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Man nehme: dich und mich

Man nehme: dich und mich

Titel: Man nehme: dich und mich
Autoren: Jessica Bird
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Grand-Em und George im
White Caps
zurück, um Alex beim Arzt beizustehen.
    Auf der Rückfahrt war sie froh, als Nate anbot zu fahren. Alex schlief auf dem Rücksitz, völlig erschöpft nach den schmerzhaften Untersuchungen. Der Orthopäde hatte erklärt, dass eine Operation unumgänglich war, wenn das gebrochene Schienbein und der Knöchel wieder vollständig heilen sollten. Der Termin wurde für die kommende Woche festgesetzt.
    Wenigstens war Alex krankenversichert, denn die Kosten für die OP und die Nachsorge würden erheblich sein. Ob er je wieder als Regattasegler sein Geld verdienen konnte, stand völlig in den Sternen. Die Aussagen der Ärzte klangen eher entmutigend, und es musste für Alex furchtbar sein, nach seinem Freund nun auch noch seinen Beruf zu verlieren.
    “Schläft er?”, fragte Nate, als Frankie sich zu Alex umwandte.
    Sie nickte stumm.
    “Hör zu, ich habe über unser Küchenproblem nachgedacht.”
    Genau wie sie. “Ich werde verkaufen”, erklärte sie leise.
    “Was? Aber warum?”
    “Na, was meinst du wohl warum? Ich bin pleite”, fuhr sie ihn an, strich sich dann über die Stirn und lehnte den Kopf an die kühle Seitenscheibe. “Tut mir leid.”
    Nate legte ihr die Hand aufs Knie. “Wir können es immer noch schaffen. Ich werde die Küche so schnell wie möglich wieder eröffnen.”
    Frankie schüttelte den Kopf. “Sag nicht ‘wir’. Bitte nicht.”
    “Ich will doch nur helfen”, sagte er etwas gereizt und zog die Hand weg.
    “Das weiß ich doch.”
Aber du bist bald nicht mehr da
. “Es nützt nur wirklich nichts mehr. Ich habe Mike Roy angerufen, bevor wir losgefahren sind, und ihn gebeten, mit dem Engländer Kontakt aufzunehmen.”
    “Ach, verdammt, Frankie.” Nates Stimme klang rau.
    “Es geht nicht mehr anders. Selbst wenn ich den Austausch der Rohre bezahlen könnte, würde früher oder später etwas anderes zusammenbrechen, ausfallen oder explodieren.
White Caps
braucht eine Generalüberholung und einen Investor mit wirklich viel Geld. Und selbst, wenn ich es dieses Jahr dank deiner Arbeit schaffen würde, den Kredit abzubezahlen, steht im Frühjahr schon wieder die Grundsteuer an. Aber dann bist du nicht mehr da, und die Einnahmen werden nicht mehr so hoch sein. Es nützt nichts, ich muss mich der Wirklichkeit stellen.”
    Und es brach ihr fast das Herz.
    “Irgendeinen Weg muss es doch geben”, sagte Nate.
    “Ich sehe keinen. Und es fällt mir schwer genug, das zu akzeptieren, deshalb versuch bitte nicht, mir Hoffnung zu machen.”
    Den Rest der Fahrt schwiegen sie. Als sie schließlich wieder im
White Caps
ankamen, tauchten letzte Sonnenstrahlen das Haus in ein warmes, rötliches Licht. Nate stellte den Motor ab, doch Frankie rührte sich nicht, um auszusteigen. Vor ihrem geistigen Augen zogen die vielen schönen Erinnerungen vorbei, die sie mit
White Caps
verband. Die ganze Familie im Garten versammelt an Alex’ dreizehntem Geburtstag. Schneemänner, die sie im Winter gebaut hatten, und die warmen Sommernächte, wenn sie länger aufbleiben und mit ihren Eltern im Garten sitzen und Glühwürmchen zählen durften. Die Herbstwinde, wenn das bunte Laub den Garten in ein Gemälde verwandelte. Ihr Vater, wie er aus einem der Dachfenster lehnte, um ein Flugzeugmodell starten zu lassen.
    Wenigstens konnte niemand ihr diese Erinnerungen nehmen – doch würden sie ohne das Haus nicht langsam verblassen?
    “Ich weiß nur noch nicht, wie ich es ihnen sagen soll”, flüsterte sie verzweifelt, bevor sie sich zu ihrem Bruder umwandte, der, von einem Kissen gestützt, auf dem Rücksitz halb lag und halb saß.
    “Wir sind da, Alex”, sagte sie und berührte ihn leicht am Arm.
    Er öffnete die Augen, doch sein Blick war trüb und gleichgültig. Als sie ihm fürsorglich helfen wollte, sich aufzusetzen, schob er ihre Hand brüsk weg.
    “Frankie!” Joy kam aus dem Haus gerannt. “Frankie! Rate mal, was passiert ist! Du wirst es nicht glauben!”
    Das Dach ist eingestürzt?, dachte Frankie wie betäubt. Oder die Vordertreppe? Sie stieg aus und versuchte, Alex aus dem Wagen zu helfen, der sie aber erneut wegschob.
    “Schau doch!”, rief Joy und hielt ihr etwas vor die Nase.
    Frankie blinzelte verwirrt. Ein Diamantring? Mit einem walnussgroßen Stein?
    “Netter Klunker”, bemerkte Alex, sortierte seine Krücken und humpelte zum Haus.
    “Wo kommt der denn her?”, fragte Frankie.
    “Grand-Em und George haben ihn gefunden. In der Wand vom Lincoln-Zimmer. Dieser Arthur
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