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Man nehme: dich und mich

Man nehme: dich und mich

Titel: Man nehme: dich und mich
Autoren: Jessica Bird
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zögern. Ich faxe dir die Unterlagen, damit du sie noch mal durchsehen kannst, und dann wird unser Anwalt gleich morgen früh das Angebot abgeben. Wir müssen da jetzt echt dranbleiben, Kumpel.”
    “Ich weiß.” Es klang viel zu lustlos.
    “Wollen wir die Sache jetzt zusammen durchziehen oder nicht?”
    Nate zwang sich zu einer Antwort. “Ja. Ja, lass es uns machen.”
    “Ich hoffe, dass ihr den Zuschlag bekommt”, sagte Frankie, doch es klang gepresst, und sie umklammerte ihren Stift so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. “Ihr werdet riesigen Erfolg haben.”
    Sie sah ihm dabei nicht in die Augen, und als er ihrem Blick folgte, erkannte er, dass sie auf das Foto auf dem Bücherregal starrte. Das Foto, auf dem eine glückliche Familie im Garten des
White Caps
zu sehen war.
    Kurz darauf schlich sich Frankie aus dem Haus, ohne jemandem Bescheid zu sagen. Diesen Spaziergang wollte sie alleine machen und niemandem Erklärungen dafür abgeben. Sie überquerte die Landstraße und schlug den Pfad ein, der zum Friedhof führte.
    Zögernd betrat sie die Lichtung und ging langsam zu den Gräbern ihrer Eltern. Joys Blumen waren lange verwelkt. Frankie hob den Strauß auf, löste die Tüllschleife, steckte sie in die Tasche und warf den Rest in die Büsche. Nachdenklich las sie die Inschrift auf den Grabsteinen ihrer Eltern. Sie war erleichtert: Das Gefühl, ihren Vater anschreien zu müssen, war verschwunden. Sie spürte Trauer und vermisste ihn, aber sie war nicht mehr wütend.
    Vor allem war sie hergekommen, weil Alex’ Worte sie tief bewegt hatten. Die Gewissheit, dass ihre Eltern stolz auf sie wären, gab ihr eine Art Trost, der ihr bisher gefehlt hatte.
    Sie atmete tief durch und setzte sich unter den Baum ins Gras. Wie würde ihr Leben weitergehen? Ohne Nate würde ihr immer etwas fehlen, das wusste sie jetzt schon. Wog die Gewissheit, dass
White Caps
für ein oder zwei weitere Jahre gerettet war, die Sehnsucht auf? Alex würde sich in Ruhe in seinem Elternhaus von seinen Verletzungen erholen können. Grand-Em blieb es erspart, sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden. Joy musste nicht in einem eintönigen Job arbeiten, sondern konnte weiter elegante Abendroben entwerfen und sich mit Stoffen und Schnitten beschäftigen, wie sie es so gerne tat.
    Und sie selbst?
    Sie hatte ihre Familie. Bevor sie Nate kennenlernte, hatte ihr das gereicht – und es musste sie auch weiterhin ausfüllen. So sehr sie Nate auch liebte, sie konnte ihre Familie und ihr Zuhause nicht aufgeben für einen Mann, für den nur “Gefühle im Spiel” waren. Wenn er sie auch geliebt hätte, wäre es vielleicht was anderes gewesen.
    Aber von Liebe hatte er nie gesprochen, und sie würde ganz bestimmt nicht davon anfangen. Sie hatte keine Lust, ihn blass werden und herumstottern zu sehen – und außerdem hätte es ihr das Herz gebrochen.
    Am nächsten Morgen war Nate beim Aufwachen allein. Er hatte die halbe Nacht nicht geschlafen, weil er spürte, wie sich Frankie immer schneller von ihm entfernte. Es hatte nach Spikes erstem Anruf wegen des
Tamale’s
angefangen, und jetzt kuschelte sie sich beim Einschlafen nicht mal mehr an ihn.
    Er zog sich an und ging hinunter, wo er Frankie im Büro fand. “Hey”, begrüßte er sie von der Tür her.
    “Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?” Es klang, als rede sie mit einem Gast.
    “Nein. Frankie, hör zu …” Er wollte mit ihr reden, Pläne machen über ein Wiedersehen nach seiner Abreise. Vielleicht konnte sie nach New York kommen oder er ein Wochenende im
White Caps
verbringen und …
    Als das Telefon klingelte, nahm sie sofort ab, ohne ihn ausreden zu lassen. “
White Caps
?”
    Sie hörte kurz zu, doch er sah, dass sie den Hörer fester umklammerte. “Danke, dass Sie so schnell zurückrufen. Wie viel ist der Ring wert?”
    Nate hing gespannt an ihren Lippen und hoffte, dass es eine hohe Summe war. Wenn
White Caps
gerettet war, könnte sie öfter nach New York kommen und …
    Ungläubig sah er, wie sie die Lippen zusammenpresste und ein paar Mal schnell blinzelte.
    “Das kann nicht wahr sein”, flüsterte sie. “Nein, nein, ich vertraue Ihnen absolut, Sie haben uns immer gut beraten. Ja, ich komme vorbei und hole ihn ab. Oder könnten Sie ihn einfach per Post schicken?”
    Als sie auflegte, war sie weiß wie die Wand.
    “Strass”, stieß sie hervor. “Der Stein ist Strass. Man bekommt etwa zweihundert Dollar dafür.”
    Nate stieß einen Fluch aus.
    Seine Stimme schien sie
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