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Man nehme: dich und mich

Man nehme: dich und mich

Titel: Man nehme: dich und mich
Autoren: Jessica Bird
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auf seinen Schoß. “Es ist viel einfacher, anderen zu vergeben, nicht? Bei uns selbst sind wir nicht so großzügig.”
    Nachdenklich nickte sie, und sie blieben eng aneinandergekuschelt sitzen. Nach einer Weile sagte er übergangslos: “Ich werde nicht für Mimi arbeiten. Das habe ich ihr im Frühjahr schon gesagt. Als sie die Kritik in der
Times
gelesen hat, wollte sie noch mal versuchen, mich zu überreden. Aber ich habe ihr klipp und klar gesagt, dass ich mich von meinem Weg nicht abbringen lasse, nicht einmal vom
Cosmo
.”
    “Und wenn du nichts Geeignetes findest?”, fragte Frankie. Sie hoffte, dass er dann vielleicht bleiben würde.
    “Dann werde ich weitersuchen, und wenn es zehn Jahre dauert”, erwiderte er. “Ich musste immer für das kämpfen, was ich wollte. Meine Eltern haben meine Arbeit nie respektiert, weil ich kein Anwalt oder Banker werden wollte. Ich sollte eine Frau aus unseren Kreisen heiraten und in den Countryklub gehen und Golf spielen. Aber ich war immer schon anders. Meine Freunde waren Heavy-Metal-Fans und hatten Tattoos. Ich spielte Hockey, brach mir die Nase und verlor meinen Schneidezahn. Und mein Harvard-Studium habe ich mit Hängen und Würgen geschafft – nicht, weil es zu schwer war, sondern weil es mich einfach nicht interessierte.”
    Bewegt strich sie ihm durchs Haar. Es tat gut, endlich Antworten auf ihre vielen Fragen zu bekommen.
    “Ich werde nicht aufgeben. Ich will mein eigenes Restaurant, in dem ich selbst bestimmen kann. Dann redet mir niemand mehr rein, und niemand kann es mir wegnehmen.”
    “Und das wirst du auch schaffen”, sagte sie mit Überzeugung, obwohl ihr das Herz brach. Sie würden getrennte Wege gehen. Und es blieben ihnen nur noch vier kurze Wochen.
    Er sah zu ihr auf. “Ich habe das erst gemeint, Frankie. Ich möchte, dass du mitkommst. Es ist bewundernswert, was du mit so wenig Mitteln hier auf die Beine stellst. Mit etwas mehr Kapital können wir zusammen Großes schaffen.”
    “Schsch”, flüsterte sie und küsste ihn auf die Stirn.
    “Ich habe das vorher schlecht ausgedrückt, aber du kannst doch wirklich nicht nur für deine Familie leben. Es bringt deine Eltern nicht zurück, wenn du hier bleibst und dich zu Tode arbeitest.”
    Als sie aufstand, hielt er sie nicht fest. “Das weiß ich doch”, sagte sie leise.
    “Wirklich?”
    Sie ging zum Fenster und blickte auf den See hinaus. Wie sollte er, der seine Familie hasste, verstehen, was sie mit Joy und Grand-Em verband? Aber dann dachte sie noch einmal über seine Worte nach. Wenn sie nur für ihre Familie hier lebte, wie sahen denn dann ihre eigenen Wünsche aus? Vielleicht lag das Problem wirklich bei ihr, und sie hing zu sehr in der Vergangenheit fest.
    “Vielleicht hast du recht”, sagte sie leise. Zum ersten Mal überhaupt versuchte sie, sich ein Leben ohne ihre selbst aufgeladene Verantwortung vorzustellen. Wenn Joy nicht mehr hier leben wollte, wenn Grand-Em starb, was würde sie dann tun?
    Ganz langsam formte sich ein Bild in ihr. Nein,
White Caps
war nicht nur eine Last, die sie für ihre verstorbenen Eltern weitertrug. Es war ihr Zuhause, unabhängig von den anderen.
    Langsam drehte sie sich um. “Weißt du, mir gefällt es hier wirklich. Sicher, manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre, in New York zu leben – aber ich bin sicher, dass der Reiz des Neuen schnell nachlassen würde. Als ich jünger war, damals mit David, war das was anderes.
Ich
war eine andere. Aber jetzt habe ich meinen Lebensrhythmus gefunden – und das
White Caps
gehört einfach dazu.”
    Wie seltsam, dass sie das erst heute erkannt hatte.
    “Ich will weiter mit dir zusammen sein”, sagte er eindringlich.
    Überwältigt schloss sie die Augen. Also war es für ihn doch nicht nur eine Affäre. Sie spürte, wie eine gewaltige Anspannung von ihr abfiel. “Ich will auch nicht, dass es zwischen uns endet”, erwiderte sie.
    “Ich habe nicht damit gerechnet, dass Gefühle ins Spiel kommen”, sagte er und stand auf.
    “Ich auch nicht.”
    Lächelnd beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie leicht. “Zum Glück gibt es einen Schnellzug von Albany nach New York.”
    “Und sogar einen Direktflug”, murmelte sie.
    Diesmal küsste er sie länger, und sie schmiegte sich in seine Arme. Trotzdem war sie nicht von einer gemeinsamen Zukunft überzeugt. Eine Fernbeziehung zwischen zwei Geschäftsleuten, wie sollte das funktionieren? Nate musste rund um die Uhr arbeiten, um mit seinem neuen Restaurant Erfolg
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