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Eine ewige Liebe

Eine ewige Liebe

Titel: Eine ewige Liebe
Autoren: Kami Garcia
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Lena Alles
beginnt von Neuem
    A n dere Menschen hatten Tr äume vom Fliegen. Ich hatte Al bträume vom Fallen. Ich konnte nicht darüber sprechen, aber ich konnte auch an nichts anderes denken.
    An nichts, nur an ihn.
    An Ethan, wie er in die Tiefe stürzt.
    An seinen Schuh, der Sekunden vor ihm aufschlägt.
    Er musste ihm im Fallen vom Fuß gerutscht sein.
    Ich fragte mich, ob er es wusste.
    Ob er es gewusst hatte.
    Immer wenn ich dieAugen schloss, sah ich den schmutzigen schwarzen Sneaker vomWasserturm in dieTiefe trudeln. Manchmal hoffte ich, dass alles nur einTraum wäre. Dass ich aufwachen und Ethan in der Einfahrt von Ravenwood auf mich warten würde, um mich zur Schule abzuholen.
    Wach auf, Schlafmütze. Ich bin gleich da. Das würde er kelten.
    Links schräge Gitarrenakkorde würden mir schon durchs offene Fenster entgegenwehen, bevor ich Ethan hinter dem Lenkrad sehen würde.
    So stellte ich es mir vor.
    Ich hatte schon in so vielenAlbträumenAngst um ihn gehabt. Noch bevor ich ihn kannte – bevor ich überhaupt ahnte, dass sie von Ethan handelten.Aber das jetzt war anders als alles, was ich in meinenschlimmsten Träumen je erlebt hatte.
    Es hätte nicht passieren dürfen. Sein Leben hätte nie so enden sollen. Und auch mein Leben hätte anders verlaufen sollen.
    Dieser schmutzige schwarzeTurnschuh hätte nie fallen dürfen.
    Ein Leben ohne Ethan war schlimmer als jederAlbtraum.
    Denn es warWirklichkeit.
    Es war so schonungslos wirklich, dass ich mich weigerte, es zu akzeptieren.
    2. Februar
    Albträume enden.
    Daran erkennt man, dass es Träume sind.
    Doch das hier – Ethan, alles – endet nicht,
    will einfach nicht aufhören.
    Ich fühlte mich – fühle mich – gefangen.
    Mein Leben ist zersplittert,
    als er und alles ein Ende fand,
    es ist in tausend kleine Scherben zersprungen.
    als er am Boden aufschlug.
    Ich konnte mein Notizbuch nicht mehr ansehen. Ich konnte keine Gedichte mehr schreiben. Es tat zu weh, sie zu lesen.
    Alles war viel zu wahr.
    Der wichtigste Mensch in meinem Leben war vom Summerville-Wasserturm in denTod gesprungen. Ich wusste, warum er es getan hatte.Aber das machte es nicht leichter.
    Beim Gedanken daran, dass er es für mich getan hatte, fühlte ich mich nur noch elender.
    Manchmal dachte ich, dass dieWelt es nicht wert war.
    Nicht wert, von ihm gerettet zu werden.
    Manchmal dachte ich, dass auch ich es nicht wert gewesen war.
    Ethan hatte geglaubt, das Richtige zu tun. Er hatte gewusst, wie absurd und wahnsinnig es war. Er hatte nicht gehen wollen, aber er hatte es trotzdem getan.
    So war Ethan eben.
    Selbst imTod.
    Er hatte dieWelt gerettet, aber meineWelt lag inTrümmern.
    Was jetzt?

Buch I

    Ethan

Zu Hause 1.
Kapitel
    Über mir ein verschwommener blauer Himmel.
    Wolkenlos.
    Makellos.
    Beinahe wie der Himmel im richtigen Leben – nur ein bisschen blauer und nicht ganz so sonnig grell.
    Den echten Himmel hatte ich nie makellos, nie so perfekt gesehen.Vielleicht ist er gerade deshalb so perfekt.
    War.
    Ich kniff dieAugen wieder zu.
    Um Zeit zu schinden.
    Ich war mir nicht sicher, ob ich schon bereit dafür war – ob ich wirklich sehen wollte, was ich gleich sehen würde.
    Natürlich war der Himmel hier blauer und klarer – es hieß ja nicht umsonst Himmel. Das Jenseits und so weiter.
    Nicht dass ich damit gerechnet hatte, dort zu landen. Okay, ich war ganz anständig gewesen, soweit ich das beurteilen konnte.Aber inzwischen hatte ich oft genug erlebt, dass mich das, was ich fest zu wissen glaubte, in die Irre geführt hatte.
    Ich war eigentlich ziemlich aufgeschlossen, zumindest für GatlinerVerhältnisse. Das heißt, ich kannte all dieTheorien. Ich hatte mehr als genug Stunden in der Sonntagsschule abgesessen. Und nach demTod meiner Mutter hatte Marian mir von ihrem Buddhismus-Kurs an der Duke Universität erzählt. Der Leiter war einTyp namens Buddha Bob gewesen, der das Paradies für eineTräne in einerTräne in einerTräne hielt – oder so ähnlich. Ein Jahr vorher hatte Mom mir Dantes Inferno als Lesestoff in die Hand gedrückt. Link hatte behauptet, es ginge darin um ein Bürogebäude, das in Flammen aufgeht – tatsächlich aber handelte es von einem Kerl, der die neun Kreise der Hölle bereist. Ich kann mich noch dunkel daran erinnern, wie begeistert Mom von Ungeheuern oderTeufeln in einer Eisgrube erzählt hatte.Wenn ich mich nicht täusche, war das der neunte Kreis der Hölle, aber dort unten schien es so viele Kreise zu geben, dass sie in meinem Kopf zu einem
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