben vergleichbar war.
    Auch Nicole war eng mit Merlins Stern verbunden. Nur in der Symbiose zwischen ihr und der Silberscheibe konnte das FLAMMENSCHWERT entstehen, diese ultimative Waffe gegen alles Schwarzmagische. Und wie Merlins Stern hatte sich auch Nicole verändert… war in eine Richtung abgedriftet, die Zamorra ganz einfach nicht begreifen wollte.
    Streit, Stimmungsschwankungen… und all das, gipfelte dann in ihrem Auszug aus Château Montagne. Zamorra fiel wieder ein, wie unglaublich peinlich diese lächerlichen Streitereien vor anderen für ihn gewesen waren. Dylan McMour und Anka Crentz, die sich als Gäste im Château aufhielten, Lady Patricia und Rhett – sie alle hatten eisern versucht, die berühmten drei Affen zu imitieren: nichts sehen, nichts hören … vor allem um des Himmels willen nichts sagen!
    Ja nicht einmischen, denn dann war man schließlich gezwungen, die Partei einer Seite zu ergreifen.
    Das allerdings hatten sie alle vorzüglich vermieden.
    Zamorra hatte also ganz alleine auf die Wand eingeredet, die Nicole zwischen ihm und sich selbst gebaut hatte. Eine hohe Wand…
    …eine dicke Mauer…
    Der Parapsychologe stieg die breite Treppe nach unten. Wenn er schon keinen Schlaf bekam, dann doch zumindest einen Kaffee der brutalen Sorte, der auch den Wunsch danach aus ihm heraus treiben sollte. Zamorra war berüchtigt für seinen schwarzen Kaffee, vor dem sich sogar ein Asmodis mit Schaudern abgewandt hatte.
    Es war absolut still im Château. Alle derzeitigen Gäste waren Langschläfer. Gut so, denn jetzt, da Nicole gegangen war, hätte vielleicht doch der eine oder die andere den Seelsorger für Zamorra spielen wollen. Kein Bedarf – zumindest jetzt noch nicht. Hobbypsychologen waren überhaupt nicht Zamorras Ding.
    Kaffee um diese nachtschlafende Zeit jedoch auch nicht. Nach dem ersten Schluck des Gesöffs stand für ihn fest, dass er ab morgen auf Tee umschwenken würde. Er kippte den restlichen Inhalt der großen Tasse in den Ausguss. Anscheinend hatte Nicoles Verschwinden ihn so aus der Bahn geworfen, dass er aus einem harmlosen Kaffee so etwas wie einen Schwedentrunk zauberte.
    Nachdenklich blickte er dem Getränk nach, wie es sich beinahe widerwillig selbst entsorgte. Und was, wenn Nicole recht hatte? Wenn diese räumlich Trennung voneinander ganz einfach einmal sein musste? Wenn beide endlich einmal andere Dinge in ihr Leben lassen mussten, als Dämonen, Teufel, Aliens und durchgeknallte Vampire?
    Wie hatte sie es gleich noch gesagt? Sie wollte nichts mehr mit dem ganzen Höllengesocks zu schaffen haben. Da zumindest konnte er ihr nur zustimmen. Doch genau das hatte sie ihm ja vorgeworfen – für ihn gab es nichts anderes!
    Zamorra schüttelte heftig den Kopf, um die merkwürdigen Gedanken mit Blick auf den Ausguss zu beenden. Er sollte es vermeiden, sich solche Schrullen anzugewöhnen.
    Doch was sollte er um nun knapp 4:30 Uhr schon tun?
    Geh wieder nach oben, leg dich in dein Bett… und schlafe, du alter
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