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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
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alles schien irgendwie miteinander verbunden zu sein. Fast konnte sie ein Muster erkennen.
    Kalte Fäden der Macht spannten sich vom Monster zur Frau. Sie berührten Catty, doch sie zerriss sie, als sie dazwischentrat. Energie kroch über ihre Haut wie Schlingpflanzen. Sie nahm sich zusammen und zwang sich, nicht zu quieken und davonzurennen. Davonlaufen war nicht mehr möglich.
    „Nicht!“, rief Thorolf, doch sie hörte weder auf ihn noch auf die anderen, die alle gleichzeitig auf sie einredeten und -schrien. Mit ihrem schmalen Körper drückte sie die Dame von dem Weißhaarigen fort und nahm seine Hände. Er sah ärgerlich aus, dann ging ein kaltes Lächeln über seine Züge.
    „Ich habe Sie geliebt“, sagte sie. Seine Hände waren warm und trocken. So menschlich. „Für eine Weile. Ich habe mich gleich auf der Treppe in Sie verliebt, während Sie nichts anderes taten, als mich an der Nase herumzuführen. Die böse Miss Colpin im einen Moment, der charmante Lord Edmond im nächsten. Ich habe Sie geliebt, als Sie für mich Klavier gespielt haben, und ich habe Sie geliebt, wenn ich daran dachte, dass ich Sie wiedersehen würde. Doch das Problem mit Ihnen ist, dass Sie immer zu viel wollen. Alles, und gleich. Alles nur für Sie. Ich glaube nicht, dass wahre Liebe so ist. Seien Sie ehrlich: Sie sind ein wahrlich erschreckender Mann, und eine ziemlich unerträgliche Frau. Was die Spinne angeht, da möchte ich gar nichts dazu sagen.“ Sie schauderte. „Doch ich habe Sie geliebt, und Sie haben währenddessen Lucilla geliebt.“
    Sie hob die Hände, während sie die seinen noch hielt.
    „Sie haben das alles für sie getan. Vielleicht kann ich auch etwas für Sie tun.“ Sie konzentrierte sich auf den Augenblick in Miss Colpins Zimmer, als Catty, die Katze, so dringend einen Fluchtweg gebraucht hatte, etwas wie das Loch im Zaun, durch das sie in der dunkeln Gasse entkommen war. Wie hatte sie das nur gemacht? Sie wusste es nicht. Da war nur dieser ungeheuere Wunsch zu entkommen gewesen, eine Zeile von Shakespeare und ein Griff nach dem Unmöglichen. „Ha, mir juckt der Daumen sehr, etwas Böses kommt hieher! … öffnet mir, wer immer hier …“
    Sie fühlte, wie der Vampir sich ihren mentalen Anstrengungen anschloss. So ein starker Geist. Wild und gewaltig. Sie fühlte das verzweifelte Sehnen und die überlegene Macht des verräterischen Mannes, dessen Hände sie hielt. Roh und rücksichtslos. Sie sah die seltsamen Energielinien um sich. Die Welt war ein Strickzeug. Man musste nur den richtigen Faden finden und dran ziehen. Nicht jeder hatte dieses Talent, es war selten, wusste sie jetzt. Sie konnte dies tun, weil sie anders war.
    Sie legte ihrer beider Hände aneinander, Handfläche an Handfläche. Dann zogen sie zusammen die Wirklichkeit auseinander.
    „Nicht!“, schrien einige der Frauen, und Catty wurde eines nervösen Summens gewahr, das ihr den Zugang verwehrte. Doch der Zugang war da, leuchtend und weiß und unheimlich in der Mitte des Raumes zwischen ihr und Lord Edmond. Über den Abgrund ins Nichts hinweg blickte sie in die hellgrauen Augen direkt vor ihr. Die marmorne Schönheit des kleinen, weißhaarigen Mannes berührte sie nicht mehr. Sein Blick schmolz zu etwas, das beinahe Anerkennung hätte sein mögen.
    Dann spürte sie Lucilla, begriff, dass sie das Undenkbare getan und die Macht wieder in die Nähe gebracht hatte, obwohl so viele Menschen sich doch so viel Mühe gegeben hatten, sie zu bannen.
    „Entscheide dich: Friss, bis du platzt, oder geh. Jetzt“, sagte der Vampir zu Edmond.
    „Komm!“, erklang es von der anderen Seite.
    „Gehen Sie!“, sagte Catty.
    „Für immer!“, fügte die Alte hinzu.
    Er ging. Die Welt knallte zu.
    Cattys Knie gaben nach, und sie fiel, doch schon hatte sie jemand gefangen und hielt sie. Thorolf zog sie in die Arme, und sie kuschelte sich an ihn an, weinte an seiner Schulter, kroch beinahe in seine Jacke, konnte ihn nicht loslassen. Er war ein Zuhause, ihre Burg, ihre sichere Zuflucht. Eine Hand strich ihr sanft übers Haar, kraulte sie hinter den Ohren, wie er es getan hatte, als sie eine Katze gewesen war. Der andere Arm hielt sie mit beinahe zu viel Kraft fest. Sie hatte ihn für den illegitimen Sohn eines Prinzen gehalten. Er war kein Prinz. Doch für sie fühlte er sich so an.
    Was immer er war, und er war warm und trostreich, und er gehörte ihr. Auch wenn sie nicht gleich für immer zusammen sein konnten, weil sie zu trauern hatte und zu lernen, wusste
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