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Man nehme: dich und mich

Man nehme: dich und mich

Titel: Man nehme: dich und mich
Autoren: Jessica Bird
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aus ihrer Erstarrung zu reißen, und sie sprang so heftig auf, dass der Stuhl umkippte. Sie zitterte am ganzen Körper und atmete stoßweise, doch sie schwieg, und die Spannung im Raum wurde unerträglich.
    Wenn sie jetzt nicht gleich losbrüllt, tue ich es für sie, dachte er – doch dann entluden sich ihre Gefühle in einem gewaltigen Ausbruch. Mit einer wütenden Armbewegung wischte sie alles vom Schreibtisch, was darauf stand. Telefon, Kulis, Notizblock, Akten – alles landete scheppernd auf dem Boden. Ihr Körper wurde von haltlosem Schluchzen geschüttelt, während sie sich wild im Raum umsah, als suche sie nach weiteren Dingen, die sie zerstören konnte.
    Dann warf sie sich auf das Bücherregal und begann, mit beiden Händen die Bücher herauszureißen, um sie durch den Raum zu feuern.
    Nate versuchte nicht, sie aufzuhalten, sondern schloss die Bürotür und lehnte sich von innen dagegen, damit niemand sie störte. Er wusste genau, was Frankie empfand. Als er damals vom Tod seines Kindes erfahren hatte, hatte er seine ganze Wohnungseinrichtung zertrümmert.
    Doch so weit kam Frankie nicht. Sie brach lautlos weinend vor dem Bücherregal zusammen. Immer wieder verkrampfte sich ihr Körper, wenn sie nach Luft rang.
    Er setzte sich zu ihr und zog sie an sich, hielt sie fest und ließ sie weinen. Und auf einmal wurde ihm klar, dass er sie niemals verlassen konnte – nicht, um sein Versprechen Spike gegenüber zu halten, und nicht, um seinen lang gehegten Traum zu erfüllen.
    Er liebte sie. Er liebte sie, wie er noch nie einen Menschen geliebt hatte, und ein Leben ohne sie kam ihm auf einmal schal und wertlos vor. Was wollte er mit einem schicken Restaurant in New York City, wenn er dafür ohne Frankie leben musste!
    Zärtlich und besorgt strich er ihr das feuchte Haar aus der Stirn – und da dämmerte es ihm, dass sie den Ring nicht brauchte. Er hatte das Geld, um
White Caps
zu retten.
    Ohne sie loszulassen, angelte er nach dem Telefon und wählte Spikes Handynummer.
    “Spike? Ich bin’s. Hör zu, Kumpel, wir müssen umplanen. Ich kann das mit dem Angebot nicht machen.”
    Er spürte, wie Frankie in seinen Armen erstarrte.
    “Was zum Teufel soll das heißen?”, fragte Spike.
    “Es … es tut mir wirklich leid. Ich brauche das Geld für was anderes.”
    Frankie setzte sich auf und wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. “Was tust du denn?”, fragte sie heiser.
    Auch Spike war außer sich. “Das kann doch nicht dein Ernst sein …”
    “Was soll das?”, wiederholte Frankie, jetzt schon schärfer. “Ich lasse nicht zu, dass du …”
    “Bist du komplett übergeschnappt?”, fluchte Spike am anderen Ende der Leitung.
    Nate ließ sie beide ihrem Schock Luft machen, dann sagte er Spike ruhig, dass er ihn in ein paar Minuten zurückrufen werde, legte auf und wandte sich Frankie zu.
    “Ich kann dir helfen, Frankie. Ich habe genügend Geld, um …”
    “Nein! Ich will keine Almosen von dir!”
    Er musste grinsen, als er sah, wie schnell ihr Kampfgeist zurückgekehrt war. “Dann werden wir eben Geschäftspartner”, schlug er vor.
    Heftig den Kopf schüttelnd, versuchte sie sich loszumachen. “Nein. Nie im Leben. Es wird dir hier nicht auf Dauer gefallen. Du wirst mich und das Haus am Ende hassen, weil du deshalb deine Träume aufgegeben hast.”
    “Seit wann kannst du in die Zukunft sehen?”
    “Nate, das lasse ich auf keinen Fall zu. Nur weil du Mitleid mit mir hast …”
    “Nun halt mal die Luft an.” Er sorgte selbst dafür, indem er sie küsste. “Ich liebe dich. Das ist der einzige Grund.”
    Sie riss die Augen auf und starrte ihn an, als hätte er auf einmal Japanisch gesprochen. “Was hast du gesagt?”
    “Ich. Liebe. Dich.” Sein Herz hüpfte bei diesen Worten. “Ich liebe dich. Ich
liebe
dich. Ich liebe
dich
. Mann, es macht wirklich Spaß, das zu sagen.”
    Frankie schien nicht überzeugt. “Und was ist mit deinem Traum vom eigenen Restaurant? Den darfst du doch nicht aufgeben.”
    “Tue ich ja auch nicht. Das Restaurant ist dann eben hier und nicht in New York. Hier haben wir sogar eine größere Erfolgschance als in der Stadt, wo die Konkurrenz so groß ist. Ich glaube, Spike wird das auch so sehen. Er will einfach wieder arbeiten, aber wo ist ihm nicht so wichtig.”
    Als sie ihn weiter nur schweigend anstarrte, wurde ihm langsam mulmig zumute. Was, wenn sie seine Gefühle nicht erwiderte?
    Nate strich ihr über die Wange. “Sag doch mal was, Frankie. Irgendwas.
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