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Man nehme: dich und mich

Man nehme: dich und mich

Titel: Man nehme: dich und mich
Autoren: Jessica Bird
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wurde ihr klar, dass es stimmte. Ja, sie liebte Nate. Aber sie wagte es nicht, die Worte laut auszusprechen.
    “Er ist kein schlechter Kerl.”
    Sie lachte leise. “Na, das ist ja hohes Lob aus deinem Mund.”
    “Ich finde es gut, wie er sich um dich kümmert.”
    “Ja, ich auch.” Seufzend fügte sie hinzu: “Aber er wird bald abreisen. Er will nach New York zurück und sein eigenes Restaurant aufmachen.”
    “Gehst du mit?”
    “Lieber Himmel, nein. Wer soll sich dann um das
White Caps
kümmern?”
    “Dann sollte er hierbleiben. Bei dir.” Jetzt klang Alex’ Stimme missbilligend.
    “Na ja, er hat ja wohl das Recht, seinen Traum zu verwirklichen.”
    “Dann ist er ein Idiot.”
    Frankie gefiel sein Tonfall nicht. “Ach, und das sagst ausgerechnet du?”, fragte sie ein wenig herausfordernd. “Du bist von hier weggegangen, weil es das, was du vom Leben wolltest, hier nicht gab. Wieso hat er nicht dasselbe Recht?”
    “Weil du meine Schwester bist.”
    “Das war ich damals, als Mom und Dad gestorben sind, auch schon. Da hat es dich allerdings nicht groß aufgehalten, oder?” Erschrocken schlug sie sich mit der Hand auf den Mund. “Tut mir leid, Alex, ich hab’s nicht so gem…”
    “Schon okay. Das hatte ich schon lange verdient. Und mehr als das.” Er bewegte sich stöhnend, dann fügte er leise hinzu: “Es tut mir so leid, wie alles gelaufen ist.”
    Tröstend legte sie ihm die Hand auf den Arm. “Aber die Küstenwache sagt, dass der Unfall nicht deine Schuld war und dass …”
    “Nein, davon rede ich nicht. Ich meine, dass ich damals einfach abgehauen bin und dich mit Joy und Grand-Em ganz allein gelassen habe. Das war nicht fair. Deshalb will ich, dass Nate hierbleibt. Damit sich auch mal jemand um dich kümmert.”
    Damit hatte sie nicht gerechnet, und sie schwieg überwältigt.
    “Das wollte ich dir schon lange sagen”, fuhr er fort. “Du hast deine Sache wirklich gut gemacht und Joy ein richtiges Zuhause gegeben. Mom und Dad wären so stolz auf dich. Nicht dass es sie überraschen würde, aber sie wären unendlich stolz.”
    “Danke”, flüsterte sie, dann ließ sie ihren Tränen freien Lauf.
    Alex räusperte sich und nahm seinen Arm weg. “Schon gut.”
    “Ich bin so froh, dass du das gesagt hast”, sagte sie und zog die Nase hoch. “Ich …”
    “Lass deinen Koch nicht zu lange warten”, versetzte Alex barsch. “Viel Zeit bleibt euch ja nicht mehr. Und ich denke immer noch, dass er ein Idiot ist, wenn er geht.”
    “Alex …”
    “Ab mit dir. Ich bin müde.”
    Frankie wischte sich die Tränen ab und stand auf. “Na gut, ich gehe.”
    Als sie die Tür wieder hinter sich zuzog, schoss es ihr durch den Kopf, dass Alex ihr seit dem Unfall wie Grand-Em vorkam: Auch bei ihm blitzte nur ganz selten der Mensch, der er einmal gewesen war, aus den Trümmern auf. Aber leider hielt es nie lange an.
    Über und über mit Gipsstaub bedeckt, war Nate in der Küche dabei, das Loch in der Decke mit Hammer und Meißel zu bearbeiten. Er wollte glatte Ränder schaffen, in die sich nachher eine neue Rigipsplatte einpassen ließ. Das konnte allerdings erst geschehen, wenn der Klempner die Rohre ausgetauscht hatte. Als Nate das Telefon klingeln hörte, dachte er, es wäre der Juwelier. Frankie hatte den Mann am Vormittag nicht selbst angetroffen, den Ring aber dort gelassen. Man hatte ihr versprochen, sich so bald wie möglich zu melden.
    “Nate, es ist für dich!”, rief sie in die Küche.
    Er klopfte sich den Staub so gut wie möglich ab und ging ins Büro, wo er ihr einen schnellen Kuss gab, bevor er den Hörer aufnahm.
    Spike kam sofort zur Sache: “Das Ding kommt ins Rollen, Mann. Offenbar habe ich die Besitzer vom
Tamale’s
selbst überzeugt, so schnell wie möglich zu verkaufen. Sie nehmen ab morgen Mittag Angebote an. Ich bin gerade bei unserem Anwalt. Was ist unser äußerstes Limit?”
    Nate konnte die Zahlen für die Anzahlung und den höchsten machbaren Kaufpreis auswendig aufsagen. Spike wiederholte die Summen. “Alles richtig so?”, fragte er.
    “Warte”, platzte Nate heraus.
    “War was falsch?”
    Nate wusste nicht, was er sagen sollte. Sein Magen brannte wie Feuer, und er hatte einen unangenehmen Geschmack im Mund.
    “Hey, was ist los?”, fragte Spike. Als er wieder keine Antwort bekam, wurde seine Stimme drängend: “Du kriegst doch keine kalten Füße, oder? Das ist genau die Chance, auf die wir gewartet haben. Und die werden mit dem Zuschlag nicht lange
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