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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
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genug für deine ungeheuere Freundlichkeit danken.“
    Ian verabschiedete sich von ihr, und Arpad schob sie ohne viel Federlesens aus dem Zimmer und auf die Treppe zu.
    Sie wandte sich um und legte dem schmalen Mann die Hände auf die Schultern.
    „Wie kann ich dir jemals danken? Ich stehe in deiner Schuld …“
    „Nein. Du stehst in keiner Schuld. Dein Mann schuldet mir etwas, und er weiß das auch.“
    Sie seufzte.
    „O je. Das wird ihm nicht gefallen.“
    Arpad kicherte schadenfroh.
    „Ganz und gar nicht. Doch nun lauf schon. Er hat eine Überraschung für dich.“
    Er küsste sie auf die Stirn, strich ihr zärtlich am Hals entlang, direkt über der Ader, riss sich dann mit sichtlicher Mühe los und drehte sie in Richtung Treppe. Sie hob ihre Röcke und rannte hoch. Nur einmal sah sie sich um, doch er war bereits klammheimlich verschwunden. Sie hatte seinen Hunger gespürt. In dieser Nacht war er gefährlich.
    Sie eilte auf das Schlafzimmer zu, wusste nicht, ob sie das Mädchen wecken sollte, damit es ihr beim Auskleiden half, wie es das sonst tat.
    Sie hielt vor der Tür inne und atmete tief ein. Sie hatte ihn wieder. Verletzt hatte er nicht gewirkt, doch er hatte ohnehin immer Schmerzen. Die Geschehnisse, über die sie immer noch fast nichts wusste, hatten ihm gewiss schlimm zugesetzt. Von jemandem ins Bett gebracht zu werden, den er als Erzfeind ansah, musste ihn noch zusätzlich erzürnt haben. Sie hätte es verhindern sollen. Doch die Flut der Ereignisse hatte sie überfordert. Was nun tatsächlich geschehen war, wusste sie außerdem immer noch nicht. Ein Wort ging ihr nicht aus dem Sinn: „Blumentopf“.
    Er hatte überlebt, doch er würde furchtbarer Laune sein. Distanz, sagte sie sich. Er brauchte jetzt Distanz. Sie sollte also besser nicht an seiner Schulter in Tränen ausbrechen.
    Sie öffnete leise die Tür und trat ein. Er saß auf der Bettkante, die Ellbogen auf den Knien, sein Gesicht in den Händen verborgen. Tatsächlich sollte er so kaum sitzen können.
    Er war voller Blut. Viel Blut. Es hatte seine zerrissene Kleidung rot gefärbt.
    „Du bist verletzt!“, rief sie.
    „Nein.“
    Er hob das Gesicht und sah zu ihr herüber. Dann stand er auf.
    Sie schrie auf, war sich sicher, dass er fallen würde, rannte zu ihm, um ihn aufzufangen, und landete stattdessen in seinen Armen.
    „Meine Charlotte“, war alles, was er sagte, während er sie in den Armen hielt, viel zu fest, fast schmerzhaft. Sie konnte kaum atmen. „Meine einzige Charlotte.“
    Sie hielten sich ein Weilchen an einander fest.
    „Er sagte, du hättest eine Überraschung für mich“, murmelte sie schließlich, immer noch in seiner Umarmung, Wange an Wange. Sie war eine große Frau, so groß wie ihr Mann. Größer sogar die letzten Monate, als er sich auf Krücken herumgeschleppt hatte. Nun konnte er stehen. Er war stark.
    „Graf Arpad. Verdammter Kerl … ich nehme an, ich schulde ihm etwas.“
    „Was ist passiert?“
    „Hat er es dir nicht gesagt?“
    „Er hat gar nichts gesagt.“
    „So diskret?“ Er klang bitter.
    Wieder sprachen sie eine Weile lang nicht.
    „Ich bin geheilt“, sagte er dann. „Doch ich habe einen Preis dafür gezahlt, und wenn du mir nicht vergeben kannst, so werde ich das verstehen. Ich werde einen ehrenvollen Ausweg aus der Situation finden, bei dem niemand eine Schuld bei dir suchen kann.“
    Sie schauderte, und er strich ihr über den Rücken.
    „Können wir deine Ehre mal außer Acht lassen, Asko? Sag mir einfach, was passiert ist.“
    Er holte tief Luft.
    „Als ich Lybratte besuchte, fand ich heraus, dass seine Feyon-Gattin ihn bezaubert und verwirrt hatte. Sie wiederum fand heraus, dass ich das wusste, und lagerte mich in ihrem – was immer es war: Märchenland, magischen Reich, was weiß ich. Ich war völlig hilflos. Nach einer Weile kam dein Freund dazu. Ihn hatte sie auch erwischt und weggeschlossen. Mit ihr verglichen ist er beinahe harmlos. Ich lag im Sterben. Menschen können in jenen Sphären offenbar nicht lange überleben. Als abzusehen war, dass ich zu schwach wurde, um weiterzuleben, entschied sich mein harmloser Begleiter dazu, mich zum Abendessen zu genießen. Schließlich soll man nichts umkommen lassen.“
    Sie krallte ihm die Finger in den Rücken und sagte nichts.
    „Die Macht – das ist wohl Frau Lybrattes Fey-Titel und durchaus eine passende Beschreibung – hatte ihr Reich verlassen, um sich …“ Er hielt einen Moment inne, als könnte er sich nicht dazu bringen,
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