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Karibische Affaire

Karibische Affaire

Titel: Karibische Affaire
Autoren: Agatha Christie
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Geld recht bald zu Ende war – aber da tauchte ja schon mit Esther Walters die nächste Geldquelle auf!«
    »Warum hat er eigentlich nicht mich umgebracht?«
    Miss Marple hustete. »Er wollte erst einmal bei Esther sichergehen. Und außerdem – « verlegen verstummte sie.
    »Und außerdem wusste er ja, dass es mit mir bald aus sein wird«, vervollständigte Mr Rafiel. »Und dass bei meinem Reichtum ein natürlicher Tod sich besser ausnimmt. Todesfälle von Millionären werden genauer überprüft als der Tod gewöhnlicher Sterblicher.«
    »Ja, da haben Sie Recht«, stimmte Miss Marple zu. »Und was hat er nicht alles erzählt! Lügen über Lügen! Wie er zum Beispiel dieses Buch über Geisteskrankheiten untergeschoben und ihr Präparate eingegeben hat, die Träume und Halluzinationen hervorrufen! Übrigens war da Ihr Jackson recht findig – er muss gewisse Symptome als die Folgeerscheinung von Drogen erkannt haben. Deshalb kam er damals in den Bungalow der Kendals, um im Badezimmer Umschau zu halten. Er hat tatsächlich Mollys Gesichtscreme untersucht! Vielleicht haben ihn diese alten Hexengeschichten mit den Belladonnaeinreibungen darauf gebracht, dass Belladonna in einer Gesichtscreme die gleichen Folgen haben könnte. Daher vielleicht Mollys Bewusstseinslücken und Flugträume. Kein Wunder, dass sie es mit der Angst bekam, sie hatte ja alle Anzeichen einer geistigen Erkrankung! Jackson war auf der richtigen Spur. Vielleicht hat ihn auch Major Palgrave mit seinen Erzählungen von indischen Giften auf diese Idee gebracht.«
    »Immer wieder dieser Palgrave«, sagte Mr Rafiel.
    »Ja, er hat seinen Tod verschuldet«, sagte Miss Marple, »dann den von Victoria und schließlich beinahe den von Molly auch. Aber den Mörder hat er tatsächlich erkannt.«
    »Wieso ist Ihnen plötzlich sein Glasauge eingefallen?«, fragte Mr Rafiel neugierig.
    »Darauf hat mich erst Señora de Caspearo gebracht. Sie hatte irgendwelchen Unsinn dahergeredet, der Major sei hässlich gewesen und habe den bösen Blick gehabt. Darauf hatte ich ihn verteidigt, es sei nur sein Glasauge gewesen und er habe nichts dafür gekonnt, worauf sie wieder sagte, seine Augen hätten nach verschiedenen Richtungen geschielt – was natürlich stimmte. Und sie hatte darauf bestanden, dass das Unglück bringe. Seither wusste ich die ganze Zeit, dass ich etwas Wichtiges gehört hatte, konnte mich aber nicht entsinnen, wann und wo. Erst gestern Nacht, gleich, nachdem wir Lucky gefunden hatten, fiel es mir wieder ein – und da war mir sofort klar, dass wir keine Zeit mehr zu verlieren hatten.«
    »Wie kam es, dass Tim Kendal die falsche Frau umgebracht hat?«
    »Das war reiner Zufall. Ich glaube, er hatte es sich so zurechtgelegt: Nachdem er alle, Molly eingeschlossen, von deren geistiger Labilität überzeugt hatte, sagte er ihr nach Verabreichung einer weiteren Dosis seines Giftes, sie würden nun gemeinsam diese rätselhaften Morde aufklären. Er brauchte aber ihre aktive Mithilfe, deshalb solle sie ihn, wenn alles schliefe, an einem vereinbarten Platz am Fluss treffen. Er muss angedeutet haben, dass er den Mörder zu kennen glaube und dass sie ihm eine Falle stellen würde. Molly zog gehorsam los, aber benommen, wie sie war, brauchte sie länger, als Tim gerechnet hatte. So traf er vor ihr ein und hielt Lucky, die sich dort aus irgendeinem Grund aufhielt, für Molly – das blonde Haar und der hellgrüne Schal müssen ihn getäuscht haben. Er trat hinter sie, presste ihr die Hand auf den Mund und drückte sie unters Wasser.«
    »Ein reizender Bursche! Aber wäre es nicht leichter gewesen, Molly einfach eine Überdosis Schlafmittel zu geben?«
    »Einfacher schon. Aber das hätte Verdacht erwecken können. Man hatte ihr doch alle Schlaf- und Beruhigungsmittel entzogen! Von wem hätte der Nachschub kommen sollen, wenn nicht von ihrem Mann? Da wirkte es doch weit natürlicher, sie ging, während ihr nichtsahnender Gatte schlief, in einem Anfall von Verzweiflung selbst ins Wasser! So war das Ganze eine romantische Tragödie, und niemand würde Verdacht schöpfen. Außerdem«, fügte Miss Marple hinzu, »ist für einen Mörder das Einfache immer schwierig. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?«
    »Sie scheinen sich in der Mördermentalität ja sehr daheim zu fühlen! So hätte also Tim nicht gewusst, dass er eine Falsche erwischt hatte?«
    Miss Marple schüttelte den Kopf.
    »Er hat sich erst gar nicht überzeugt und ist Hals über Kopf davongerannt. Erst
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