Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karibische Affaire

Karibische Affaire

Titel: Karibische Affaire
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
doch dein widerliches Maul!«
    »Armes, dummes Ding«, sagte Mr Rafiel leise. »Also das ist’s gewesen!«

24
     
    » A lso das ist es gewesen«, sagte Mr Rafiel.
    Er und Miss Marple saßen vertraulich beisammen. »Sie hat ein Verhältnis mit Tim Kendal gehabt, nicht wahr?«
    »Ein Verhältnis wohl kaum«, meinte Miss Marple. »Es war wohl eher eine romantische Schwärmerei mit Heiratsgedanken.«
    »Also hat sie auf den Tod seiner Frau spekuliert?«
    »Ich glaube nicht, dass die arme Esther von Mollys bevorstehendem Tod gewusst hat«, sagte Miss Marple. »Sie wird einfach geglaubt haben, was ihr Tim Kendal erzählt hat, nämlich, dass Mollys Verflossener ihr hierher gefolgt sei, sie ihn noch immer liebe, und Tim sich selbst scheiden lassen werde. Ich glaube, ihr kann man keinen Vorwurf daraus machen. Sie war eben in ihn verliebt.«
    »Nun, zu verstehen ist es schon – er sieht ja recht gut aus. Aber warum er ausgerechnet auf sie aus war – wissen Sie das auch?«
    »Das wissen Sie, nicht wahr?«, sagte Miss Marple.
    »Zumindest hab’ ich eine Ahnung – aber wie kommen Sie darauf? Ich weiß nicht einmal, wieso Kendal es gewusst hat.«
    »Ich glaube, mit ein wenig Fantasie könnte ich das alles erklären. Einfacher wäre es aber, Sie würden mir’s gleich sagen.«
    »Ich werde mich hüten«, meinte Mr Rafiel. »Sagen nur Sie es, Sie sind ja so gescheit!«
    »Also gut. Es wäre möglich«, kombinierte Miss Marple, »dass, wie ich Ihnen schon angedeutet habe, Jackson von Zeit zu Zeit Ihre Geschäftskorrespondenz durchsucht hat.«
    »Das ist gut möglich«, gab Mr Rafiel zu. »Aber da ist nichts dabei, was ihm Vorteile bringen könnte, dafür hab’ ich schon gesorgt!«
    »Aber er kann Ihr Testament gelesen haben«, wandte Miss Marple ein.
    »Ach, das! Ja, ja, eine Kopie meines Testaments war dabei!«
    »Außerdem«, sagte Miss Marple, »haben Sie mir erzählt –, und zwar sehr laut und deutlich, dass Sie in Ihrem Testament Esther Walters nichts vermacht hätten. Sie hätten ihr das klargemacht, ebenso Jackson. Bei Jackson stimmt es, stelle ich mir vor. Ihm haben Sie wirklich nichts vermacht. Aber Esther Walters schon, nur wollten Sie das nicht publik werden lassen. Habe ich Recht?«
    »Ja, das stimmt haargenau, aber ich weiß noch immer nicht, woher Sie das wissen!«
    »Nun, Sie haben diesen Punkt gar so sehr betont«, sagte Miss Marple. »Und Lügen gegenüber bin ich aus Erfahrung hellhörig.«
    »Ich geb’s auf«, sagte Mr Rafiel. »Also schön, ich habe Esther 50000 Pfund vermacht. Es sollte nach meinem Tod eine Überraschung für sie sein. Tim Kendal muss davon erfahren haben und wollte daraufhin Molly aus dem Weg räumen, um mit Esther Walters diese 50000 Pfund erheiraten zu können. Wahrscheinlich hätte er zu gegebener Zeit auch Esther beseitigt. Ich frage mich nur, woher er es gewusst hat!«
    »Jackson wird es ihm erzählt haben«, sagte Miss Marple. »Die beiden taten ja sehr dick miteinander. Tim Kendal war immer sehr nett zu Jackson, dürfte aber damit keine bestimmte Absicht verbunden haben. Aber unter all dem Klatsch, den Jackson ihm zugetragen hat, muss er auch die 50000 Pfund erwähnt haben. Vielleicht hat er sogar eigene Absichten in Bezug auf Esther geäußert. Ja, so könnte es gewesen sein.«
    »Alles, was Sie sich vorstellen, hat immer Hand und Fuß«, sagte Mr Rafiel anerkennend.
    »Und trotzdem war ich wie vernagelt«, bekannte Miss Marple, »rein wie vernagelt! Dabei passte doch alles so gut zueinander, wissen Sie. Tim Kendal ist ein ganz gerissener, bösartiger Bursche und sehr geschickt im Lancieren von Gerüchten! Die Hälfte dessen, was ich hier gehört habe, dürfte von ihm stammen. Besonders diese Geschichte von dem unerwünschten jungen Mann, den Molly seinerzeit heiraten wollte! In Wahrheit wird das Tim Kendal selbst gewesen sein, wenn auch unter anderem Namen. Vielleicht hatten ihre Leute etwas über seine Vergangenheit erfahren. Also tat er sehr entrüstet und verbat es sich, von Molly der Familie ›vorgeführt‹ zu werden. Hernach dachten sich die beiden einen hübschen Plan aus, den sie recht lustig fanden: Sie spielte eine Zeit lang die unglücklich Verliebte, und er tauchte eines Tages als Mr Kendal auf. Man empfing ihn natürlich mit offenen Armen als den Mann, der den Vorgänger aus Mollys Gedanken verdrängen würde. Die beiden müssen nicht schlecht gelacht haben! Es kam zur Heirat, und er kaufte mit ihrem Geld dieses Hotel. Ich kann mir vorstellen, dass er mit ihrem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher