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0126 - Satans Razzia

0126 - Satans Razzia

Titel: 0126 - Satans Razzia
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Es war spät geworden. Nach meinem letzten Fall – das Abenteuer mit Baxman und dem Leichenbrunnen – kam ich endlich einmal dazu, alte Akten aufzuarbeiten.
    Das hieß im Klartext: Überstunden! Und Sir James Powell, mein Vorgesetzter, konnte endlich aufhören zu meckern. Wenn die Akten erledigt waren, hatte ich erst einmal Ruhe.
    Als ich das Yard-Gebäude gegen 23 Uhr verließ, war ich geschlaucht. Meine Augen brannten. Ich war abgespannt und sehnte mich nach, meinem Bett.
    Aber erstens kommt es anders – und zweitens als man denkt…
    »Sinclair!« rief jemand, als ich mich in meinen Bentley setzen wollte.
    Ich drehte mich desinteressiert um und war unter keinen Umständen bereit, noch einmal in mein Büro zurückzukehren.
    In dieser Nacht haßte ich meinen Schreibtisch.
    Slim Snyder, ein Kollege aus der Computerabteilung, hatte mich gerufen. Er kam auf mich zu. Er war ein dünnes Bürschchen, der durch zahlreiche Weibergeschichten im ganzen Haus bekannt war.
    Ich schaute ihn an und fragte mich, was die Frauen an diesem Klappergestell wohl finden mochten.
    »Schon Feierabend?« fragte Snyder.
    »Schon ist gut«, brummte ich. »Wenn ich mich nicht beeile, komme ich erst bei Sonnenaufgang ins Bett.«
    »Wer wird denn um diese Zeit schon ans Schlafengehen denken?«
    »Ich.«
    »Harten Tag gehabt?«
    »Miesen Tag. Ich bin lieber 24 Stunden draußen im Einsatz als drei Stunden im Büro.«
    »Sie hätten Tennislehrer werden sollen.«
    »Vielleicht sattle ich noch um.«
    »Darf ich Sie noch zu einem Drink einladen? Ich schluck’ nicht gern allein.«
    »Vielen Dank. Vielleicht ein andermal, okay?«
    »Okay.« Slim Snyder hob die Schultern. »Sagen Sie, würden Sie mich ein Stück mitnehmen? Mein Wagen ist in der Werkstatt, und mit dem öffentlichen Verkehrsmittel…«
    »Steigen Sie ein«, erwiderte ich. Ich wußte, wo Snyder wohnte, und es war für mich kein großer Umweg, ihn vor seiner Haustür abzusetzen. »Ich bring’ Sie heim.«
    »Also nein, das… das kann ich nicht annehmen, Sinclair.«
    »Machen Sie keinen Wind, setzen Sie sich endlich in den Wagen, Snyder. Sie können sich ja mal revanchieren, wenn mein Bentley in der Werkstatt ist.«
    Auf der Fahrt schüttete er mir sein Herz aus.
    Ich weiß, es ist unhöflich, aber ich hatte einfach nicht den Nerv, zuzuhören. Oberflächlich bekam ich mit, daß er Ärger mit einem Berufscatcher gekriegt hatte, weil er sich an dessen Verlobte herangemacht hatte, ohne zu ahnen, daß das Girl bereits im wahrsten Sinne des Wortes in festen Händen war.
    Snyders Geplapper ging mir bei einem Ohr rein und beim andern wieder hinaus. Ich war froh, ihn schon nach zehn Minuten loszuwerden.
    Er bedankte sich für meine Hilfsbereitschaft.
    Ich erwiderte: »Ist nicht der Rede wert.« Dann wünschte ich ihm eine gute Nacht und setzte die Fahrt allein fort.
    Die Ruhe tat mir gut.
    Aber es blieb nicht lange ruhig.
    Plötzlich schnitt ein Schrei durch die Stille.
    Meine Müdigkeit war sofort wie weggeblasen. Ich trat auf die Bremse. Der Bentley stand auf kürzeste Distanz.
    Ich stieß den Wagenschlag auf und sprang raus. Der Schrei wiederholte sich. Jetzt wußte ich, wohin ich mich wenden mußte.
    Ich rannte los. Da war jemand in großer Bedrängnis, und es war meine Pflicht, ihm zu helfen.
    Zwischen zwei öden Gebäuden gab es einen finsteren Durchlaß.
    Auf ihn lief ich zu.
    Bevor ich ihn erreichte, vernahm ich hastige Schritte, und einen Augenblick später taumelte mir ein Mann entgegen.
    Sein Gesicht war mit Schweiß bedeckt. Panik glitzerte in seinen weit aufgerissenen Augen.
    Seine Kleider waren zerrissen. Er blutete aus zahlreichen Kratzwunden.
    Als er mich sah, stolperte er mir entgegen. »Hilfe, Sir! Helfen Sie mir!«
    Der Mann kippte mir in die Arme. Ich fing ihn auf und lehnte ihn an die Wand. »Was ist passiert?« wollte ich wissen. »Hat man Sie überfallen?«
    Überfälle stehen in einer Weltstadt wie London leider auf der Tagesordnung. Es gibt arbeitsscheue Elemente, es gibt Süchtige, die ständig in Geldnot sind. Die Polizei unternimmt wirklich alles, um die Stadt sicherer zu machen, aber es ist ein Kampf, den sie nicht gewinnen kann. Schlägt sie dieser heimtückischen Schlange einen Kopf ab, wachsen sofort zwei neue Köpfe nach.
    »Er… er wollte mich umbringen!« keuchte der Mann.
    »Wer?« fragte ich, bekam darauf jedoch keine Antwort. »Wo?« wollte ich wissen.
    Der Mann wies auf den Durchlaß.
    Ich ließ ihn los.
    »Bleiben Sie hier!« krächzte der Mann. »Sonst
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